Die 20. Ausgabe der Tour der Lorraine steht ganz im Zeichen der Klimagerechtigkeit. Ab dem 11. Januar werden zwei Wochen lang nicht nur in 16 Lokalen Soli-Partys gefeiert und Konzerte gespielt, sondern auch Workshops angeboten, die Austausch und Diskussion ermöglichen. Ausserdem erklärt auch die legendäre Vortragsreihe PIXMIX in der Dampfzentrale den (Klima-)Notstand und die Grosse Halle der Reitschule wird während drei Tagen zur Klimahalle ausgerufen.
RaBe begleitet die Tour de Lorraine nicht nur mit Live-Übertragungen, sondern schaut auch hinter die Kulissen, wechselt die Perspektive und spricht mit Veranstalter*innen und Fachleuten.
TdL-Serie 1: Klimahalle in der grossen Halle
Vom 16. – 18. Januar wird die grosse Halle der Reitschule zur Klimahalle. Was das genau bedeutet, hat unsere Jungreporterin Jule Buchmann im Gespräch mit Zora und Imre diskutiert. Die beiden gehören zum Organisationsteam der Klimahalle und sind dort für Musik und Kunst zuständig.
TdL-Serie 2: Was ist eigentlich Klimagerechtigkeit?
Die 20. Ausgabe der Berner Tour der Lorraine steht voll und ganz im Zeichen der Klimagerechtigkeit. Noch bis am 18. Januar können die Teilnehmer*innen noch über 20 Workshops und Veranstaltungen besuchen, die sich in irgendeiner Form mit dem Begriff der Klimagerechtigkeit auseinandersetzten. Doch was bedeutet Klimagerechtigkeit überhaupt? Und weshalb tun sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen so schwer mit seiner Definition? Im Rahmen unserer Serie zur Klimagerechtigkeit haben wir uns diesen Fragen angenommen und sprachen dazu mit dem Ökonom und Philosoph Dominic Roser, der an der Universität Fribourg am Interdisziplinären Institut für Ethik und Menschenrechte arbeitet:
TdL-Serie 3: Schwindende Gletscher: 9000 Gigatonnen in 60 Jahren
«Es ist schon lange nicht mehr fünf vor zwölf, sondern längst halb eins», sagt Michael Zemp, Direktor des Weltgletscherbeobachtungsdienstes der Universität Zürich. Mit den steigenden Temperaturen schmelzen die Gletscher weltweit immer schneller. In den letzten 60 Jahren ist so viel Gletschereis geschmolzen, dass man die Schweiz unter einer 250 Meter dicken Eisschicht begraben könnte. Insgesamt 9 000 Gigatonnen Gletschereis sind seit den 60er Jahren verloren gegangen.
In der Schweiz zeigen sich die Auswirkungen der Klimaerwärmung laut Michael Zemp stets doppelt so stark wie an anderen Orten. Falls das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Übereinkommens erreicht wird, wären die grösseren Schweizer Gletscher wie beispielweise den Aletschgletscher gerettet. Ansonsten werden in den kommenden Jahrzehnten sämtliche Gletscher in der Schweiz verschwinden, was sich anfänglich durch vermehrtes Hochwasser und längerfristig durch Wassermangel in den heissen, trockenen Sommermonaten zeigen würde.
Laut Michael Zemp ist der Klimawandel die grösste Herausforderung, welche die Menschheit je gesehen hat. Gleichzeitig aber könne man ihn gerade in der Schweiz auch als Chance sehen, weil unsere Rohstoffe nicht fossile Energien sind, sondern Rohstoffe wie Wasser, Sonne und Wind. Zudem berge der Klimawandel auch die Chance, eine neue Gesellschaft zu entwickeln. Mit ihrem starken Forschungs- und Hightechstandort könne die Schweiz hier an vorderster Front mitwirken und bezüglich der Schadensbegrenzung auch profitieren.
TdL-Serie 4: PixMix ruft den Klimanotstand aus
Seit nunmehr 16 Jahren gibt es in der Dampfzentrale das PixMix und ist damit derjenige Anlass mit der längsten Laufzeit. Momentan befindet sich PixMix eigentlich gerade im zweijährigen Kreativschlaf. Als aber die Tour de Lorraine angerufen habe, ob man nicht vielleicht eine Sonderedition einschalten wolle, waren die PixMix-Macher*innen Feuer und Flamme. Entsprechend ging am Dienstag die 83. Ausgabe über die Bühne, und zwar zum Thema Klimanotstand.
Das Konzept von PixMix orientiert sich an der japanischen Vortragstechnik Pecha Kucha. Dabei werden 20 Bilder oder Folien für jeweils 20 Sekunden gezeigt, somit steht allen Vortragenden eine Gesamtredezeit von 6 Minuten und 40 Sekunden zur Verfügung. Welche Bilder projiziert werden und ob dazu eine Rede, ein Tanz oder eine abgefahrene Kunstperformance erfolgt, ist alleine den Vortragenden überlassen.
Das Thema Klimanotstand wurde beim 83. PixMix aus unterschiedlichsten Blickwinkeln und kunterbunt angegangen. Zu Wort kam unter anderem Henrik Nordborg, der anhand von Grafiken und Diagrammen eine nüchterne Faktenanalyse zum Zustand der Welt lieferte. Die 16-jährige Lena Bühler zeigte Bilder, welche sie im vergangenen Dezember bei der Klimakonferenz COP 25 in Madrid geschossen hatte. Des Weiteren berichteten drei Vertreterinnen der KlimaSeniorinnen von der ersten Schweizer Klimaklage, die sie beim Bund einreichten, weil dieser mit seiner Klimapolitik das Recht auf körperliche Unversehrtheit verletze. Demeter-Bauer Hannes Blaser gewährte Einblick in den Giftmischerschrank, aus dem die Landwirtschaft mit vollen Händen schöpft, derweilen fünf Vertreter*innen von tanzkunstwerk den Gletscherschwund mit ihren Körpern performte.
Zum 12-jährigen Jubiläum haben wir PixMix 2016 bereits einmal besucht – den Beitrag gibts hier zu hören.
TdL-Serie 5: Was hat Feminismus mit Klimagerechtigkeit zu tun?
Klimagerechtigkeit bedeutet, dass Personen und Staaten, welche massgeblich beigetragen haben zur Klimaerhitzung auch mehr Verantwortung übernehmen sollen. Zum Beispiel sollen reiche, industrialisierte Länder mehr Gelder ausgeben um die Folgen des Klimawandels abzuschwächen als ärmere Länder des globalen Südens.
Doch was hat Klimagerechtigkeit mit Feminismus zu tun? Sehr viel, sagt Ulrike Röhr, sie ist Ingenieurin, Soziologin und Mitbegründerin von GenderCC – Women for Climate Justice, ein Netzwerk von Organisationen und Aktivist*innen im Bereich Klima & Gender. Sie nimmt seit mehreren Jahren an den UNO-Klimaverhandlungen teil und forscht zum Thema.
Frauen* würden oft stärker unter den Folgen des Klimawandels leiden, gleichzeitig hätten immer noch weniger Einfluss auf die Politik. Entscheide, welche dort gefällt werden, zielten jedoch oft an den Lebensrealitäten von Frauen vorbei: So werde zum Beispiel viel mehr in die E-Mobilität investiert, also in den privaten Personenverkehr welcher überdurchschnittlich von Männern genutzt werde, als in den öffentlichen Nahverkehr. Auch erhalten Frauen immer noch weniger Rente und seien öfters alleinerziehend, hätten somit im Schnitt weniger Geld im Portmonnaie und könnten mit einem höheren Strompreis, der auf den Ausbau erneuerbaren Energien zurückzuführen sei, nur schlecht umgehen.