In den vergangenen fünf Jahren hat die westliche Welt so einige gesellschaftspolitische Umwälzungen erlebt: In den USA wurde ein Mann namens Donald Trump zum Präsidenten gewählt und in Europa ist rechtskonservativer Populismus auf dem Vormarsch. Was passiert da genau in unseren Breitengraden? Und wie ordnet man diese Entwicklung anderswo ein, zum Beispiel auf dem afrikanischen Kontinenten? Mit dieser Ausgangfrage sind Filmemacher Peter Guyer und Musikwissenschaftler Thomas Burkhalter nach Ghana gereist und haben sich dort mit ihrer Kamera sechs Musiker*innen an die Fersen geheftet. Herausgekommen ist dabei der Dokumentarfilm Contradict – ideas for a new world, der zugleich Soundcollage, Befindlichkeitsanalyse und Porträt der Musikszene Ghanas ist.
Es gebe genügend Filme, die einen weissen Blick auf Afrika werfen würden, sagt Peter Guyer. Darum hätten er und Burkhalter in Contradict die Blickrichtung umkehren wollen. So kommen ausschliesslich Vertreter*innen der ghanaischen Kulturszene zu Wort, die auch für den Filmsoundtrack zuständig waren. In diesen Songs greifen die Fokn Bois, Adomaa, Worlasi, Akan, Mutombo Da Poet and Poetra Asantewa Themen wie Kolonialismus, Korruption oder das laute Treiben von Freikirchen-Priester auf und liefern damit spannende gesellschaftskritische Kommentare und Einordnungen.
Contradict zeigt, was die künstlerische Elite Accras beschäftigt und macht zudem deutlich, wie vielfältig die afrikanische Musikszene zu Gange geht, und auch, zwischen welchen Polen sie schwankt. Zum einen liegt da nämlich grosses Selbstbewusstsein und beissende Ironie in der Luft, zum anderen aber auch Verzweiflung über den Zustand des eigenen Landes. Darüber hinaus beleuchtet Contradict Mechanismen und Grundlagen von künstlerischem Widerstand im Allgemeinen und hält damit auch der europäischen Kunstszene den Spiegel vor. Von dieser würde er sich bisweilen ein bisschen mehr Verve und Biss wünschen, wie er ihn etwa in Accra erfahren habe, sagt Peter Guyer.
«Contradict – ideas for a new world», ab Mittwoch 29.1.20 im Kino Rex
Doppelkonzert Fokn Bois und Adomaa, Mittwoch 29.1.20 Turnhalle, 20:30 Uhr