Wer im Coiffeur-Salon sitzt, ist ihm ausgeliefert, seinem Spiegelbild. Bei der Betrachtung seiner selbst denkt man vielleicht über das eigene Leben nach, über begangene Fehler, verpasste Chancen, oder über Träume, die nicht in Erfüllung gehen wollten. Das ist auch im Coiffeursalon von Anna Tschannen nicht anders.
Seit rund 10 Jahren öffnet die 43-jährige Tschannen alle zwei Wochen ihren mobilen Coiffeursalon im Tageshaus für obdachlose Menschen in Basel. Während sie Haare schneidet, erzählen ihre Kund*innen. Es sind ergreifende Biografien, die da geschildert werden und die einmal mehr deutlich machen, wie fragil eine Existenz ist und wie schnell jemand aus dem Tritt geraten kann.
Für seinen Dokumentarfilm «Im Spiegel» hat Regisseur Matthias Affolter Anna Tschannen bei Arbeit im mobilen Coiffeur-Salon gefilmt, zum anderen auch vier ihrer Kund*innen, die ohne festen Wohnsitz leben, mit der Kamera hinausbegleitet. Entstanden ist ein intimer, eindringlicher und berührender Film, der gestrauchelte Menschen in ihrer ganzen Verletzlichkeit porträtiert, ohne dabei voyeuristisch zu sein.
«Im Spiegel» läuft derzeit in Bern im Kino Cinématte