Seit Oktober 2015 wohnte der österreichische Journalist und Aktivist Max Zirngast in der türkischen Hauptstadt Ankara und schrieb für verschiedene Medien unter anderem über die aktuellen politischen Entwicklungen in der Türkei. Im Zuge der verschärften Repression der türkischen Regierung gegen jegliche oppositionellen Kräfte wurde Zirngast im Herbst 2018 verhaftet und sass wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation über drei Monate lang im Gefängnis.
Etwa zeitgleich mit seinem Freispruch im Herbst 2019 erschien das Buch «Die Türkei am Scheideweg», eine Artikelsammlung aus journalistischen und politikwissenschaftlichen Analysen verbunden mit persönlichen Erfahrungsberichten von Zirngast und seinen Wegbegleiter*innen. Die Artikel beschreiben den Aufstieg der AKP, die zunehmende Repression und die Etablierung des autokratischen Systems unter Präsident Recep Erdogan. Ebenfalls enthalten sind einige Briefe aus der Zeit von Zirngasts Gefangenschaft.
Laut Zirngast hat der Buchtitel «Die Türkei am Scheideweg» seine Berechtigung bis heute nicht verloren, weil die grossen Tendenzen weiterhin bestehen: Die Möglichkeit einer Entwicklung hin zu einem noch stärkeren autoritären Regime mit oder ohne Erdogan, hin zu einer milden Liberalisierung im Einklang mit dem europäischen und amerikanischen Kapital und der NATO, oder aber hin zu einer genuinen Demokratisierung. Sämtliche Möglichkeiten stünden bis heute im Raum und um sie drehe sich der permanente politische und gesellschaftliche Kampf.
Das Buch «Die Türkei am Scheideweg» ist ein von der Solidaritätskampage #FreeMaxZirngast herausgegebenes Kollektivwerk.
Am Dienstag, 4. Februar spricht Max Zirngast an einer Veranstaltung des Rojava Komitees Bern im Kino der Reitschule in Bern.