Heute im Info: Was liegt gegen Bischof Charles Morerod vor? Inwiefern ergänzt die Restaurative Justiz unser Strafrechtssystem? Wie bietet einen neue Plattform Geflüchteten Unterstützung an? Antworten im Podcast:
Freidenker-Vereinigung klagt gegen Bischof Morerod
Lange galt der Westschweizer Bischof Charles Morerod als Vorkämpfer gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Nun steht er selber wegen angeblicher Mitwisserschaft im Rampenlicht. Die Freidenker-Vereinigung Schweiz hat Klage eingereicht wegen angeblicher Begünstigung.
Der Fall geht zurück ins Jahr 1998, als der Freiburger Pfarrer P.F. einen damals 17-Jährigen sexuell missbraucht haben soll. Wie Recherchen des Tages-Anzeiger und SRF Rundschau zeigen, übergab die damalige Westschweizer Opferkommission das entsprechende Dossier Morerod bereits 2011, als dieser Bischof wurde.
Morerod selber allerdings behauptet, er habe erst 2016 vom Vorfall erfahren. Der Freiburger Pfarrer habe ihm gegenüber von einem Einzelereignis und einer erwachsenen Person gesprochen. Das Dossier der Opferkommission hingegen habe er erst im Zuge der Ermittlungen von Rundschau und Tages-Anzeiger Ende 2019 entdeckt und der Polizei übergeben. Zudem handle es sich bei diesem Dossier lediglich um eine Aktennotiz, welche festhält, dass sich die betroffenen Personen geeinigt hätten.
Charles Morerod, Bischof von Freiburg, Lausanne und Genf hat das mutmassliche Missbrauchsopfer inzwischen zu einem Gespräch eingeladen. Zudem hat er eine interne Untersuchung eingeleitet, welche klären soll, wohin die Dokumente verschwunden sind. Parallel dazu läuft bereits eine Untersuchung, die ermitteln soll, inwiefern der Freiburger Pfarrer gegen das kanonische Recht verstossen habe.
Diese internen Abklärungen genügen der Freidenker-Vereinigung bei weitem nicht.
Präsident Andreas Kyriacou betont, es sei nicht Aufgabe der Kirche, sich selbst zu überprüfen. Wenn eine mutmassliche Straftat vorliege, müssten das die staatlichen Untersuchungsbehörden abklären.
Bis vor rund zwei Wochen war der Freiburger Pfarrer noch im Amt. Dann hat ihn der Bischof unter Druck der Öffentlichkeit per sofort und bis auf weiteres freigestellt.
Restaurative Justiz
Dialog als Ergänzung zur Strafe, diesen Ansatz bietet die Restaurative Justiz. Dabei zentral sind unter anderem Opfer-Täter*innen Gespräche, mit der Idee, dass alle Beteiligten einer Straftat von einer Aussprache an einem runden Tisch profitieren können. Täter*innen könnten dabei ihre Verantwortung anerkennen und auch ihren eigenen Heilungsprozess voranbringen, denn vielfach waren sie selbst Opfer von Gewalt. Auf der anderen Seite können durch Restaurative Justiz oft auch Betroffene stark profitieren, wie Claudia Christen Schneider, Präsidentin des Swiss RJ Forum im Interview erklärt. Sie können das Geschehene aufarbeiten und finden vielleicht Antworten auf Fragen, die sie seither beschäftigen.
Verschiedene Länder würden dabei unterschiedliche Herangehensweisen praktizieren. In manchen Fällen könne auch das Opfer mitdiskutieren, wenn es um die Strafe der Täter*innen geht, in der Schweiz ginge es vor allem um restaurative Dialoge, geleitet von ausgebildeten Freiwilligen.
Morgen Mittwoch Abend findet im Polit-Forum im Käfigturm im Rahmen der Ausstellung «Swiss Prison Photo Project» eine Podiumsdiskussion zum Thema Restaurative Justiz statt. Beginn: 18.30 Uhr, eine Anmeldung ist erwünscht.
Die RaBe-Sendung Subkutan hat sich schon einmal eingehend mit der Restaurativen Justiz beschäftigt, hier geht’s zur ganzen Sendung.
Ebenso hat das Magazin zum Straf- und Massnahmenvollzug des Bundesamtes für Justiz Anfang letzten Jahres eine ganz Ausgabe der Restaurativen Justiz gewidmet.
Neue Webseite jobs4refugees.ch
Nur knapp 40 % der erwerbsfähigen Geflüchteten können tatsächlich einer Beschäftigung nachgehen. Vielen Unternehmen ist die Vorgehensweise bei der Einstellung von Geflüchteten unklar. Integration und Unabhängigkeit erfolgt aber insbesondere durch die Arbeit.
Das Projekt Jobs4Refugees.ch entstand 2017 und engagiert sich seither im Kanton Bern als Brückenbauer zwischen Betrieben und Arbeitsuchenden aus dem Flüchtlingsbereich. Es wird von der kirchlichen Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen KKF betrieben und durch die Gesundheits-, Sozial-, und Integrationsdirektion des Kantons Bern finanziert. Am 28 Januar 2020 wurde nun die neue, schweizweit einzigartige Website von Jobs4Refugees.ch lanciert. Diese soll die Verknüpfung von Stellensuchenden und Betrieben vereinfachen.
Auf der Website findet man online Bewerbungsprofile mit Angaben zu Kompetenzen und Erfahrungen der Geflüchteten. Unternehmen, welche für Bewerbende mit B oder F Ausweis offen sind, können Stelleninserate direkt auf der Website ausschreiben. Jobs4Refugees.ch bietet aber mehr als nur Personalvermittlung. Stellensuchende Geflüchtete werden von professionellen Jobcoaches beraten und begleitet. Für Arbeitgebende bietet die Plattform Merkblätter, Anleitungen und individuelle Beratung um sich im Dschungel von Einstellungsbedingungen, Meldepflichten und Aufenthaltsbewilligungen zurechtzufinden. Lisa Schädel ist Projektleiterin von Jobs4Refugees.ch und erklärt was die neue Plattform alles zu bieten hat.