Die prekäre Situation an der türkisch-griechischen Grenze verschärft sich zusehends – immer wieder kommt es zu Übergriffen auf Asylsuchende und Organisationen. Im heutigen RaBe-Info sprechen mit Médecins sans frontières (MSF) über die neusten Entwicklungen an der EU-Aussengrenze. Ausserdem machen wir einmal mehr einen „Zeitsprung“ und blicken zurück auf die 40-jährige Erfolgsgeschichte der drei Fragezeichen Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews.
Podcast der ganzen Sendung:
Was passiert in Griechenland?
Die Lage an der EU-Aussengrenze ist seit Tagen angespannt. Am vergangenen Freitag gab der türkische Präsident Erdogan bekannt, er würde die Grenze nach Griechenland öffnen, man werde die Asylsuchenden auf dem Weg Richtung Europa nicht mehr aufhalten. Daraufhin reisten Tausende mit Bus und zu Fuss an die Grenze zu Griechenland, dieses schickte als Reaktion seine Armee, welche mit Tränengas und Blendgranaten die Schutzsuchenden am Grenzübertritt hinderte.
Erdogan begründete die Grenzöffnung damit, dass sich die EU nicht an den im Jahre 2016 abgeschlossenen Deal mit der Türkei hielt. Laut dieser Abmachung schickt Brüssel finanzielle Unterstützung nach Ankara, im Gegenzug nehme die Türkei die Rolle als Türsteherin Europas wahr. Vermutlich will der türkische Präsident damit Druck aufbauen um die EU und die NATO dazu zu bringen, ihn im Krieg in Nordsyrien zu unterstützen.
Gleichzeitig wird die Lage auf den griechischen Inseln Lesbos, Samos und Chios, auf welchen Zehntausende Asylsuchende ausharren, immer prekärer. Seit die griechische Regierung angekündigt hatte, sie werde neue, geschlossen Lager errichten, kommt es immer wieder zu Demonstrationen und sogar zu Übergriffen auf Geflüchtete und auf Mitarbeitende von Nichtregierungsorganisationen.
Derzeit macht ein Video die Runde, auf dem man sieht wie Bewohner*innen auf Lesbos versuchen, ein ankommendes Boot mit Flüchtenden am Anlegen zu hindern. Laut einem Interview mit einem Europaabgeordneten der Grünen in der TAZ sollen Rechtsextreme auf der Insel Checkpoints errichtet haben, mindestens ein Journalist wurde verprügelt.
Verschiedene Hilfsorganisationen, darunter auch Médecins sans frontières MSF mussten ihre Aktivitäten auf Grund der Sicherheitslage einschränken. Sibylle Berger, Mediensprecherin von MSF, erklärt gegenüber RaBe, die EU müsse endlich ein funktionierendes Asylsystem auf die Beine stellen und aufhören, geflüchtete Menschen auf den griechischen Inseln unter unmenschlichen Bedingungen festzuhalten. Nur so könnte die Situation in Griechenland deeskaliert werden.
Der freie Journalist Michael Trammer berichtet aus Lesbos:
Zeitsprung: 40 Jahre die drei ???
Die Art und Weise, wie sie sich in jeder Hörspielfolge vorstellen – Erster Detektiv: Justus Jonas, zweiter Detektiv: Peter Shaw, Recherchen und Archiv: Bob Andrews – steht «Bond, James Bond» in punkto Bekanntheit in nichts nach. Denn die drei ??? aus dem amerikanischen Kleinstädtchen Rocky Beach haben eine ganze Generation geprägt.
Ende der 1960er-Jahre erschien das erste Abenteuer der drei jugendlichen Detektive in Buchform, 10 Jahre später folgte die Hörspielserie, welche im deutschsprachigen Raum einen Siegeszug sondergleichen antrat. Bis heute wurden 50 Millionen Tonträger verkauft und dafür 150 Gold- und Platin-Schallplatten eingeheimst. Bei Live-Hörspiel-Produktionen werden die Originalsprecher Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw) und Andreas Fröhlich (Bob Andrews) wie Rockstars gefeiert, wobei 2014 bei einem einzigen Anlass in Berlin 20’0000 Menschen anwesend waren.
Ins Leben gerufen hat die Figuren der drei Detektive ursprünglich der amerikanische Journalist und Autor Robert Arthur. Dieser war in den 1960er-Jahren mit Filmemacher Alfred Hitchcock befreundet, weswegen in den frühen Folgen Hitchcock noch als Auftraggeber der drei ??? fungierte. Während die amerikanische Originalausgabe 1993 eingestellt wurde, recherchieren Justus, Peter und Bob in Deutschland bis heute weiter. Ende Januar 2020 erschien die 203. Hörspiel-Folge «Der Tauchgang ins Ungewisse».
Die Stimmen klingen mittlerweile zwar älter, gehören aber immer noch zu den gleichen Personen. Oliver Rohrbeck, Jens Wawritschek und Andreas Fröhlich waren bei der ersten Ausgabe «Der Superpapagei» (1979 ) gerade mal 13-jährig, heute sind sie alles gestandene Mitfünfziger.
Zusammen mit den Sprechern sind auch die Fans älter geworden. Wie eine Telefonumfrage ergab, sind 50% der heutigen Hörer*innen zwischen 30 und 40 Jahren alt – ein Novum für eine Jungendhörspielserie.
Die Faszination lässt sich einerseits damit erklären, dass die Figuren sympathisch angelegt sind: Justus Jonas, das intellektuelle Dickerchen mit hochgestochener Ausdrucksweise, der sportliche aber auch etwas hasenfüssige Peter Shaw und der besonnenen Bob Andrews. Ausserdem merkt man den Sprechern an, dass sie auch nach 40 Jahren Hörspielproduktion immer noch mit Liebe zu ihren Charakteren, mit Spass an der Sache und einer gehörigen Portion Eigenironie zu Werke gehen.
Ein weiterer Charmfaktor ist die Geräuschekulisse, für welche seit Anbeginn Produzentin Heikedine Körting zuständig ist. Die Geräusche haben sich in den vier Jahrzehnten kaum verändert: in der Zentrale krächzt Papagei Blacky, das schwarze Telefon schrillt schrill und Pistolenschüsse klingen wie aus einem Spaghetti-Western der 1950er-Jahre.
Der zentrale Faktor für die Beliebtheit dürfte allerdings in Nostalgie zu verorten sein, denn die drei ??? transportieren ein Stück heile Welt. Im Gegensatz zu unserer hektischen, hochkomplexen und globalisierten Zeit ist die Welt der drei ??? überschaubar und noch in Ordnung. Es sind Stimmen aus einer Welt, in der das Böse stets zur Rechenschaft gezogen wird und das Gute immer siegt – Stimmen aus einer umsorgten Kindheit.
«Die drei Fragezeichen und der dunkle Taipan» in Originalbesetzung, Mittwoch 18. März 2020, Hallenstadion Zürich