Im RaBe-Info befragen wir heute den Marktführer für Beatmungsgeräte mit Hauptsitz im Kanton Graubünden und sprechen mit einem Experten über die derzeitige Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen.
Podcast der ganzen Sendung:
«Der Ansturm ist zu gross»
Den Marktführer für die nun weltweit gesuchten Beatmungsgeräte findet man nicht etwa in China oder in den USA sondern im beschaulichen Dorf Bonaduz im Kanton Graubünden.
Hamilton Medical entwickelt und produziert seit 1983 Beatmungsgeräte. Bis anhin waren es rund 150 dieser Apparaturen, welche das Medizinal-Unternehmen pro Monat in die ganze Welt lieferte, seit dem Ausbruch der Corona-Krise konnte die Firma die Produktion auf knapp 2000 Stück hochfahren. In den letzten Wochen wurden zusätzlich Mitarbeitende angestellt – sie arbeiten im Schichtbetrieb auch nachts und am Wochenende. Noch immer müsse Hamilton Medical bei den Bestellungen jedoch Prioritäten setzen, der Ansturm sei schlicht zu gross, um alle auszuführen, so Kathrin Elsner, Verantwortliche Kommunikation.
Auf Wunsch ist das Interview schriftlich erfolgt, Info-Redaktor Salim Staubli hat die Antworten für uns eingelesen:
Corona-Krise: Bedingungsloses Grundeinkommen wagen
Der Schweizer Wirtschaft steht eine der wohl bedeutendsten Krisen seit Jahrzehnten bevor. Bisher stützt der Bund Schweizer KMUs, Selbständige und Kulturschaffende mit Soforthilfen von 10 Milliarden Franken. Glaubt man den Wirtschaftsexpert*innen werden bald viele weitere Milliarden folgen müssen.
Damit drängt sich die Frage auf: Warum in dieser aussergewöhnlichen Situation nicht aussergewöhnliche Massnahmen ergreifen und neue Wege gehen?
Diese Woche haben Erwin Fässler aus Zürich und die Jungen Grünen je eine Petition lanciert für ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle in der Schweiz lebenden Personen von monatlich 2`500 Franken für die kommenden 6 Monate. Unterschrieben haben bisher (Stand Freitag Mittag) über 60 000 Menschen.
Das Staatsekretariat für Wirtschaft SECO sagte gegenüber RaBe, auch in der aktuellen Krisensituation halte man von dieser Idee gar nichts. Anders sieht das Dietmar Wetzel, Professor für Sozialwissenschaften an der Medical School in Hamburg und an der Universität Basel.
Laut Wetzel sprechen im Wesentlichen drei Gründe dafür, die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens aktuell wieder aufs Tapet zu bringen: Erstens herrsche aktuell in breiten Bevölkerungsteilen eine existenzielle Verunsicherung bezüglich Lebensführung und Arbeitsgestaltung. Zweitens habe die soziale Ungleichheit weiter zugenommen und drittens zeige die aktuelle Krise, wie stark sich der Kapitalismus derzeit unter einem Legitimationsdruck befinde, weshalb es dringend notwendig sei, über ein anderes Wirtschaften und ein anderes Lohnarbeitsverhältnis nachzudenken. Im Gegensatz zu den Soforthilfen ermögliche ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht nur eine mittel- und längerfristige Absicherung der Menschen, sondern auch eine Planungssicherheit für die KMUs, die Selbständigen und die Kulturschaffenden. Weil für viele auch ein Grundeinkommen nicht ausreichen wird, um in der Corona-Krise ihre Existenz längerfristig zu sichern, plädiert Dietmar Wetzel für eine doppelte Strategie, bestehend aus einerseits einem Grundeinkommen für alle während der nächsten 6 Monate und andererseits finanzieller Soforthilfen für KMUs, Selbständige und Kulturschaffende, welche wohl nochmals zusätzlich rund 100 Milliarden Franken umfassen müssten.
Dietmar Wetzel im Gespräch mit RaBe: