Die BAG-Weisung «zuhause bleiben» bedeutet für manche Menschen eine besonders grosse Herausforderung: Sowohl für diejenigen, die kein Zuhause haben, als auch für Opfer von häuslicher Gewalt. Und wie schafft es das Staatsekretariat für Migration SEM, trotz Corona-Krise im Asylbereich fast «courant normal» zu erhalten?
Bleibt zuhause! – und was machen obachlose Menschen?
Die Weisung des Bundesamtes für Gesundheit BAG ist deutlich: Bewegt euch so wenig wie möglich und bleibt wenn immer möglich zuhause. Was aber machen diejenigen Personen, die kein Zuhause haben?
Der Sleeper und das Passantenheim der Heilsarmee haben reagiert und bieten aktuell nicht nur weiterhin Übernachtungsmöglichkeiten an, sondern ermöglichen ihren Gästen, den ganzen Tag dort zu verweilen und sorgen zudem auch für die notwendigen drei Mahlzeiten am Tag. Die Plätze sind indes bereits fast vollständig belegt und aufgrund der Corona-Krise versuchen die Institutionen möglichst keine neuen Gäste mehr aufzunehmen. Darauf hat die Stadt Bern bereits reagiert und stellt in den kommenden Tagen 28 neue Plätze zur Verfügung.
Kein sicheres Zuhause für Gewaltbetroffene
Die Zahlen sind schockierend: Laut dem Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann stirbt in der Schweiz alle zwei Wochen eine Frau an den Folgen häuslicher Gewalt. Für Gewaltbetroffene sind die eigenen vier Wände kein sicherer Ort und die Corona-Krise somit ungleich gefährlicher.
Noch hätten sie keinen Anstieg von Vorfällen wahrgenommen, sagt Marlies Haller, Geschäftsführerin der Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern. Doch es sei nur eine Frage der Zeit, bis in den zwei Frauenhäusern des Kantons Gewaltbetroffene vermehrt Schutz suchen würden.
Von Gewalt betroffene Frauen können rund um die Uhr die Hotline AppElle kontaktieren: 031 533 03 03. Ebenso gibt es in Bern ein Männerhaus, erreichbar unter der Nummer 031 552 08 70.
Und auch Menschen, die zu Gewalt neigen können sich Unterstützung holen, die Fachstelle Gewalt berät unter 0765 765 765
«Courant normal» im Asylbereich
Wie überall wirbelt die Corona-Krise auch im Asylbereich so einiges durcheinander.
Das Staatssekretariat für Migration SEM gibt sich allerdings gelassen und meint, bis jetzt bleibe fast alles wie gehabt. Trotz der Gefahren und Einschränkungen für alle Beteiligten, welche die Corona-Krise mit sich bringt, werden nach wie vor Asyl-Entscheide gefällt und die Asylsuchenden unter den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen in die kantonalen Zentren verteilt. Die Asylsuchenden mit Dublin-Entscheid bleiben so lange in der Obhut der Schweiz, als dass die Dublin-Rückführungen aufgrund der geschlossenen Grenzen auf Eis gelegt werden.
Einzig die Befragungen der Asylsuchenden sind derzeit für rund eine Woche ausgesetzt, bis das SEM die Zimmer mit Plexiglasscheiben ausgerüstet hat, um die Ansteckungsgefahr bei den bei Befragungen üblicherweise anwesenden 5 Personen zu minimieren. Auch die Rekurs-Fristen gegen Negativentscheide hat das SEM bisher nicht verlängert, obwohl aufgrund der Corona-Krise sehr viel weniger Rechtsvertreter*innen und Übersetzer*innen zur Verfügung stehen.