In den USA wird das Recht auf Abreibung konstant angegriffen, die Bad Bonn Chilbi harrt stoisch der Corona-Dinge, die da kommen mögen, derweilen uns Professor der Psychologie Fred Mast erklärt, warum warten für viele Menschen ganz furchtbar schwierig ist. Den Podcast zur Sendung gibst hier:
Abtreibungsrecht vorübergehend ausgesetzt
Unter dem Vorwand der Corona-Krise hatten mehrere US-Bundestaaten letzte Woche Schwangerschaftsabbrüche vorübergehend verboten. Sie argumentierten, dass in der derzeitigen Lage alle Eingriffe, welche nicht dringend notwendig seien, ausgesetzt würden. Laut verschiedenen Medienberichten waren mehrere Hundert Schwangere von dieser Massnahme betroffen, sie alle hatten bereits einen Termin in einer Abtreibungsklinik.
Am Montag haben Gerichte unter anderem in Texas und Ohio die Verbote nun vorerst wieder gekippt. Doch die konstanten Angriffe auf das Recht auf Abtreibungen werden weitergehen, dessen ist sich unser Korrespondent in New York, Max Böhnel, sicher.
Bad Bonn Chilbi in der Warteschlaufe
Grosse Fragezeichen umranken die diesjährige Schweizer Open Air-Saison. Viele Veranstaltende sitzen aktuell auf Nadeln und warten angespannt auf den 19. April, wenn der Bundesrat verkünden wird, wie es in der Corona-Krise weitergeht.
Eines der ersten grösseren Festival ist die Bad Bonn Chilbi in Düdingen, das Mekka der Liebhaber*innen von musikalischen Perlen abseits des Mainstreams. Dort ist derzeit kaum Hektik zu verspüren, vor allem weil sich im Gegensatz zu den grösseren Festivals der finanzielle Schaden bei der Chilbi bei einer allfälligen Absage in Grenzen halten würde.
Was allerdings direkt Schaden nehmen würde, sei das Programm im Club Bad Bonn während des Jahres, sagt Daniel Fontana, Kopf und Programmverantwortlicher der Bad Bon Chilbi. Die teils risikofreudige Programmation im Club wird seit Jahren durch die Chilbi quersubventioniert. Fällt diese Quersubventionierung weg, gelte es auch bei der Programmation übers Jahr im Bad Bonn auf die Bremse zu treten.
Daniel Fontana meint, viele Leute seien immer noch positiv, dass die Chilbi und die Open Air-Saison stattfinden werde, weshalb auch das Bad Bonn-Team ein bisschen so denken müsse, um auch bereits zu sein, falls es denn tatsächlich stattfinden könnte.
Psychologie des Wartens: Warum fällt uns das Nichtstun so schwer?
Während Ärzt*innen und Pflegepersonal derzeit schuften bis zum Umfallen, ist bei vielen Menschen eine ungekannte Ruhe eingekehrt. Nach der Vollbremsung ist die Leistungsgesellschaft im Ruhemodus. Und doch fühlen sich aktuell wohl viele Menschen geradezu zum Warten verdammt und hoffen darauf, dass es möglichst bald wieder losgehe.
Gemäss Fred Mast, Professor für kognitive Psychologie an der Universität Bern macht uns der aktuelle Stillstand deshalb so Mühe, weil das Ende nicht absehbar ist, was zu Kontrollverlust und Planungsunsicherheit führt. Grundsätzlich seien Personen mit einem gut ausgeprägten Fantasievermögen weniger anfällig auf Langeweile und erlebten auch Wartezeiten als kürzer.
Die Wahrnehmung von Zeit sei aber auch kulturell geprägt, wobei individualistisch geprägte Kulturen wie wir eine sind, sich schwerer tun, wenn sie die Kontrolle abgeben müssen und ihre Zeit nicht mehr selber organisieren können. Einfacher sei dies für kollektivistischorganisierte Kulturen, wo die Zeit eher zirkulär organisiert sei im Rahmen eines Kommen und Gehens.
Eine gravierende Auswirkung unserer vom Konsum getriebenen Leistungsgesellschaft sei der Schlafmangel. Im letzten Jahrhundert habe sich die Schlafdauer um 2.5 Stunden reduziert – heute schlafen wir durchschnittlich nur noch rund 7 Stunden – was schwere gesundheitliche Risiken bergen könne.
Dass die Corona-Krise unsere Einstellung zum Nichtstun nachhaltig verändern werde, glaub Fred Mast indes nicht, weil «der Mensch sei eine sehr gut funktionierende Gewohnheitsmaschine».
Eben ist von Fred Mast das Buch «Black Mamba oder die Macht der Imagination – Wie unser Gehirn die Wirklichkeit bestimmt» erschienen.