«Happy Birthday Lenin!», warum der russisches Revolutionär eineinhalb Jahre in der Berner Länggasse weilte. «Wem wird geholfen und wem nicht?», eine Plakataktion der Tour de Lorraine. «Stage at home», deine liebsten Berner Bands direkt zu dir nach Hause gestreamt. Das und mehr heute im RaBe-Info.
150 Jahre Lenin – Blick auf seine Zeit in Bern
Heute vor 150 Jahren wurde Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt als Lenin geboren. Lenin, von vielen als Revolutionär verehrt, von vielen anderen als Massenmörder geächtet, hinterliess auch in Bern seine Spuren.
Bevor er 1917 die russische Oktoberrevolution anführte und Weltgeschichte schrieb, verbrachten Lenin und seine Frau Nadeschda Krupskaja rund eineinhalb Jahre in der Länggasse in Bern. Warum es sie damals ausgerechnet ins beschauliche, kleinbürgerliche Bern verschlug, hatte wohl mehrere Gründe. Ursprünglich wäre Lenin womöglich lieber nach Genf gegangen, welches er schon kannte. In Bern blieb er wohl erstens aufgrund von Nachrichten aus Genf, wonach sich die dortige Szene der Exilruss*innen verändert hat, und zweitens aufgrund der Tatsache, dass Krupskaja an der Krankheit Morbus Basedow litt und sich in Bern behandeln liess.
Während seiner Zeit in Bern verbrachte Lenin nachweislich viel Zeit in den Berner Bibliotheken. 60 von Lenins Leihscheinen sind bis heute erhalten, zu welchen Johannes Mangold 2017 eine Ausstellung in der Schweizerischen Nationalbibliothek kuratierte. Laut Mangold war Lenin vom Schweizer Bibliothekswesen begeistert, weshalb er es nach der bolschewistischen Revolution als Vorbild für die Neugestaltung des russischen Bibliothekswesen nutzte.
Anfangs 1916 zog Lenin weg von Bern nach Zürich, von wo er sich bald zur Oktoberrevolution in Russland aufmachen sollte.
Über seine Spuren in Bern versuchte der Kanton Bern lange Zeit einen Mantel des Schweigens zu legen. Noch im Jahre 1970 verbot der Berner Regierungsrat zum Beispiel, dass Lenins Aufenthaltsbewilligung öffentlich gezeigt werden konnte, weil er befürchtete, in Zeiten des Kalten Krieges könnten die Dokumente für linksextreme sozialistische Propaganda missbraucht werden. Erst 2017 konnte man im Rahmen einer Ausstellung in der Nationalbibliothek erstmals einen Blick auf die Dokumente werfen. Auch wenn sich heute niemand mehr dagegen sträubt, dass Lenins Spuren in Bern sichtbar werden und bleiben, hofft Kurator Hannes Mangold, dass Lenins Vermächtnis weiterhin umstritten bleibt, weil er einerseits zwar Weltgeschichte schrieb, andererseits aber auch verantwortlich war für Massenmorde und die Etablierung eines Systems, dass für sehr viele Menschen enormes Leid mit sich brachte.
Plakataktion der Tour de Lorraine
Was ist eigentlich gerecht? Was braucht man für ein gutes Leben? Solche und ähnliche Fragen begegnen einem seit letzter Woche auf Plakaten überall in der Stadt Bern. Dahinter steckt das Kollektiv der Tour de Lorraine. (https://www.tourdelorraine.ch/plakis/) Laut Andrea Meier, Mitglied des Kollektivs, sollen Menschen damit zu einer Diskussion über die Welt nach Corona angeregt werden. Es sei ein kreativer Ausweg für einen Austausch trotz Abstandsregeln. Auf den Plakaten stellen Menschen Fragen zu Bedürfnissen während und nach der Coronazeit, welche wiederum mit Plakaten beantwortet werden können.
Konzertbühne ins Haus geliefert
Zwei Acts, ein Konzertabend, Kultur zu Hause auf dem Sofa konsumieren und damit Berner Musiker*innen unterstützen – so die Idee von Stage At Home. Lanciert hat das Projekt die Musikförderung Bern zusammen mit der Solidaritätsgruppe Gärn gschee – Bärn hiuft.
Dank Stage At Home erhalten Musikliebhaber*innen auch in Zeiten von Corona Zugang zu Live-Musik. Ausserdem greift das Projekt Musiker*innen finanziell zumindest ein bisschen unter die Arme, was bitter nötig ist, weil sich diese derzeit mit massiven Einkommensausfällen konfrontiert sehen.
Die Konzerte werden jeweils freitags ab 19:30 live aus dem Gaskessel auf Youtube und Facebook übertragen. Die ersten beiden Ausgaben seien aufgegleist und finanziell gesichert, sagt Baldy Minder, der im Vorstand von Musikförderung Bern einsitzt. Alle in die Produktion involvierten Personen – also Bands, Techniker*innen und Produktionsleiter*innen – würden entlöhnt. Um «Stage at Home» weiterziehen zu könne, sei man aber auf finanzielles Wohlwollen der Zuschauer angewiesen, sagt Minder. Denn auch wenn sämtliche Beteiligten zu stark reduziertem Lohn arbeiteten, koste ein Konzertabend im Schnitt immer noch Fr. 2’000 Franken. Entsprechend haben Zuschauer*innen die Möglichkeit, via Spendetool einen finanziellen Beitrag zu leisten.
Das ganze Interview mit Baldy Minder:
«Stage at home» Shows
FR 24.4. Soukey (Mundart RnB) und Tomazobi (kenneöppeaui)
FR 1.5. Jessiquoi (Queen of Electropop) und Studeyeah (Dada-Alltagspoesie)