Warum fördert die Coronakrise Grenzen und Nationalstaaten? Wie verbringen gläubige Muslime ihren Fastmonat Ramadan in Zeiten von Corona? Und wie interagieren Räume mit dem, was in ihnen stattfindet? Diese und weitere Fragen klären wir im heutigen RaBe-info!
Podcast der ganzen Sendung:
Wir & die Anderen – Nationalistische Rezepte gegen Corona
In der Corona-Krise werden die Grenzen der Nationalstaaten wieder so sichtbar, wie schon sehr lange nicht mehr. Die Staaten machen die Schotten dicht und versuchen, ihre jeweils eigenen Wege aus der Krise zu finden. Internationale Solidarität steht inzwischen nicht einmal mehr im Kleingedruckten.
Dieser nationalistische, kulturalistische Diskurs im Rahmen der Bekämpfung des Corona-Virus zeige sich bereits sehr deutlich bei der Definition des Virus und der Beschreibung der Ausbreitung, wie Janine Dahinden, Professorin für transnationale Studien an der Universität Neuenburg feststellt. So werde stets argumentiert, das Virus komme «von aussen», von China und Italien, und verbreite sich in gewissen Ländern aufgrund der angeblichen kulturellen Eigenheiten der Bevölkerung besonders schnell. Aufgrund der angeblichen Geselligkeit der Italiener*innen zum Beispiel habe das Corona-Virus in Italien ein leichtes Spiel. Strukturelle oder sozioökonomische Gründe für die Ausbreitung würden dabei komplett ausgeblendet.
Laut Janine Dahinden gäbe es indes weitaus effektivere Strategien als die nationalistischen Massnahmen, um die Corona-Krise zu bewältigen. So könnten sich die Staaten an der Universalität der Menschenrechte, insbesondere dem universellen Recht auf Zugang zu Gesundheit orientieren. Dann läge der Fokus bei den Grenzkontrollen zum Beispiel nicht mehr auf der Nationalität, sondern mit der schnellen Lokalisierung und Versorgung von Kranken unabhängig von ihrer Herkunft tatsächlich auf der Eindämmung des Virus . Zudem könnte der Fokus auf die regionale Zusammenarbeit über die Staatsgrenzen hinaus gelegt werden, in denjenigen Regionen, wo sich das Virus besonders schnell ausbreite. Solche Massnahen würden sicher nicht alle Probleme lösen, sagt Janine Dahinden, aber sie würden sicher weniger als die aktuellen Massnahmen dazu beitragen, die sozialen Ungleichheiten weiter zu verschärfen.
Ramadan zu Zeiten von Corona
Heute beginnt der Ramadan, der neunte Monat des islamischen Kalenders. Bis zum 23. Mai werden gläubige Musliminnen und Muslime nun fasten, das heisst kein Essen und Trinken zwischen Sonnenaufgang und -untergang, Verzicht auf Rauchen und Sex.

Dieses Jahr darf kaum in einer grossen Gemeinschaft das Fasten gebrochen werden: Iftar in Kairo © Otto J. Simon
Der Ramadan ist auch eine Zeit der Begegnung, jeden Abend wird das Fasten gebrochen und oft in grossen Runden ausgiebig geschlemmt – ein Ritual, welches zu Zeiten von Corona kaum in dieser Form stattfinden darf.
Im Interview mit RaBe spricht Önder Güneş, Pressesprecher der Föderation islamischer Dachorganisationen Schweiz FIDS, über weitere Besonderheiten in diesem Jahr. So dürften Risikopatient*innen zum Beispiel auf das Fasten verzichten, wenn dieses sie gefährden würde. Auch seien die Gläubigen angehalten, das Geld, welches sie ansonsten für ein grosses gemeinschaftliches Abendmahl ausgegeben hätten, zu spenden.
Vom Strip-Club in die Kunstgalerie: Snapfinger
In ihrer Jugend hatten sich Joëlle Lehmann und Annabelle Schneider an Konzerten kennengelernt, dann aber aus den Augen verloren. Als sie sich in der Berner Bar Volver zufällg wieder trafen, bestellten die beiden ein Flasche Rotwein und hörten nicht mehr auf zu reden. Was bei diesem Gespräch herauskam, war ein gemeinsamen Projekt, denn die Herzen der beiden schlagen nicht nur für die Musik, sondern auch für die Kunst.
Annabelle Schneider, die seit fünf Jahren in New York lebt, ist strategische Designerin und Innenarchitektin – Joëlle Lehmann ist Fotografin und betreibt mit ihrem Partner in Burgdorf die Kreativagentur Hella Studio. Gemeinsam haben die beiden das Projekt Snapfinger aufgegleist, das die Frage verhandelt, inwiefern Räume mit dem, was ihn ihnen passiert, interagieren. Dafür haben die zwei berühmt berüchtigte Underground-Hip-Hop-Strip-Clubs im amerikanischen Atlanta besucht. Eine erste Zwischenbilanz von Snapfinger gibt’s derzeit im Offspace-Schaukasten Antichambre zu sehen, wo Lehmann und Schneider in einer multisensorische Installation ihre Eindrücke künstlerisch umsetzen.
Snapfinger, Antichambre, Gerechtigkeitsgasse 72, bis 2. Mai 2020