Im RaBe-Info geht es heute um die Verschärfung der Zulassung zum Zivildienst, um Pestizide in unseren Lebensmittel und darum, wer eigentlich hinter der Kult-App Aare.Guru steht.
Den Podcast zur Sendung gibt es hier:
Höhere Hürden für Zivildienstleistende
Heute 4. Juni befasst sich der Nationalrat in der Sommersession mit der Verschärfung des Zivildienstgesetzes. Die Zulassung zum Zivildienst soll erschwert werden. So soll der Soldatenschwund bekämpft und der langfristige Erhalt der Armee gesichert werden.
Seit 2011 hatte die Zulassung zum Zivildienst kontinuierlich zugenommen. Dies hängt vor allem mit der Abschaffung der sogenannten „Gewissensprüfung“ zusammen. Vorbei waren die Zeiten, als Zivildienstwillige in einem Gesuch einen Gewissenskonflikt mit dem Militärdienst begründen und eine Anhörung über sich ergehen lassen mussten. Mit der Zunahme der Zivildienstleistenden kam die Befürchtung des Bundesrats auf, der Bestand der Armee könnte gefährdet werden. Um dem entgegenzuwirken soll nun mit insgesamt acht Massnahmen im Zuge der Gesetzesrevision, die Zulassung zum Zivildienst erschwert werden. Insbesondere Abgänge von Armeegehörigen nach bestandener RS sollen verhindert werden.
Der schweizerische Zivildienstverband CIVIVA setzt sich für den Erhalt und Ausbau des Zivildiensts ein. Geschäftsführer Nicola Goepfert und sein Team bekämpfen die Zulassungsverschärfung. Zwar könnten auch nach der Gesetzesrevision prinzipiell noch jeder und jede Zivildienst leisten. Bereits heute leistet wer sich für den Zivildienst entscheidet 1.5 mal so viele Diensttage, wie im Militärdienst geboten sind. Eine völlig freie Wahl gibt es also bereits heute nicht. Würden die Anforderungen und Dienstverlängerung noch weiter erhöht, so käme dies einer zusätzlichen Bestrafung für Zivildienstleistende gleich– so Nicola Goepfer. Zivildienstleistende sind in der Schweiz ein wichtiger Bestandteil, gerade in Betrieben in denen Personal ohnehin knapp ist, beispielsweise im Gesundheitswesen oder in der Landwirtschaft. Diese Betriebe bekämen es zu spüren, würden weniger Dienstpflichtige zum Zivildienst zugelassen. Laut Goepfer sei der Zivildienst bereits heute ein funktionierende und von der Bevölkerung akzeptierte Alternative. Sollte sich das Parlament doch für eine Gesetzesverschärfung aussprechen wird COVIVA das Referendum ergreifen.
Pestizidrückstände bei importierten Lebensmitteln
Public Eye deckt auf, dass viele importierte Lebensmittel in der Schweiz Rückstände von verbotenen Pestiziden aufweisen. 220 von 1940 Proben enthielten Wirkstoffe, deren Verwendung «wegen ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen oder auf die Umwelt» in der Schweiz untersagt seien. Für ihre Analyse untersuchte die Organisation Daten des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen aus dem Jahre 2017. Insgesamt seien 52 Wirkstoffe nachgewiesen worden, darunter befänden sich viele, welche der Basler Agrochemiekonzern Syngenta herstellt.
«Obwohl ein Pestizid in der Schweiz nicht mehr erlaubt ist, kann es hier hergestellt und exportiert werden und danach in Rückständen wieder auf unsere Teller kommen.» sagt Carla Hoinkes, Landwirtschaftsexpertin von Public Eye im Interview mit RaBe. Eine Doppelmoral sei das, auf der einen Seite verbiete man die Wirkstoffe hier in der Schweiz, auf der anderen Seite mache man aber ein gutes Geschäft, in dem man die Pestizide in Drittländer verkaufe. Dort hätten diese schlimme gesundheitliche Folgen für Landwirt*innen, die den Wirkstoffen immer wieder ausgesetzt seien.
„Grawattepflicht beim Aareschwumm!“ – Wer steckt hinter der Kult-App „Aare.Guru“?
Weil er während des Studiums keine anderen Hobbys mehr gehabt habe als Aareschwimmen, sei es naheliegend gewesen, seine Master-Arbeit in irgendeiner Form mit der Aare zu verknüpfen, sagt Kaspar Allenbach. Studiert hat der Berner visuelle Kommunikation an der HKB und entsprechend visuell schmuck kommt denn auch sein Meisterstück daher: Die Aare.Guru App.
Diese wäre allerdings nie zu dem geworden, was sie heute ist, wären da nicht auch noch Christian Studer (API /Backend), Reto Lehnherr (iOS) und Fabian Page (Android) mit an Guru-Bord. Anfänglich sei die App ja mehr als persönliches Übungsfeld gedacht gewesen, erzählt Tätschmeister Allenbach. Als dann allerdings vor rund sechs Jahren die Medien auf Aare.Guru aufmerksam geworden seien, seien die Klickzahlen durch die Decke gegangen. Und heute würde er sehr schnell sehr viele E-Mails von besorgten Bürgern und Bürgerinnen erhalten, wenn die Daten auf der App nicht up to date seien, sagt Allenbach.
Aare.Guru zeigt nicht nur die Temperatur der Aare an, sondern gibt auch Auskunft über andere meteorologische Daten wie etwa die Anzahl Sonnenminuten pro Tag, Lufttemperatur oder Niederschlagsrisiko. Kultstatus erlangt hat Aare.Guru aber vorallem wegen seinen lustigen und träfen Sprüchen. So wurde der neue Aare-Temperatur-Rekord von 23.5 Grad letztes Jahr lakonisch mit «Spaghettiwasser» bezeichnet.
Aare.guru ist ein Hobbyprojekt, d.h. keiner der vier Beteiligten wird entlöhnt. Weil der Aufwand für das Betreiben der App aber so gar nicht Hobbyformatgrösse hat, gibt es dieses Jahr zum ersten Mal Merchandising-Artikel in Form eines Badetuches und eines Schwimmabzeichens zu kaufen. Der Erlös würde in den Unterhalt der Server und in Bier investiert. Und die Enten seien wohl auch froh, wenn man(n) ihnen nicht mehr ständig das harte Brot wegesse, sagt Allenbach.