Im heutigen RaBe-Info beleuchten wir, weshalb Schweizer Wälder in Zukunft anders aussehen werden, was es mit dem ersten Berner Strassenmusik-Stafettenlauf auf sich hat und worum es im Film «Mare» geht, der vom Kino-Shutdown besonders hart getroffen wurde.
Schweizer Wald wegen Klimaerhitzung unter Druck
Der Schweizer Wald befindet sich generell in einem guten Zustand, ist wegen der Klimaerhitzung aber auch mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Dies geht aus einem Ergebnisbericht hervor, der am 10. Juni gemeinsam von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und dem Bundesamt für Umwelt BAFU veröffentlicht wurde.
Gemäss dem Bericht sind Waldstrukturen und Baumarten vielfältiger geworden, was im Hinblick auf den zunehmenden Stress durch Klimaphänomene wie Trockenheit und Stürme eine positive Entwicklung darstellt. So gibt es in der Schweiz inzwischen deutlich mehr Mischwälder, die eine grosse Artenvielfalt aufweisen. Solche Wälder sind nicht nur widerstandfähiger, sondern schützen auch besser vor den drohenden Naturgefahren. Zu schaffen machen dem Wald jedoch immer häufiger Insektenbefall und Krankheiten.

In diesem Mischwald in Herblingen (SH) haben Fichten und Buchen unter der Trockenheit stark gelitten. Die Eichen sind gesund. © Andreas Rigling, WSL
Damit der Wald auch in Zukunft für anhaltende Trockenphasen gerüstet ist, brauche es nun langfristige Lösungen, um so den Wald an die sich verändernden Bedingungen anzupassen. Eine Chance sind Baumarten, die während den Trockenperioden weniger leiden als andere. So ertrage beispielsweise die einheimischen Eichenarten die Trockenheit besser als Nadelbäume wie die Fichte, erklärt Urs Beat Brändli vom Wissenschaftlichen Dienst LFI am WSL-Forschungsinstitut im Gespräch mit Radio RaBe. Ausserdem müsse der Wald, der rund einen Drittel der Gesamtfläche der Schweiz abdeckt, in den kommenden Jahren stark verjüngt werden. Obwohl die Waldfläche den letzten Jahren stetig gewachsen ist, sind viele Schutzwälder in der Schweiz inzwischen stark überaltert. Das birgt Gefahren, denn alte Bäume reagieren deutlich anfälliger auf klimatische Veränderungen, Krankheiten und Insektenbefall. «Die Ziele der Schweizer Waldpolitik können nur erreicht werden mit einem Wald, der an den Klimawandel angepasst ist. Denn nur so kann er seine vielfältigen Funktionen und Leistungen für Natur und Mensch erbringen», so Urs Beat Brändli.

Häufiger werdende Klimaphänomene wie Stürme setzten den Fichtenwäldern wie diesem hier in Mettmenstetten (ZH) stark zu. © Simon Speich, WSL
1. Berner Strassenmusik Stafettenlauf
Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg eben zum Propheten, bzw. kommen die Konzertfans nicht zu den Musiker*innen, dann kommen die Musiker*innen eben zu den Konzertfans. Nach diesem Prinzip funktioniert der 1. Strassenmusik-Stafettenlauf, der am Samstag 13. Juni 2020 in Bern über die Bühne geht.
Während insgesamt fünf Stunden rotieren Reverend Beat-Man (Blues Trash), Pin Noir aka RaBe-Sendungsmacher Swamp Digger & Marisa (Blues Outsider Trash), Ben Curtiss (Blues Folk), Zeno Tornado & Fast Louiez (Dark Country) Sideshow Stephen (Slide Guitar), Angie Magaso & Blind Boy De Vita (Philippino-Pop, Shamanistic Singer-Songwriter) und Adaya (Folk) von Station zu Station und spielen vor Voodoo Rhythm Hardware Store, Rockaway Beach, Oldies Shop, Café Kairo, Brasserie Lorraine, 3×5 Vintage Furniture & Martini Time und Lluna Llena. Bei jeder Spielstätte wird 20 Minuten musiziert, wenn die Zeit um ist, dann ziehen die Musikant*innen weiter zum nächsten Auftrittsort. So kann das Publikum gemütlich den ganzen Nachmittag lang beim gleichen Posten des musikalischen Stafettenlaufs verweilen und sich mit Konzerten beliefern lassen.
Der Strassenmusik-Stafettenlauf sei aus der Corona-Not entstanden, sagt der Berner Musiker Reverend Beat-Man, seines Zeichens «Tätschmeister» des Anlasses. Weil plötzlich alle Clubs zu gewesen seien, habe man sich eine Alternative ausdenken müssen. Dank dem, dass beim Stafettenlauf alle sieben Kombos auf den Stassen und Trottoirs vor den ausgewählten Lokalitäten aufträten, könne der vom BAG verordnete Sicherheitsabstand von zwei Metern problemlos gewährleistet werden. Es empfiehlt sich allerdings, bis Samstag das Werfen von Münzen und Falten von Geldnoten zu Papierflugzeugen zu üben, denn der Lohn der Strassenmusikant*innen wird aus Hutgeld bestehen.
Falls der erste Stafettenlauf erfolgreich verlaufe und auf Anklang stosse, würde man gerne weitere Ausgaben mit weiteren Spielstätten und Musiker*innen in Angriff nehmen, sagt Beat-Man. «Schliesslich ist es unser Ziel, die Stadt Bern musikalisch und kulturell längerfristig wieder zu beleben.»
Reverend Beat-Man über den 1. Berner Stafettenlauf und über seine Zeit im Corona-Lockdown:
Weibliche Selbstbestimmung
Besonders hart vom Kino-Shutdown getroffen wurde unter anderem Mare, der neue Film der Zürcher Autorin, Produzentin und Regisseurin Andrea Štaka. Nachdem Mare Ende Februar an der Berlinale gezeigt und hoch gelobt worden war, fand am 12. März die Schweizer Premiere statt – wenige Tage später wurden sämtliche Kinos geschlossen. Nun erhält der Film aber eine zweite Chance – ab dem 11. Juni flimmert er in Bern wieder über Kinoleinwände.
Mare erzählt die Geschichte einer verheirateten Frau und Mutter dreier Kinder im Teenage-Alter, die eine Affäre mit einem jüngeren Mann beginnt. Mare ist aber kein Film, der einfach die gleiche alte Dreiecksgeschichte abbildet, wie sie schon so oft erzählt wurde. Nicht die Fragen nach moralischer Schuld und schlechtem Gewissen steht im Zentrum, sondern vielmehr die Rollenvielfalt einer Frau um die Vierzig, deren Sehnsüchte und Suche nach Eigenständigkeit.
Gedreht wurde Mare in Konavle, einem kleinen Ort in der Nähe der Touristenstadt Dubrovnik und zwar auf Super 16-Material, was die Bilder körnig und damit roh und authentisch erscheinen lässt. Und genau das ist auch Mare: ein authentischer Film über weibliche Selbstbestimmung, gedreht aus weiblicher Perspektive – und gerade deswegen auch Männern wärmstens empfohlen.