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Referendum gegen billiges Palmöl

Wieso das Freihandelsabkommen mit Indonesien zu verhindern sei, weshalb es dringend eine gesetzliche Grundlage für die Bekämpfung von Arbeitsausbeutung brauche und warum der Arktische Ozean in grösserer Gefahr sei, als bisher angenommen… Antworten gibt’s im heutigen RaBe-Info.


 

Kein billiges Palmöl für die Schweiz!

Indonesien ist Weltmeister in der Produktion von Palmöl: Eine Fläche fast viermal so gross wie die Schweiz wird für Plantagen genutzt, das entspricht rund 10% der Fläche des südostasiatischen Landes. Dabei werden nicht nur die Lebensräume von seltenen Tierarten wie zum Beispiel des Orang-Utans zerstört, sondern es kommt auch immer wieder zu sogenanntem Land Grabbing, also dass alteingesessene Personen und indigene Völker von ihrem Land vertrieben werden um Platz zu machen für noch grössere Monokulturen. Daneben konnte Amnesty International auf den Plantagen auch massive Verstösse gegen Arbeitsgesetze feststellen, wie die Menschenrechtsorganisation in dieser Recherche aufzeigt.

Obwohl diese Zustände in der Schweiz bekannt sind, hat das Schweizer Parlament einem Freihandelsabkommen mit Indonesien im Dezember zugestimmt. Das bedeutet, dass schon bald noch billigeres Palmöl in die Schweiz importiert werden sollte, denn dieses könnte profitieren von niedrigen Zöllen. Um den Entscheid noch vors Volk zu bringen, hat gestern ein Bündnis aus verschiedenen Umweltorganisationen ein Referendum eingereicht, welches die Sistierung der Verträge verlangt. Fast 60’000 Menschen haben das Referendum unterschrieben.
Mathias Stalder, Sekretär der Gewerkschaft Uniterre und Koordinator des Referendums «Stopp Palmöl», spricht im Interview über die Folgen des Freihandelsabkommens mit Indonesien.

 

Palmöl in Borneo

Rodungen für Palmöl-Plantagen in Kalimantan (Borneo, Indonesien) © Glenn Hurowitz (CC BY-ND 2.0)


 

Motion gegen Arbeitsausbeutung

Sklaverei gibt es nur im Ausland? Stimmt nicht. Zwar werden Arbeitnehmende häufig nicht gewaltsam dazu gezwungen, in der Schweiz zu arbeiten, doch müssen sie sich den schlechten Arbeitsbedingungen aus wirtschaftlicher Not heraus beugen. Somit ist die Ausbeutung von Arbeitskräften auch hierzulande ein grosses Problem.

So gibt es Bauarbeiter, die sieben Tage die Woche arbeiten und auf der Baustelle übernachten müssen, um am Ende des Monats mit ein paar hundert Franken in ihr Heimatland zurückkehren zu können. Oder Pflegefachpersonen aus dem Ausland, die rund um die Uhr ältere Menschen betreuen und kein Privatleben mehr haben.

Letzte Woche hat EVP-Nationalrätin und Parteipräsidentin Marianne Streiff eine Motion eingereicht, die den Bundesrat auffordert, einen Tatbestand für Arbeitsausbeutung ins Strafgesetz aufzunehmen. Ihrer Meinung nach hinkt das Strafrecht den real existierenden Ausbeutungssituationen hinterher. Durch einen neuen, eigenen Tatbestand könnten Ermittlungsarbeiten und die Beweisführung erleichtert und einer Bagatellisierung entgegengewirkt werden, so Marianne Streif, denn bisher kann nur Menschenhandel strafrechtlich geahnt werden, dafür braucht es aber einen Zwang. Wenn jemand die Zwangslage einer Arbeitskraft ausnütze, werde das zwar kontrolliert, strafrechtliche Konsequenzen für den Arbeitgeber habe es aber bis anhin nicht. Mit dem neuen Straftatbestand soll deutlich gemacht werden, dass die Schweiz keine Ausbeutung dulde, so Marianne Streiff.

Die Nationalrätin Marianne Streiff im RaBe-Interview:

 

Sie bauen unsere Häuser, aber nicht unter unseren Arbeitsbedingungen.


 

Versauerung des Arktischen Ozeans grösser als erwartet

Der Arktische Ozean wird in diesem Jahrhundert mehr CO2 aufnehmen, als die meisten Klimamodelle bisher berechnet haben. Damit wird auch die zu erwartende Versauerung deutlich grösser. Dies belegt eine Studie von Klimaforschenden der Universität Bern und der ENS in Paris. Die Ozeanversauerung bedroht Lebewesen mit Kalkschalen – etwa Muscheln oder Meeresschnecken – und kann so gravierende Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette haben.

Die Untersuchung hat ergeben, dass das kleinste der sieben Weltmeere bis Ende dieses Jahrhunderts 20 Prozent mehr CO2 aufnehmen wird, dies unter der Annahme, dass der Treibhausgasanstieg vorerst ungebremst voranschreitet. «Das führt zu einer erheblich grösseren Versauerung vor allem in einer Tiefe zwischen 200 bis 1000 Metern», erklärt Jens Terhaar, Mitglied der Gruppe für Ozean-Modellierungen des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung der Universität Bern gegenüber Radio RaBe. Dieser Tiefenbereich sei ein wichtiger Rückzugsraum für zahlreiche Meereslebewesen.

Von der Versauerung der Meere seien womöglich auch andere Lebewesen betroffen, als nur diejenigen, welche Kalkschalen bilden. «Gehen diese Tiere in der Nahrungskette verloren, wirkt sich das wahrscheinlich auch negativ auf die gesamte Nahrungskette aus, bis hin zu Fischen, Meeressäugetieren und Menschen», so Terhaar.

 

Jens Terhaar vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung

Jens Terhaar © zvg

 

Der Arktische Ozean

Der Arktische Ozean