Des einen Freud des anderen Leid – heute berichten wir im Info über die Gefahr, die Strommasten für Uhus und Störche darstellen und den Lebensraum, den sie seltenen Amphibien bieten. Und wir analysieren die neusten Entwicklungen im Nahen Osten: Hauptsache alle gegen den Iran?
Störche und Uhus könnten deutlich besser geschützt werden
Jedes Jahr kommen in der Schweiz unzählige gefährdete Grossvögel durch einen Stromschlag an Leitungsmasten um. Besonders stark betroffen sind Störche und Uhus. Beim Uhu ist Stromschlag an nicht sanierten Masten die Todesursache für einen Viertel bis einen Drittel der Tiere. Beim Weissstorch wird bei einem Fünftel der tot geborgenen Tiere Stromschlag als Todesursache angegeben. Für Grossvögel, die eigentlich langlebig wären und bei denen pro Jahr nur wenige Junge flügge werden, ist dieser Verlustgravierend. Dabei liesse sich die massive Gefahr eigentlich leicht beheben, kritisiert der Naturschutzverband BirdLife Schweiz: «Mit einer einfachen Abdeckung kann verhindert werden, dass Grossvögel zwischen zwei Stromleitungen einen Kurzschluss verursachen», erklärt Geschäftsführer Werner Müller gegenüber Radio RaBe.
Nun fordert er vom Bundesrat eine raschere Gangart. Obwohl sowohl das Problem als auch entsprechende Lösungen längst bekannt seien, habe sich bis jetzt nur wenig getan: «1998 und 2009 wurden gemeinsame Richtlinien zur Umsetzung der Sanierungsmassnahmen veröffentlicht. Seit einem Vierteljahrhundert ist bekannt, wie das Problem des unnötigen Stromtods von Grossvögeln gelöst werden könnte», so Müller. Die vom Bundesrat bis am 20. August in Vernehmlassung gegebene Revision der Leitungsverordnung sei deshalb dringend notwendig.
Die Revision sieht vor, dass bis 2030 an allen Masten Vorkehrungen getroffen werden müssen, damit Vögel keine Erd- und Kurzschlüsse mehr einleiten können. Birdlife Schweiz dauert dies jedoch zu lange: Die Naturschutzorganisation fordert nun, dass die Frist auf 2025 verkürzt wird. In Deutschland gilt die Sanierungspflicht von gefährlichen Masten bereits seit 2002. Dazu Werner Müller: «Die Schweiz darf in diesem Bereich des Naturschutzes nicht zum Schlusslicht Europas werden. Es gibt keinen Grund, weiter Störche und Uhus zu Tode kommen zu lassen». Netzbetreiber könnten die vergleichsweise geringen Kosten der Sanierung sogar über den Strompreis abrechnen. Ausserdem sei es eine Win-Win-Situation, denn von Vögeln ausgelöste Stromschläge könnten auch zu Netzunterbrüchen führen.
Grosse Strommasten für kleine Amphibien
Im Gebiet zwischen Saane und Aare, ausgehend vom AKW Mühleberg und dem danebenstehenden Wasserkraftwerk, legte die Naturschutzorganisation Pro Natura im Winter 2018/19 zehn kleine Tümpel unter Strommasten an. Mit dem Projekt sollten die ungenutzten Flächen unter den Masten in kleine Amphibienparadiese verwandelt werden. Offenbar mit Erfolg!
In den angelegten Tümpeln konnten diesen Sommer die ersten Gelbbauchunken – eine besonders stark gefährdete Tierart – gesichtet werden. Die Gelbbauchunke benötigt flache, kleine Laichgewässer, wo sich das Wasser schnell erwärmt. Gleichzeitig müssen ihre Tümpel aber auch regelmässig austrocknen, damit das Tier vor seinen Fressfeinden wie Fischen oder der Libellenlarve gefeit ist. Schliesslich braucht die Gelbbauchunke für den Rest des Jahres Verstecke in Holzhaufen, lockerem Waldboden oder dichter Vegetation. Das alles wurde in den zehn Lebensräumen im Gebiet Mühleberg-Gümmenen-Laupen berücksichtigt.
Die Kosten für den Unterhalt der neuen kleinen Amphibienhabitate teilen sich Pro Natura Berner Mittelland und die jeweiligen Bewirtschafter der landwirtschaftlichen Flächen. «Wir freuen uns über den Erfolg dieses Pilotprojektes und hoffen, auch in anderen Regionen des Schweizer Mittellandes ähnliche Lebensräume für die Gelbbauchunke schaffen zu können», erklärt die Naturschutzorganisation gegenüber Radio RaBe.
So entsteht unter Strommasten ein Eldorado für Gelbbauchunken:
Gespaltene Reaktionen auf Friedensschluss Israel – Vereinigte Arabische Emirate
Letzte Woche haben Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate überraschend angekündigt, diplomatische Beziehungen aufzunehmen, Botschaften aufzubauen und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu verstärken. Vermittelt hat das historische Friedensabkommen US-Präsident Donald Trump.
Jahrzehnte lang galt Israel als Hauptfeind der meisten Länder im Nahen Osten. Kaum ein arabisches Land hat den Staat Israel als solchen anerkannt. Somit sei der Friedensschluss zwischen Israel und den VAE durchaus ein historisches Ereignis, sagt die Nahost-Expertin Muriel Asseburg, Forschungsbeauftragte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
Die palästinensischen Führungen ihrerseits verurteilten die Annäherung als Verrat an der palästinensischen Sache. Ebenso harsche Worte fand die iranische Führung und drohte mit Konsequenzen.
Ein zentraler Grund für das Abkommen zwischen Israel und den VAE liegt im alten Sprichwort: «Der Feind meines Feindes ist mein Freund». Sowohl Israel und ihre Verbündeten, die USA, als auch die VAE beäugen die Expansionsbestrebungen des Iran in der Region mit wachsender Sorge.
Der Iran seinerseits erklärt seine verstärkte Präsenz in Syrien, im Jemen und im Libanon damit, ein notwendiges Schutzschild gegen Israel und seine wachsenden zionistisch-imperialistischen Bestrebungen errichten zu müssen. Verbündete in dieser Haltung hat das Land insbesondere in Syrien, der libanesischen Hisbollah und der Hamas im Gazastreifen.
Nachdem die erste Golfmonarchie die Kehrtwende vollzogen hat, ist laut Muriel Asseburg nicht auszuschliessen, dass mit dem Oman und Bahrain bald weitere Staaten folgen. Andere Golfmonarchien, wie Katar oder Saudi-Arabien hätten zwar grosses Interesse daran, ihr Verhältnis zu Israel zu normalisieren, würden aber aufgrund des Nahost-Konfliktes wohl bis auf Weiteres davon absehen. Zugeständnisse an Israel in der Palästinenserfrage, wie sie die Vereinigten Arabischen Emirate beschlossen haben, kämen für beide Länder derzeit nicht in Frage.