Heute im Info geht es um die Auswahl von Experten oder eben Expertinnen in der Schweizer Medienlandschaft. Zudem sprechen wir mit der Seeländischen Wasserversorgung, welche heute bei einer schweizweit einmaligen Aktion giftige Pflanzenschutzmitteln von den Landwirt*innen zurückkauft. Und es geht um Social Media, eine willkommene Ablenkung für Kinder und Jugendliche bei Problemen im Alltag.
Den Podcast zur Sendung gibt’s hier:
Weibliche Stimmen vor!
20% – so hoch ist der Anteil der Frauen in der Deutschschweizer Berichterstattung. Somit ist der Frauenanteil in den Medien sogar noch kleiner als im Parlament und in den Verwaltungsräten der 30 wichtigsten Schweizer Unternehmen.
Schweizer Medien sprechen also vergleichsweise wenig MIT und ÜBER Frauen – im Zentrum vieler Artikel und Beiträge sind immer noch Männer.
Der Dachverband der Schweizer Frauenorganisationen Alliance F will das ändern und hat deswegen die Plattform sheknows ins Leben gerufen. Auf «sheknows» finden Medienschaffende Expertinnen zu allen erdenklichen Themen, von Raumplanung über Klimaforschung zu Hypnosetherapie.
«Ich sage nicht, dass es genau gleich einfach ist, eine Frau als Expertinnenstimme zu finden», sagt Jessica King von Alliance F im Interview mit RaBe. Oft müsse man in diesem Zusammenhang mehr recherchieren. Um den Medienschaffenden diese Suche zu erleichtern, wolle man mit einem Crowdfunding Geld sammeln um «sheknows» ansprechender zu gestalten.
Anfang dieser Woche haben wir Diversität in den Medien bereits beleuchtet, damals mit dem Fokus Menschen mit Migrationsgeschichte. Hier geht’s zur Info-Sendung vom Montag.
Soziale Medien als Fluchtpunkt
Rund ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler in der Schweiz flüchtet sich vor negativen Gefühlen in die sozialen Medien. Eine wirklich problematische Nutzung haben aber lediglich vier Prozent. Das zeigt eine neue Studie von Sucht Schweiz, an der insgesamt 11’000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 11 und 15 Jahren teilnahmen. Schlechte Schulnoten, Probleme im Freundeskreis oder Streitigkeiten mit den Eltern sind offenbar Beweggründe, um auf Messengern wie Instagram, Snapchat oder Whatsapp Ablenkung zu suchen. Bei Mädchen (33.3%) sei dies häufiger der Fall als bei Knaben (22.7%), teilte Sucht Schweiz mit. Die von der gemeinnützigen Stiftung durchgeführte Schülerstudie zum Thema Bildschirmverhalten zeigt zudem, dass von Mobbing im virtuellen Raum jedes zehnte Schulkind betroffen ist – ebenfalls sind hier Mädchen (11.5%) häufiger betroffen als Knaben (6.4%).
In der Studie von Sucht Schweiz machen sich aber auch positive Entwicklungen bemerkbar. Geht es um Geheimnisse, Sorgen und Gefühle bevorzugen Schüler*innen eher den direkten Austauschen und machen weniger Gebrauch von Messenger-Diensten wie beispielsweise Whatsapp.
Gewässer schützen – Gefährliche Produkte zurückkaufen
Eine schweizweit einzigartige Aktion startet heute im Berner Seeland. Die Seeländische Wasserversorgung SWG und die Landwirtschaftliche Organisation Seeland LOS kaufen den Landwirt*innen in der Region ab heute gefährliche Pflanzenschutzmittel ab.

Bauernvertreter Daniel Weber und Wasserversorger Roman Wiget bei der gemeinsamen Gewässerschutzaktion.
Das Bundesamt für Landwirtschaft hat den Einsatz des Fungizids Chlorothalonil per 1. Januar 2020 verboten, weil seine möglicherweise gesundheitsgefährdenden Rückstände oftmals die Grenzwerte im Grundwasser überschritten. Viele Landwirt*innen haben solche Produkte jedoch noch am Lager, die Rückkaufaktion will sie nun angemessen dafür entschädigen.
«Die Bauern sind einer Kritik ausgesetzt, die nicht gerechtfertigt ist», erklärt Roman Wiget Geschäftsführer der SWG. «Sie hatten die Produkte rechtmässig gekauft. Das Problem orten wir Gewässerschützer eher beim Zulassungsverfahren als bei den Anwendern selbst.» Weder die Behörden noch die Hersteller seien aber bereit, die Landwirt*innen angemessen zu entschädigen. Mit der Rückkaufaktion wollen die SWG und die LOS nun in die Bresche springen. «Wenn wir mit einem vierstelligen Frankenbetrag jegliche weitere Verwendung dieses problematischen Spritzmittels verhindern können, sollten wir dies auch tun», begründet Wiget die Aktion, «denn diese Art der Vorsorge ist deutlich günstiger als jede weitere Gewässerbalstung.»