Heute bewegen die geplanten Kürzungen bei der freien Theaterszene in Bern, die sich verschärfende Bildungsungleichheit durch die Digitalisierung an den Schulen und der Herdentrieb während den Sommerferien. Den Info-Podcast gibt’s hier:
Budgetkürzungen auf dem Buckel der Theaterschaffenden
Die Berner Regionalgruppe der freien Theaterschaffenden Schweiz zeigt sich derzeit äusserst besorgt über die vom Gemeinderat geplante Umsetzung der Sparmassnahmen in der Kulturabteilung. 200’000 Franken sollen dieses Jahr eingespart werden, für das Jahr 2021 sind sogar 370’000 Franken vorgesehen.
Kommt es in den Jahren 2022 und 2023 zu weiteren Budgetkürzungen, könnte sich die Situation für die sowieso schon angeschlagenen freien Theaterschaffenden drastisch zuspitzen, denn für die Finanzierung von Berner Theaterproduktionen sind genau diese Fördergelder unabdingbar. Bleiben diese aus, fallen automatisch Beiträge von anderen Kulturförderstätten weg und es ist beinahe unmöglich eine Produktion zu finanzieren. Zudem befürchten die Theaterschaffenden, dass aus den 370’000.- im Jahr 2021 schnell einmal eine Million Franken in den Folgejahren werden könnte. Dann würde sich die sowieso schon prekäre Situation der Berner Theaterschaffenden noch einmal drastisch verschärfen.
Betroffen davon wären auch der freischaffende Künstler und Kabarettist Matthias Kunz sowie die Dramaturgin und Theaterpädagogin Sibylle Heiniger. RaBe sprach mit den beiden über die drohende Budgetkürzung, wollte aber zunächst wissen wie sich die Situation für freie Theaterschaffende denn grundsätzlich gerade gestaltet.
Digitalisierung verschärft Bildungsungerechtigkeit
Die Herausforderungen waren enorm, als die Schulen im Zuge des Corona-Lockdowns von einem Tag auf den anderen nur noch online unterrichten konnten. Für die Lehrpersonen war der Fernunterricht aufgrund zahlreicher technischer Probleme, fehlendem Unterrichtsmaterial und einem riesigen Mehraufwand anstrengend und herausfordernd.
Ebenso stark gefordert waren die Kinder und ihre Eltern. Rund der Hälfte aller Kinder fehlte es an der notwendigen technischen Ausrüstung für den digitalen Fernunterricht. Viele Kinder hatten statt einem Computer nur ein Smartphone zur Verfügung und es herrschte ein grosser Mangel an ruhigen Arbeitsplätzen. Besonders schwierig war der Lockdown für diejenigen Kinder, deren Zugang zur Bildung sowieso schon stark eingeschränkt ist.
Das verdeutlicht eine Umfrage der Gewerkschaft VPOD bei rund 600 Lehrpersonen. So drohe die Digitalisierung und der Verzicht auf Präsenzunterricht die Bildungsungleichheit und -ungerechtigkeit nochmals massiv zu verstärken, befürchtet Katharina Prelicz-Huber. Wie Studien zeigten, hätten Kinder von wohlhabenden Eltern mit einer hohen Bildungsbiografie schon heute rund 50 % höhere Chancen, dass sie ihr Potential nutzen und gute Bildungserfolge erzielen könnten. Mit der Digitalisierung drohe sich die Bildungsschere weiter zu öffnen.
Ein Schlaglicht wirft der VPOD auch auf die Kinder mit speziellen Voraussetzungen: So erhielten die Kinder in Asylheimen während des Lockdowns gar keinen Unterricht, während derjenige für die Kinder mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen stark eingeschränkt wurde. Hier brauche es dringend neue Konzepte und Lösungsansätze, um in künftigen Krisen besser gewappnet zu sein, so dass die Schwächsten der Gesellschaft nicht mehr durch die Maschen fallen. Alle Kinder müssten die gleichen Chancen auf Bildung haben, so Katharina Prelicz-Huber.
Radioblog: Herdentrieb
Der klimabewegte Geschichtsstudent Nicolas Kessler macht sich Gedanken über Herdentrieb und Selbstverwirklichung in den Sommerferien.