Im RaBe-Info beschäftigt uns heute die gestrige Pestizid-Debatte im Ständerat, die erfolgreiche Gleichstellungsförderung vom Werkplatz Égalité und die Frage, wie es derzeit um die Berner Clubszene steht.
Zwei abgelehnte Initiativen und ein umstrittener Kompromiss
Nach der Sistierung der Agrarpolitik 22+ ist es nun bereits die zweite Niederlage für Schweizer Umweltverbände im Kampf gegen den Einsatz von Pestiziden. Wie bereits der Nationalrat hat gestern auch der Ständerat die Volksinitiativen «für sauberes Trinkwasser» und «für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. Die beiden Öko-Vorlagen hatten im bürgerlich dominierten Ständerat nicht den Hauch einer Chance. Auch bei der parlamentarischen Initiative, welche die Kommission für Wirtschaft und Abgaben als politische Antwort auf die Volksinitiativen ausgearbeitet hatte, wollen die Standesvertreter*innen Abstriche machen. Diese sieht vor, dass die Regierung zusammen mit Branchenvertretern einen Absenkpfad für Pestizide ausarbeitet. Werden bei einem Pestizid die Grenzwerte im Trinkwasser oder in Oberflächengewässern wiederholt überschritten, kann der Bundesrat die Zulassung für das Mittel zurückziehen. In ihrer ursprünglichen Form sah die Initiative allerdings nicht nur Absenkungspfade, sondern sogar Lenkungsabgaben vor. Auf Antrag des Schaffhauser SVP-Ständerates Hannes Germann beschloss der Ständerat gestern jedoch, auf eine solche Lenkungsabgabe zu verzichten. Keine Chancen hatte auch der Versuch der Wirtschaftskommission, das Massnahmenpaket Trinkwasser aus der derzeit sistierten Agrarpolitik22+ in die Initiative zu übernehmen. Damit sollte das Trinkwasser nicht nur von Pestiziden, sondern auch vom Eintrag von Nährstoffen wie Nitrat oder Phosphor entlastet werden.
Geht es nach dem Geschäftsführer der Klimaallianz Schweiz, Christian Lüthi, ist der gestern beschlossene Kompromiss viel zu wenig konkret formuliert: «Diese Instrumente ersetzen die dringliche Entwicklung einer ganzheitlichen und nachhaltigen Agrar- und Ernährungspolitik nicht. Insbesondere für das Klima ist mit ihnen nur wenig gewonnen. Die drohende Sistierung der AP22+, ausgelöst durch den Kuhhandel von Bauernverband und einigen Ständeräten, wäre ein herber Rückschlag für die Umwelt, eine ökologischere Landwirtschaft und das Klima.»
Werkplatz Égalité: So geht erfolgreiche Gleichstellungsförderung
Gesellschaftlicher und demografischer Wandel fordern Unternehmen heraus, sich auf dem Markt als attraktive Arbeitgebende zu positionieren. Das Engagement für Gleichstellung, Diversität und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist dabei ein Erfolgsfaktor. Es fehlt nicht an Instrumenten und guter Praxis zur praktischen Gleichstellungsförderung, diese sind aber oft nicht bekannt. Entsprechend wird die Möglichkeit eines Austauschs darüber, was andere mit welchem Erfolg tun, als gewinnbringend erachtet. Aus diesem Grund haben die Gleichstellungsfachstellen der Stadt Bern und des Kantons Bern in Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein staatslabor den Werkplatz Égalité initiiert. Er richtet sich an Unternehmen, die konkrete Gleichstellungsanliegen haben und Chancengleichheit und Vielfalt im Austausch mit anderen Betrieben kontinuierlich voranbringen wollen. Die Plattform wurde 2019 an einem Co-Design-Workshop gemeinsam mit Teilnehmenden interessierter Unternehmen entwickelt. Die von ihnen gewählten Themenschwerpunkte bezogen sich auf den Zugang von Frauen zu Führungsfunktionen, flexible Arbeitszeitmodelle und eine diversitätsfreundliche Betriebskultur.
Nach einem ersten Pilotjahr ziehen die Trägerschaft und die Betriebe eine positive Bilanz. Der Werkplatz Égalité unterstützt das Engagement für Gleichstellung und Diversität: er bringt konkrete Anstösse, macht gute Praxis sichtbar, stärkt die Vernetzung und fördert den positiven Wettbewerb zwischen den Unternehmen.
Am Projekt beteiligen sich unter anderem BERNMOBIL, die Berner Kantonalbank BEKB und HotellerieSuisse. Sie haben in ihren Unternehmen verschiedene Massnahmen lanciert, um die Gleichstellung und die Diversität zu stärken. So hat HotellerieSuisse die Blockzeiten abgeschafft und bereits vor Corona das Modell «Mobiles Arbeiten» eingeführt. Damit fördert der Verband die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. BERNMOBIL will mit neuen Arbeitszeitmodellen für den Schichtbetrieb und zusätzlichen Angeboten die Attraktivität des Berufes der Fahrdienstangestellten abgestimmt auf ihre persönlichen Bedürfnisse verbessern. Die BEKB schliesslich bietet flexible Arbeits- und Teilzeitmodelle an, setzt sich für Chancengleichheit bei Führungsrollen ein und hebt den Frauenanteil im Kader gezielt an.
Inforedaktor Salim Staubli sprach mit Désirée Aebersold, Projektleiterin vom Werkplatz Égalité und fragte sie zunächst, warum es wichtig ist, dass es eine solche Plattform gibt:
Wie geht’s den Berner Clubs?
Letzten Samstag war Tag der offenen Clubtüre. Der Open Club Day ist ein international ausgerichteter Tag, dessen Ziel es ist, eine Brücke zwischen Nacht und Tag zu schlagen. Indem Clubs am Tag ihre Türen öffnen und einen Blick hinter die Kulissen gewähren, hoffen die Initiant*innen einen Dialog in Gang bringen zu können, der mithilft, Vorurteile abzubauen.
In Bern ist es die Bar- und Clubkomission (https://www.buck-bern.ch/), die den Tag der offenen Clubtüre ausrichtet. Diese besteht aus einem Zusammenschluss von Berner Bar- und Clubbetreibenden und dient als Bindeglied zwischen Nachtleben, Behörden und Politik.
Aufgrund von Corona ist die Arbeit der BuCK derzeit gefragter denn je. Die verordneten Schutzmassnahmen (maximale 300 Personen pro Sektor bei entsprechenden Hygieneregeln) sind teuer und aus logistischen Gründen nicht in jedem Club umsetzbar. Hinzu kommt, dass viele Besucher*innen derzeit lieber Zuhause bleiben, weil sie Angst haben vor Ansteckung oder vor Quarantäne. Trotz hohen Umsatzeinbussen müssen die Clubs aber weiterhin für Miete und Unterhaltskosten aufkommen. Ausfallentschädigungen sind zeitlich befristet und Covid-Kredite aufgrund von kleinen Margen dereinst schwer zurückzahlbar. Schwarzmalen wolle er aber trotzdem nicht, sagt Max Reichen, Co-Präsident und Geschäftsführer der BuCK im Interview mit RaBe. Vielmehr hoffe er, dass der Staat sich der Wichtigkeit der Branche bewusst sei und unterstützend eingreife.