Ziviler Ungehorsam an der Aktionswoche der Klimabewegung, viel Ungewissheit nach dem Tod von Supreme-Court-Richterin Ruth Bader Ginsburg und ein Thriller, der Pflanzen und Berns koloniale Strukturen in den Fokus rückt. Das sind die Themen im heutigen RaBe-Info.
Podcast der ganzen Sendung:
«Rise Up for Change»
Am frühen Montagmorgen besetzte die Klimabewegung mit mehreren hundert Menschen den Bundesplatz in Bern. Dies aus Protest gegen das politische und wirtschaftliche System, welches nach Auffassung der Aktivist*innen für die Klimakrise verantwortlich ist. Die Besetzung des Bundesplatzes und die Errichtung des Protestcamps bilden zudem den Auftakt der Aktionswoche «Rise Up for Change», die bis am 25. September dauert. Dies teilten die Aktivist*innen am Morgen in einem entsprechenden Communiqué mit.
Zahlreiche Organisationen der Schweizer Klimabewegung wie der Klimastreik, das Collective Climate Justice, das Collective Break Free und Extinction Rebellion haben während der Woche zahlreiche gemeinsame Aktionen, Diskussionen und Workshops geplant. Damit wollen sie Diskussionen rund um das Thema Klimagerechtigkeit und den damit verbundenen sozialen und ökologischen Wandel weiter vorantreiben. Während der Aktionswoche sind zudem weitere Protestaktionen vorgesehen, welche die Klimabewegung als friedlichen zivilen Ungehorsam bezeichnet. Damit wollen sie die Dringlichkeit der Thematik stärker in den Vordergrund rücken. «Demonstrieren alleine reicht aus unserer Sicht nicht mehr aus um auf die Ursachen der Klimakrise aufmerksam zu machen», betont Frida Kohlmann, Mediensprecherin der Klimabewegung, im Gespräch mit RaBe.
Wie weiter nach dem Tod von Ruth Bader Ginsburg?
In der Nacht auf heute erlag Ruth Bader Ginsburg im Alter von 87 Jahren einem Krebsleiden. Zeit ihres Lebens setzte sie sich für die Rechte von Frauen und Minderheiten ein – seit 27 Jahren am Obersten Gericht der USA.
Dieser «Supreme Court» hat in vielen Angelegenheiten das letzte Wort. Sein Urteil machte zum Beispiel im Jahr 2000 nach dem Auszählungsdebakel in Florida George W. Bush zum Präsidenten. Auch wurden dank des Supreme Courts der Schwangerschaftsabbruch und die Homo-Ehe legalisiert.
Mit dem Tod von Ruth Bader Ginsburg wird nun im mächtigen 9-köpfigen Gremium ein Platz frei – und das kurz vor den Präsidentschaftswahlen. Schaffen es die rechten Kräfte im Land diesen Sitz zu besetzen, so droht den USA ein konservativer Kurs für Jahrzehnte. Denn die Richter*innen des Supreme Courts sind auf Lebenszeit ernannt.
Bereits hat Präsident Trump eine Shortlist mit verschiedenen Kandidat*innen aus dem Dunstkreis der Republikanischen Partei veröffentlicht. Falls eine dieser Personen vom Senat bestätigt wird, so stünde das Verhältnis zwischen konservativen und liberalen Kräften im Supreme Court 6:3.
Vor vier Jahren, im Frühling 2016, gab es in den USA schon einmal eine ähnliche Situation, allerdings unter anderen Vorzeichen: Der rechte Richter Anthony Scalia verstarb im Amt, der demokratische Präsident Barack Obama durfte einen Nachfolger nominieren. Der Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, blockierte damals mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mittel eine Entscheidung, mit der Begründung, dass in einem Wahljahr ein Präsident keinen Vorschlag präsentieren solle. Nun ist wieder Wahljahr und Mitch McConnell ist immer noch Mehrheitsführer im Senat, mittlerweile jedoch mit anderer Meinung. Bereits wenige Stunden nach Bekanntgabe des Todes von «RBG» kündigte McConnell an, dass in den kommenden Wochen – noch vor den Präsidentschaftswahlen am 3. November – eine neue Richterin bzw. ein neuer Richter gewählt werden solle.
Das Gespräch mit unserem Korrespondenten in New York, Max Böhnel:
WNYC
Wie die Geranie nach Bern verschleppt wurde
Sie zieren Bauernhäuser, Stadtgärten und Poskarten: Pelargonien, besser bekannt als Geranien, sind aus dem Image der Schweiz nicht wegzudenken. Dabei sind Geranien eigentlich gar nicht von hier, sondern stammen aus Südafrika.
Diese Tatsache diente dem Schauspieler und Theaterschaffenden Dennis Schwabenland als Grundlage für sein Hörspiel «wie die Geranie nach Bern verschleppt wurde». Darin beleuchtet er Berns koloniale Strukturen und lässt dazu Pflanzen und Bäume zu Wort kommen. Da deren Wurzelgeflecht bis weit in die Vergangenheit reicht, sind Zeitreisen bis ins 18. Jahrhundert möglich. Am Beispiel der fiktiven Patrizierfamilie von Wattenwyl, legt Schwabenland offen, wie sich in der Stadt Bern bis heute Verknüpfungen zu Kolonialverbrechen finden lassen.
«Wie das Geranium nach Bern verschleppt wurde» ist gleichzeitig spannender Polit-Thriller, lehrreiche Botanik-Lektion und vergnüglicher Hör-Spass, zumal Schwabenland sich bekannte Stimmen aus der Berner Schauspielszene hinters Mikrofon geholt hat. So gibt etwa Raphael Urweider den Pfarrer aus dem Haslital, Ruth Schwegler eine Rotbuche, Dominik Gysin den R-rollenden Bernburger, Ntando Cele eine aufrührerische Streikführerin, Jonathan Loosli spielt einen zwielichtigen Stadtgärtner, Milva Stark leiht einer Grossfürstin ihre Stimme, derweilen in den Hauptrollen Yara Laurine Gisler und Mardoché Kabengele durchs Stück führen. Die ganze illustere Besetzung gibts hier, ebenso weitere Infos zum Stück und den ersten Teil der Hörspielserie.
Die Premiere des vollständigen Podcasts wird am 24. September 2020 an den Handlungsorten zu hören sein. Start: 18 Uhr, Orangerie, Elfenau Bern. Besucher*innen müssen Smartphone und Kopfhörer mitbringen.