Der UN-Sicherheitsrat habe ausgedient, sagen Experten zum 75. Geburtstag der UNO. Ein Problem haben auch Igel, die in Schweizer Städten immer weniger werden. Wir fragen nach warum. Den Podcast zur heutigen Info-Sendung gibts hier:
Igelpopulationen verschwinden
Eine von der Forschungsgemeinschaft SWILD durchgeführte Studie zeigt, dass die Igelpopulation in der Stadt Zürich in den letzten Jahren um bis zu 40% zurückgegangen ist. Für Bern kann die gleiche Entwicklung erwartet werden. Die Studie von SWILD vergleicht Populationen der Igel aus den Jahren 1992 mit denen von 2016 und 2018. Dabei stammen die Daten der letzten Jahre von der Bevölkerung – im Rahmen eines sogenannten Citizen Science Projekts meldet die Stadtbevölkerung Beobachtungen von Igeln auf der Meldeplattform stadtwildtiere.ch.

Laut einer neuen Studie der Forschungsgemeinschaft SWILD und der Meldeplattform stadtwildtiere.ch sind die Igel in der Stadt Zürich in den letzten Jahren stark zurück gegangen. © Didier Jeannin / nosvoisinssauvages.ch
Es sei nicht leicht zu erklären, warum es in den Städten immer weniger Igel gäbe, sagt die Wildtierbiologin Anouk Taucher, Mitverantwortliche für die Studie. Als Ursachen des Rückgangs könnten verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, so etwa die zunehmende Verdichtung der Städte, eine Abnahme der Artenvielfalt in Gärten, zunehmende Undurchlässigkeit des Lebensraums durch Strassen, Mauern und Zäune, der Einsatz von Pestiziden, eine Zunahme der Dachspopulation, der zunehmende Autoverkehr sowie Parasiten oder Krankheiten.

Verbreitungskarte der Igel in den zwei Untersuchungsperioden: Nachweise im Jahr 1992 (Kreise) und aktuell (Punkte). © stadtwildtiere.ch
75 Jahre UNO: Der UN-Sicherheitsrat hat ausgedient
Kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges haben sich die Mächtigen der damaligen Welt aufgerafft und eine gemeinsame Organisation zur Förderung des Weltfriedens ins Leben gerufen: Am 24. Oktober 1945 trat die Charta der Vereinten Nationen UNO in Kraft. 75 Jahre später zeigt sich die Welt komplett verändert, während die UN-Charta immer noch die gleiche ist. Deutschland und Japan beispielsweise gelten bis heute auf dem Papier als Feindstaaten.
Auch die politischen Organe der UNO haben sich kaum verändert und widerspiegeln demnach auch die heutigen Machtverhältnisse nicht mehr. Der Grund für die Stagnation sei, dass die politischen Organe der UNO reformunfähig seien, betont Johannes Varwick, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Halle und Präsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik in Berlin. Für eine Änderung der UN-Charta bräuchte es sowohl eine Zweidrittelmehrheit der UN-Vollversammlung aus 193 Mitgliedstaaten als auch des UN-Sicherheitsrates. Ebenfalls zustimmen müssten die 5 ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates, Frankreich, Grossbritannien, China, Russland und die USA, welche über ein Veto-Recht verfügen. Ebendieses Veto-Recht führte dazu, dass in den vergangenen Jahrzehnten fast sämtliche wichtigen, weltpolitischen Entscheide des UN-Sicherheitsrates blockiert wurden, weil sich fast immer diverse, oft konträre Interessen der Vetomächte entgegenstanden. Zudem haben aktuelle Weltmächte wie Indien, Brasilien, Deutschland oder Japan keinen ständigen Sitz im Sicherheitsrat und somit auch kein Veto-Recht.
Sämtliche Vorstösse, den UN-Sicherheitsrat zu reformieren und an die heutigen Machtverhältnisse anzupassen, sind gescheitert. Deshalb werde der UN-Sicherheitsrat auch niemals wieder jene wichtige Rolle spielen können, welche er damals für den Weltfrieden spielte. Johannes Varwick rechnet damit, dass sich stattdessen andere Gremien bilden werden, welche die friedenspolitische Rolle des Sicherheitsrates übernehmen werden, wie beispielsweise wechselnde Koalitionen von Willigen oder wirtschaftliche Zusammenschlüsse wie die G20-Staaten, die international auch in der Politik eine zunehmend wichtige Rolle spielen.
Aus den düsteren Zukunftsprognosen für den UN-Sicherheitsrates abzuleiten, dass die UNO insgesamt ausgedient habe, sei aber falsch, betont Varwick. Insbesondere die diversen UN-Sonderorganisationen wie das UNHCR, UNICEF oder die WHO würden nach wie vor sehr wirksam dazu beitragen, «dass die Politik auf diesem Globus ein Stück besser wird», so Varwick.