«I will be different every time» porträtiert People of Color in Biel, das Comedy Duo 9 Volt Nelly kreuzt Satire mit Country-Punk und die Welt von Semi Eschmamp ist eine gar wunderliche.
Podcast der ganzen Sendung:
I will be different every time – Ein Buch von Schwarzen Frauen aus Biel
Schwarze Frauen sind oft von rassistischen wie auch sexistischen Unterdrückungsstrukturen betroffen und besetzen dadurch eine verletzliche Position in der Gesellschaft. In der Öffentlichkeit sind sie oft unsichtbar und werden als fremd und exotisch dargestellt. Dagegen will eine Gruppe von Frauen aus Biel ankämpfen. Sie haben das Buch «I will always be different» herausgegeben, in dem sie Geschichten und Biographien Schwarzer Frauen vorstellen, die in Biel beheimatet sind.
Myriam Diarra ist eine der Herausgeberinnen des Buches. In dem Buch erzählt sie ihre eigene Geschichte als eines der ersten Kinder of Color in der Stadt Biel. Im Gespräch mit RaBe legt Myriam Diarra dar, inwiefern es in der Schweiz an einer Black History und einem kritischen Umgang mit Postkolonialismus fehlt.
HINWEIS: Am Sonntag, 18.10. hätte im Dachstock der Reitschule Bern eine Lesung stattfinden sollen, bei der porträtierte Frauen ihre Geschichten vortragen und die Herausgeberinnen die Entstehungsgeschichte des Buches disktuieren. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation hat der Dachstock jedoch entschieden an diesem Wochenende keine Veranstaltungen mehr durchzuführen. Tickets werden zurückerstattet.
«We put the cunt in cuntry»
Wer schon einmal eine 9-Volt-Batterie abgeleckt hat, weiss: Es tut ein klein bisschen weh, ist gleichzeitig aber auch ziemlich lustig. Stellt man sich nun ein wildes Pferd namens Nelly vor, das mit einer Neun-Volt-Batterie im Hintern vogelfrei und sorglos durch die Wüste galoppiert, dann hat man ein passendes Bild gefunden für die Comedy des durchgeknallten Duos 9 Volt Nelly.
2014 standen Jane Mumford und Lea Whitcher zum ersten Mal zusammen auf einer Bühne und gaben Country-Songs zum besten. «Wir hatten eine Wette verloren und waren stockbesoffen», erzählt Mumford. Aus dem lustigen Saufunterfangen entwickelte sich ein abendfüllendes Programm, derzeit sind die wilden Cowgirls nun bereits mit ihrem zweiten Bühnenprogramm unterwegs. In «Bang, Bang, Bang» mischen 9 Volt Nelly Satire mit Punk, Aktivismus mit Blödsinn und Comedy mit Musik. Dabei bleibt kein Auge trocken. «Wir schiessen auf Traumvorstellungen, das Patriarchat, Rollenbilder, normative Lebensentwürfe… wir ballern einfach fröhlich vor uns hin», sagt Jane Mumford. Und: «Wir machen Eierstock-Country-Music. We put the cunt in cuntry».
Jane Mumford ist eine Person, die einen aufgrund der Fülle ihrer Talente ganz furchtbar aufregen könnte, wenn sie denn nicht so sympathisch wäre. Die 32-Jährige singt, tanzt, steppt, spielt Schlagzeug, tritt bei Deville Late Night auf und ist professionelle Trickfilmmacherin. Es gebe schon auch Dinge, die sie nicht könne, behauptet sie. Joggen zum Beispiel.
Das ganze Interview mit Jane Mumford:
9 Volt Nelly, Dienstag 20. Oktober 2020, La Cappella, Bern
«Mein Vorbar ist auch mein Nachbar»
Die Bücher des Semi Eschmamp sind eine, nun ja, wunderliche Angelegenheit. Soeben hat er seinen literarischen Zweitling mit dem klingenden Titel «Mein Vorbar ist auch mein Nachbar» herausgegeben, darin enthalten sind abenteuerlich-skurrile Kurztexte sowie liebevoll-verschrobene gekritzelte Illustrationen.
1976 in Zürich geboren studierte Eschmamp in Bern an der Hochschule für Musik und Theater, um nun seit geraumer Zeit in Berlin als Schauspieler seine Brötchen zu verdienen. Daneben widmet sich das Multitalent auch dem Schreiben und Zeichnen. Wie bereits in seinem Erstling «Mein erster Buch schreib ich gleich selber» (20217) wird auch in «Mein Vorbar ist auch mein Nachbar» offenbar, dass hier einer zur Sache geht, der mit viel Fantasie und Humor sowie Hang zum Skurrilen die Abgründigkeiten und Absurditäten des Alltags auslotet. In knappen Sätzen – die Gedankenskizzen gehen selten über eine Seite hinaus – erlebt Eschmamps Protagonist die seltsamsten Dinge. Mal ruft ihn sein Wecker aus den Ferien an, dann spricht er mit schüchternen Leichen und stellt fest, dass seine Wohnung ein Eigenleben führt und ordentlich auf den Putz haut, wenn er selber nicht Zuhause ist.
Eschmamps wunderliche Kurztexte pendeln irgendwo zwischen Sprachbetrachtung, Philosphie und aberwitzigen Absurditäten – als stimmig Ergänzungen dienen die schlichten liebevollen Kritzeleien von Figuren, Tieren und Gegenständen, die den Textinhalt aufnehmen, weiterspinnen oder ad absurdum führen. Und dann ist ja da auch noch dieser nicht minder wunderliche Nachbar namens Boris Blaschko, der für sein Leben gern Gedichte schreibt.
Semi Eschmamps liest für RaBe drei seiner Kurztexte:
Semi Eschmamps Mein Vorbar ist auch mein Nachbar ist im Verlag der Gesunde Menschenversand erschienen.