Der«Blasphemic Reading Soirées»beleuchtet die ästhetische Faszination der Kunstwelt für weibliche Leichen, Stadtratskandidatin Zora Schneider (PdA) empfindet das Asylzentrum als persönlichen Berner Unort und im Radioblog gibt RaBe-Inforedaktorin Noëlle Grossenbacher einen Einblick, was Frankreich derzeit beschäftig. Den Podcast zur Sendung gibts hier:
Faszination Toter Frauenkörper
Morgen Samstag beginnt in der Dampfzentrale das zweiwöchige Festival Tanz in Bern. Das Motto der diesjährigen Ausgabe lautet «Dear Darkness» und steht damit ungewollt passend für die düstere Pandemie-Zeit. Einige der Veranstaltungen, die in den nächsten zwei Wochen hätten stattfinden sollen, mussten aufgrund der Corona-Massnahmen abgesagt werden – andere sollen durchgeführt werden. (Stand 23.10.20)
Dazu gehört auch ein Anlass, der auf den ersten Blick wenig mit Tanz zu tun hat: «Blasphemic Reading Soirée» ist ein performativer Leseabend, der auf dem Berner Schosshaldenfriedhof stattfindet. Dahinter steckt ein Kollektiv, das die queer-feministische Lese- und Diskussionskultur anzukurbeln will. Ursprünglich in Basel ins Leben gerufen haben die «Blasphemic Reading Soirées» zwischenzeitlich schon in diveresen Schweizer Städten stattgefunden, wobei stehts ungewöhnliche Veranstaltungsorte gewählt werden, die in irgendeiner Form mit dem ausgewählten Text in Beziehung stehen. So wurde etwa im Botanischen Garten über zeitgenössisches Hexentum gelesen, Toxische Männlichkeit in einer Bar disktutiert oder das Verhältnis von Menschen und Tieren in einem Hundezuchtverein beleuchtet.
Das «Blasphemisch» in der Namensgebung sei nicht als gotteslästerlich zu interpretieren, erklärt die dem Kollektiv zugehörige Miriam Coretta Schulte. Vielmehr gehe es darum, sich akademischen Texten ohne falsche Scheu zu nähern. Bei der Lesung auf dem Schosshaldenfriedhof steht «Over her Dead Body» von Elisabeth Bronfen im Zentrum. Darin beschäftigt sich die Literaturwissenschaftlerin mit der Frage, warum tote Frauenkörper eine so grosse ästhetische Faszination ausüben auf Kunstschaffende.
Miriam Coretta Schulte im Interview mit RaBe:
Blasphemic Reading Soirée «schöne Leichen» im Rahmen von Tanz in Bern, Montag 26.10.20, 19 Uhr, Schosshaldenfriedhof
Unort Bern: Mit Zora Schneider (PdA) vor dem Asylzentrum in der Länggasse
Am 29. November 2020 wählt die Stadt Bern ein neues Parlament, wobei sich insgesamt 530 Kandidat*innen um 80 Sitze bewerben. Im Rahmen unserer Wahlserie stellen wir täglich eine Kandidat*in vor, deren Partei bereits im Rat vertreten ist. Dabei treffen wir die Kandidierenden jeweils an ihrem persönlichen «Unort», sprich an demjenigen Ort in der Stadt Bern, wo sie einen Missstand beklagen und etwas verändern möchten.
Die amtierende Stadträtin Zora Schneider von der Partei der Arbeit PdA hat die Asylunterkunft in der Länggasse ausgewählt. Zwar begrüsst Schneider es , dass infolge der Neustrukturierung des Asylwesens auf kantonaler Ebene seit diesem Sommer nun die Stadt Bern für die Unterbringung, Betreuung und Integration von Asylsuchenden zuständig ist und somit auch das Stadtparlament hier vermehrt Einfluss nehmen kann. Gleichzeitig kritisiert sie die Stadt Bern für ihren Entscheid, den Asylbereich kostenneutral zu gestalten, sprich zusätzlich zu den kantonalen Pauschalen keine finanziellen Mittel aufwenden zu wollen. An Möglichkeiten, mehr zu tun im Asylbereich, fehle es sicher nicht, so Zora Schneider, wenn es an etwas fehle, dann sei es an politischem Willen.
In ihren vergangenen vier Amtsjahren hat Schneider im Stadtrat diverse Motionen eingereicht, welche Veränderungen im Asylbereich bewirken sollen. Unter anderem möchte sie die Grundrechte von Geflüchteten auf Wohnen, Bildung, Gesundheit und Bewegungsfreiheit stärken, den Schutz vor Partner*innengewalt in den Zentren verbessern, oder das straff reglementierte Leben in den Zentren durch Formen der Selbstorganisation ersetzen.
Zora Schneider im Interview mit RaBe:
Das beschäftigt Frankreich
RaBe-Inforedaktorin Noëlle Grossenbacher weilt derzeit in Paris. Im heutigen Radioblog gibt sie Einblick, was Frankreich derzeit beschäftigt und das ist tatsächlich so einiges: Prozesse zu den Anschlägen auf Charlie Hebdo, die Enthauptung eines Geschichtslehrers durch einen 18-jährigen radikalen Islamisten und ein grosses Polizeiaufgebot, das die tägliche Ausgangssperre ab 20:30 Uhr unter Kontrolle zu halten versucht.