Im RaBe-Info sprechen wir heute übers Sparen in der Sicherheitsdirektion, beschäftigen uns mit Krankheiten in Digitalen Spielen und wir schwingen das Tanzbein zu Sandra Künzis Virusblues.
Podcast der ganzen Sendung:
Rotgrüne «Selbstbedienungsmentalität»
Aufgrund der aktuellen Krise und sinkenden Steuereinnahmen rechnet die Stadt Bern für die kommenden Jahre mit Defiziten von jährlich rund 40 Millionen Franken. Ein erstes, umfangreiches Sparpaket haben Gemeinde- und Stadtrat bereits verabschiedet, weitere Sparpakete werden voraussichtlich bald folgen.
Übers Sparen sprechen wir in unserer Wahlserie zu den Gemeinderatswahlen heute mit Reto Nause, Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie der Stadt Bern von der CVP. Nauses Direktion traf die erste Sparrunde besonders heftig. Das von seiner Direktion geschnürte Sparpaket wurde vom Stadtrat noch zusätzlich verschärft. Dabei schmerzen Reto Nause insbesondere die Streichung der städtischen Unterstützung des Lichtspektakels auf dem Bundesplatz, welche er als wichtige Einnahmequelle für das Berner Gastgewerbe erachtet und die zusätzlichen Kürzungen beim Tierpark Dählhölzli, welcher in den letzten Jahren schon mehrmals von Kürzungen betroffen gewesen sei.
Reto Nause sieht im aktuellen Defizit im städtischen Budget von rund 40 Millionen Franken auch eine Folge der seit Jahren bestehenden starken rotgrünen Mehrheit im Gemeinderat. Während gleichzeitig stockender Einnahmen seien in den letzten Jahren rund 100 Stellen neu geschaffen worden. Es habe sich eine «Selbstbedienungsmentalität» etabliert, welche nun korrigiert werden müsse. Trotz finanzieller Schieflage spricht sich Nause deutlich gegen Steuererhöhungen aus. Die Stadt müsse sich nun insbesondere darauf konzentrieren, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen und das vertrage sich nicht mit höheren Steuern.
Mit Krankheiten beschäftigt sich der Mensch sogar in der Freizeit gerne
Krankheit ist normalerweise keine erfreuliche Angelegenheit und auch nichts, womit man sich gerne in seiner Freizeit beschäftigt. Nichtsdestotrotz tauchen Leiden, Störungen und Verletzungen häufig bei einem Zeitvertrieb auf, dem rund 40% der Bevölkerung regelmässig frönen: in digitalen Spielen.
Nun haben Arno Görgen und Stefan Heinrich Simond die Anthologie «Krankheit in Digitalen Spielen» herausgegeben, eine Sammlung interdisziplinärer Betrachtungen, die sich alle mit irgendeinem Aspekt von Krankheit in der Welt von Games beschäftigen. Was an der rund 500 Seiten schweren Sammlung besticht, ist die Vielfalt der Forschungsgegenstände und Lesarten. So lassen sich etwa Texte finden, welche die oftmals stigmatisierende Repräsentation psychischer Krankheiten in der digitalen Spielwelt ausleuchten. Andere Betrachtungen diskutieren Indie-Games, welche Empathie und Verständnis für psychische Störungen wie Psychose oder Depression zu steigern versuchen, indem sie diese im Spielprozess erfahrbar machen. Wieder andere Texte beleuchten die Frage, welche gesellschaftliche Vorstellung von Gesundheit einem Game wie Wii Fit zu Grunde liegt, oder diskutieren aus feministischer Perspektive stereotype Zuschreibungen in Resident Evil 7 oder wie das Ego-Shooter-Game Re-Mission jungen Krebserkrankten helfen kann, die Vorgänge im eigen Körper während einer Chemotherapie zu verstehen.
Die Wechselwirkung zwischen digitaler und realer Welt ist nicht zu unterschätzen, womit keinesfalls die krude Annahme gestützt werden soll, dass, wer Ego-Shooter-Games spielt, automatisch auch in der Realität zum Killer oder zur Killerin wird. Vielmehr lassen sich aus Repräsentationen in Spielwelten Rückschlüsse auf grundsätzliche Vorstellungen und Mechanismen in unserer Gesellschaft ziehen. Im konkreten Fall: auf unsere Vorstellung von Krankheit und Gesundheit. Entsprechend dürften viele der Aufsätze in «Krankheit in Digitalen Spielen» auch für ein Publikum von Interesse sein, das sich vielleicht nicht explizit für Games, aber doch für die gegenseitige Beeinflussung von Popkultur und Realität interessiert.
Die beiden Herausgeber Arno Görgen (Kulturhistoriker am Institut of Design Research HKB) und Stefan Heinrich Simond (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medienwissenschaft Marburg) im Interview mit RaBe:
Sämtliche Texte der Anthologie «Krankheit in Digitalen Spielen» gibst hier zum Lesen oder Downloaden
Radioblog:
Slam-Poetin Sandra Künzi hat sich den Virusblues eingefangen. Düster Düster. Die Kultur ist zu. Aber am Ende des Tunnels gibts Licht…