Mit Humor und Witzen ist das so eine Sache: Was die einen ungemein lustig dünkt, finden andere kindisch und doof oder vielleicht sogar geschmacklos und unangebracht. Wann wir welche Witze lustig finden, hängt zum einen von den Umständen ab, in denen wir uns gerade befinden. Wer schlechte Laune hat, an depressiver Verstimmung leidet oder ganz einfach konzentriert am Arbeiten ist, hat generell weniger Lust auf Witze.
Zum anderen gebe es auch Persönlichkeitsmerkmale, die mitbestimmten, ob wir tendenziell Witze eher lustig fänden oder nicht, sagt Psychologieprofessorin Andrea Samson von der FernUni Schweiz. So seien Menschen mit heiteren Gemüten eher zugänglich für Schalk und Scherz. Und wer besser mit Ambiguitäten und Unsicherheiten umgehen könne, möge auch eher Nonsense-Witze.
Die Funktionen von Humor sind enorm vielfältig. So kann er verbinden und ein Zugehörigkeitsgefühl entstehen lassen. Gleichzeitig sei Humor aber auch immer eine soziale Gratwanderung, sagt Samson. «In Witzen wird oft jemand unvorteilhaft dargestellt. Dabei besteht die Gefahr von Diskriminierung.»
Humor ist die Begabung, Schwierigkeiten und Missgeschicken mit Gelassenheit zu begegnen. Dabei wirkt sich Humor nicht nur auf unser Gemüt aus, sondern auch auf unseren Körper. Forschungsresultate zeigen, dass beim Lachen verschiedene Hirnregionen aktiv sind, die für Motorik, Emotionen und Kognition zuständig sind. Wer lacht, schüttet zudem körpereigene Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin aus, was die Stimmung hebt und offenbar sogar entzündungshemmend wirkt. So erstaunt es nicht, dass die «Wunderwaffe» Humor mittlerweile auch in therapeutischer Form eingesetzt wird, etwa in der Psychotherapie.
Es gehört zur Eigenschaft von Humor, mit Erwartungen zu brechen und eine andere Sicht auf Dinge einzunehmen. Wenn es gelinge, diesen neuen Blickwinkel auch auf Probleme im Alltag anzuwenden – also quasi das Absurde im Tragischen zu erkennen – könne dies dabei helfen, mit Problemen besser umgehen zu können, sagt Andrea Samson im Interview mit RaBe.
Prof. Dr. Andrea Samson ist ausserordentliche Professorin sowie Co-Studiengangsleiterin des französischen Masterprogramms für Psychologie an der FernUni Schweiz, Direktorin des chEERS Lab und SNSF-Professorin am Heilpädagogischen Institut der Universität Fribourg.