In der heutigen Sendung geht es um MeToo-Skandale in bundesnahen Betrieben: Wie kann das sein? Wie kann dagegen vorgegangen werden? Auserdem haben wir mit Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried über die Sparmassnahmen gesprochen. Und last but not least: Eine Onlineplattform, die Musik von Frauen, non-binären, Inter- und Transpersonen bekannter machen will. Wir haben nachgefragt, wie es einen Monat nach der Publikation läuft.
Podcast der ganzen Sendung:
Parlament ergreift Massnahmen gegen Machtmissbrauch

Bei Machtmissbrauch ist nicht nur der Artikel «maskulin», sondern dessen Ausübung generell. (Grafik: duden.de)
In der Schweiz sollen alle Menschen das Recht haben, ihren Beruf und ihr Leben frei von Mobbing, Diskriminierung, Sexismus und sexueller Belästigung zu leben. Dass dies längst nicht immer so ist, wurde der Öffentlichkeit in den letzten Tagen und Wochen mit aller Deutlichkeit vor Augen geführt.
Recherchen von der «Republik» , «Le Temps», und dem «Magazin» haben zahlreiche Fälle von schwerem Machtmissbrauch in bundesnahen Betrieben und Organisationen dokumentiert. Im Fokus der Recherchen stehen die Schweizerische Nationalbank, der Westschweizer Rundfunk RTS und das Sportzentrum in Magglingen. In allen drei Betrieben konnten problematische Machtstrukturen nachgewiesen werden, – das Sportzentrum in Magglingen sieht sich gar mit Vorwürfen der Gewalt konfrontiert.
«Allzu oft werden solche Vorkommnisse als ‚bedauerlicher Einzelfall‘ behandelt, es kommt vielleicht infolge des Bekanntwerdens zu einer Kündigung oder zu einer internen Versetzung», so die Bündner Nationalrätin Sandra Locher Benguerel gegenüber RaBe. «Die Ursachen des Problems, welche in erster Linie struktureller Art sind und auch auf Machtmissbrauch beruhen, werden aber zu wenig angegangen.»
Bereits am Montag vor einer Woche hat die ständerätliche Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur deshalb auf die Vorfälle in Magglingen reagiert. Sie fordert die Schaffung einer unabhängigen Anlaufstelle für Opfer von Missständen im Sportbereich. Eine entsprechende Motion wurde mit 10 zu 3 Stimmen an den Bundesrat überwiesen. In einem Vorstoss fordern die SP Frauen* zudem die Schaffung einer parlamentarischen Aufsichtsdelegation gegen Mobbing, Diskriminierung, Sexismus und sexuelle Belästigung in der Bundesverwaltung und in bundesnahen, mit öffentlichen Geldern finanzierten Institutionen und Betrieben.
Sparen in der Präsidialdirektion
Die Stadt Bern setzt den Rotstift an: Wegen tieferer Steuereinnahmen sind im Budget 2021 im Vergleich zum Vorjahr Einsparungen in der Höhe von 20 Millionen Franken vorgesehen. Bereits im vergangenen Frühling schnürte der Gemeinderat ein nicht unumstrittenes Sparpaket; wir haben im RaBe-Info darüber berichtet. Anschliessend wurde dieses Sparpaket vom Parlament überarbeitet, nun steht am 29. November das Budget 2021 zur Abstimmung.
In den vergangenen Tagen sprachen wir hier im RaBe-Info mit den einzelnen Gemeinderät*innen über die Sparmassnahmen in ihrer Direktion. Den Abschluss macht heute nun Stadtpräsident Alec von Graffenried, Vorsteher der Präsidialdirektion. Diese vereint ganz unterschiedliche Ämter: Da gibt es einerseits die Fachstelle für Gleichstellung von Frau und Mann oder die Kultur Stadt Bern, andererseits aber auch die Denkmalpflege, das Wirtschaftsamt oder das Stadtplanungsamt.
«Es fehlt nicht am Geld, es fehlt an der Ausgabendisziplin», erklärt von Graffenried. Im Vergleich zum Vorjahr wird seine Direktion im kommenden Jahr 800’000 Franken einsparen.»
Musicdirectory auf gutem Kurs
«Es gibt halt keine Frauen in unserer Branche» – dies ist wohl die gängigste Ausrede, wenn auf das Fehlen von nichtmännlichen Vertreter*innen in der Musikbranche hingewiesen wird. «Stimmt nicht», sagt die Schweizer Koordinationsstelle und Vernetzungsplattform für Musiker*innen Helvetiarockt und rief deswegen am 20. Oktober 2020 musicdirectory.ch ins Leben, eine viersprachige Plattform, auf der sich Frauen, inter, non-binäre und trans Menschen in der Schweizer Musikbranche registrieren und sichtbar machen können.
Alleine in der ersten Woche hätten sich 300 Menschen registriert, sagt Projektleiterin Letizia Carigiet. Bis dato wurden rund 950 Einträge auf der Plattform gemacht, womit das Monatsziel von 1000 angelegten Profilen schon fast erreicht wurde. Die Mehrzahl umfasst Musiker*innen, daneben finden sich aber auch DJs, Tontechniker*innen, Produzent*innen, Booker*innen, Fotograf*innen und Musikjournalist*innen, wobei nebst der Deutschschweiz auch die Romandie mit dem Kantonen Waadt und Genf stark vertreten ist.
Musicdirectory.ch solle künftig nicht nur digital als Netzwerkplattform funktionieren, sondern auch ins reale Musikleben reinspielen, sagt Letizia Carigiet, und zwar mit Veranstaltungen, an denen die Profil-Anleger*innen persönlich miteinander ins Gespräch kommen können.