Ein Berner Unverpacktladen bei dem es um mehr geht als nur ums „Abfall reduzieren“ und eine erfolgreiche Berner Institution, die ihr 100-jähriges Jubiläum feiert. Das sind die Themen im heutigen RaBe-Info.
Podcast der ganzen Sendung:
Bern unverpackt möchte wachsen
Wer in den Supermärkten einkauft, kennt das Problem: Viele Produkte sind mehrfach in Plastik eingepackt, dieser braucht sowohl bei der Herstellung als auch bei der Entsorgung viele Ressourcen. In den letzten Jahren gibt es deswegen immer mehr Läden, die unverpackte Produkte anbieten. In grossen Gefässen lagern sie zum Beispiel Pasta, Müesli, Nüsse oder Waschmittel, Einkaufende bringen ihr eigenes Säckli oder ihre eigene Flasche mit um eine selbst gewählte Menge abzufüllen.
Einer dieser Läden heisst Bern unverpackt, zu finden in der Villa Stucki nähe Eigerplatz. Bei «Bern Unverpackt» gehe dabei um viel mehr, als «nur» darum, Abfall zu reduzieren, erklärt Vereinsmitglied Lara Netzer im Interview mit RaBe. Die Produkte kämen meist aus der Region und seien nachhaltig angebaut. Ausserdem basiere der Laden auf einer basisdemokratischen Organisation, es gäbe keine bezahlten Angestellten sondern nur freiwillige Aktivist*innen. «Es ist schön zu sehen, dass so ein Laden seit zwei Jahren existiert – und das nur, weil Menschen dran glauben, ohne unter Vertrag zu stehen».
Nun möchte der Unverpackt-Laden wachsen, mit Hilfe eines Crowdfunding will der Verein das nötige Geld zusammensammeln.
Vom Pionierbetrieb zur etablierten Beratungsstelle
Seit 1920 hilft sie Eltern, Lehrpersonen und Kindern aus schwierigen Situationen. Nun feiert die Erziehungsberatung des Kantons Bern ihr 100-jähriges Bestehen. Ihren Ursprung hat die Erziehungsberatung im schulärztlichen Amt der Stadt Bern. 1920 beobachtete der frischgewählte Schularzt Paul Lauener, dass immer mehr Eltern nicht nur mit medizinischen, sondern auch mit erzieherischen Fragen zu ihm in die Praxis kamen.
In seinen Beratungen befasste er sich zunehmend mit Kindern und Jugendlichen, «die nicht gehorchten, undiszipliniert waren und die Schule schwänzten». Hinzu kamen Kinder, «die kein Gemüse essen wollten, Bettnässer waren, nicht einschlafen konnten, gleichgültig waren oder logen und stahlen».
In der Folge eröffnete die Stadt Bern im gleichen Jahr eine Beratungsstelle für Erziehungsfragen, deren Leitung der Psychologe und Pädagoge Paul Hegg übernahm. Sie wurde zuerst ehrenamtlich geführt, später im Nebenamt zu einem Honorar von 400 Franken monatlich. Mit seinem Beratungsdienst leistete Hegg Pionierarbeit für die ganze Schweiz. Erst zehn Jahre später wurde in Basel ein vergleichbarer schulpsychologischer Dienst gegründet. 1931 wurde die EB für alle Lehrpersonen des Kantons zugänglich gemacht und der Kanton übernahm einen Teil der Kosten, 1943 erteilte der Regierungsrat der Erziehungsberatung den Auftrag, die staatlichen Erziehungsheime «regelmässig, jährlich mindestens zweimal zu besuchen und dort in der Behandlung besonders schwieriger Kinder begutachtend und beratend, wenn möglich auch behandelnd zu wirken». 1972 wurde die Erziehungsberatung kantonalisiert und entwickelte sich in den Folgejahren zu einer etablierten Institution.
Die Kernaufgaben der Erziehungsberatung haben sich seit ihren Anfängen wenig verändert. Sie sind ausgesprochen vielfältig und erstrecken sich von der Unterstützung bei schulischen Problemen bis zu persönlichen oder familiären Schwierigkeiten und Belastungen. Es handelt sich dabei um klassische schulpsychologische Aufgaben wie Abklärungen durchführen, Beratungen anbieten und Beurteilungen vornehmen, welche dann konkret zu Schullaufbahnentscheiden, zu Ausgleichsmassnahmen, oder zur Bewilligung von Spezialunterricht führen. «Die Erziehungsberatungsstellen arbeiten dabei eng mit den Eltern und den Lehrkräften zusammen», erklärt Peter Sonderegger, Kinder- und Schulpsychologe sowie Leiter der Geschäftsleitung der Berner Erziehungsberatung.