Wie wirkt sich der Wegzug des WEF auf Davos aus? Warum ist die Schweiz mitschuldig an der Abholzung des Regenwaldes? Und was hat das Weltraumteleskop CHEOPS in seinem erstern Dienstjahr erspäht? Diese und andere Fragen klären wir in der heutigen Infosendung:
Davos ohne WEF
Das Weltwirtschaftsforum WEF würde normalerweise in diesen Tagen in Davos stattfinden. Einflussreiche Menschen treffen sich alljährlich in den Bündner Bergen um über aktuelle globale Fragen zu diskutieren. Laut eigenen Angaben lautet die Mission «den Zustand der Welt zu verbessern».
In diesem Jahr ist aber alles anders. Wegen der Corona-Situation in der Schweiz gab WEF-Gründer Klaus Schwab erst bekannt, dass das WEF auf den Sommer verlegt werde. Anfang Dezember kam dann die komplette Absage an Davos: 2021 gehe die Veranstaltung in Singapur über die Bühne.

Am WEF trifft sich alles mit Rang, Namen und Profilierungsneurose

Landammann von Davos: Philipp Wilhelm
Ein herber Schlag für die Kleinstadt Davos: «Etwa 50 bis 60 Millionen Franken an Wertschöpfung werden pro Jahr während des Weltwirtschaftsforums in unserer Region generiert», sagt der Davoser Landammann Philipp Wilhelm im Interview mit RaBe. Vor allem für Hotelier*innen aber auch für andere Teile des Gewerbes sei die Verlegung nach Singapur eine zusätzliche Belastung in einer sowieso schon schwierigen Zeit.
Nun komme es drauf an, wie rasch die Schweiz die Pandemie in den Griff kriege. «2022 soll das Weltwirtschaftsforum wieder in Davos stattfinden, diese Zusage haben wir aktuell von WEF-Gründer Klaus Schwab», so Wilhelm. Eine definitive Entscheidung werde aber womöglich erst im Sommer gefällt.
Obwohl das diesjährige WEF auf den Sommer und nach Singapur verlegt wurde, findet ab morgen Freitag die Gegenveranstaltung Das andere Davos statt. Es gibt Workshops unter anderem zur «Black Lives Matter» Bewegung, zum Zusammenhang zwischen Klimawandel und Corona und über Care-Arbeit in Pandemiezeiten.
Alle Veranstaltungen werden über Zoom durchgeführt, die Teilnahme ist kostenlos, Spenden sind willkommen.
Die grüne Lunge des Planeten wird immer schwächer
Innerhalb von etwas mehr als einem Jahrzehnt wurde in den Tropen und Subtropen eine Fläche von 43 Millionen Hektar Wald zerstört. Das entspricht ungefähr zehnmal der Grösse der Schweiz. Ein Grossteil der Waldvernichtung gehe auf das Konto der kommerziellen Landwirtschaft, die zusätzliche Weide- und Ackerflächen für die Nahrungsmittelproduktion geschaffen habe, heisst es in einer am Mittwoch von der Umweltorganisation WWF veröffentlichten Studie.
Der Bericht basiert auf Satellitendaten aus dem Zeitraum von 2004 bis 2017. In ihm konnten 24 Hotspots identifiziert werden, in denen die Entwaldung extrem voranschreitet. Der grösste Verlust wurde im Amazonas (Brasilien, Kolumbien, Peru, Bolivien, Venezuela und Guyana) verzeichnet. Allein dort wurden 18,3 Millionen Hektar Wald zerstört. Dahinter liegen die Wälder auf Borneo (Indonesien, Malaysia; 5,8 Millionen Hektar zerstörter Regenwald) und der Gran Chaco (Paraguay und Argentinien; 5,2 Millionen Hektar zerstörter Regenwald).
Im Kampf gegen die rasant fortschreitenden Entwaldung sieht der WWF nicht nur die internationale Politik in der Pflicht, sondern auch die Schweiz. «Auch wenn die Wälder ausserhalb der Schweiz verschwinden, trägt die Schweiz substanziell zur Umwandlung von Wald zu Agrarland bei. Denn für den Anbau von Kakao, Palmöl und Kaffee, das in die Schweiz importiert wird, wird oft Wald vernichtet», erklärt Jonas Schmid.
Der WWF fordert Konsumentinnen und Konsumenten deshalb auf, sich für umweltverträglicheres Essen zu entscheiden und nur so viele Lebensmittel zu kaufen, wie wirklich benötigt werden. Die mächtigsten Hebel sehen die Umweltschützer allerdings bei der Politik. In den internationalen Handelsbeziehungen brauche es dringend bessere und verbindliche Sozial- und Umweltstandards, insbesondere zu entwaldungsfreien Lieferketten, so Schmid. «Werden keine tiefgreifenden Massnahmen zum Schutz der Wälder ergriffen, nimmt die Entwaldung in den Tropen und Subtropen weiter zu und droht aufgrund eines gestörten Wasserkreislaufs zu einem Selbstläufer zu werden.»
Von Bern in den Weltraum

Start des CHEOP-Projekts (Bild: https://cheops.unibe.ch/)
Gibt es da draussen im Weltall Leben? Gibt es andere Planeten, die ähnlich aussehen wie die Erde? Und wenn ja – wo sind sie?
Das Weltraumteleskop CHEOPS soll helfen, diese Fragen zu beantworten. CHEOPS ist eine gemeinsame Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der Schweiz, unter der Leitung der Universität Bern. Mehr als hundert Wissenschaftler*innen und Ingenieur*innen aus elf Ländern waren während fünf Jahren am Bau des Satelliten beteiligt.
Vor rund einem Jahr ist der Satelit schlussendlich ins Weltraum gestartet und kreist seither um die Erde in einer Höhe von 700 Kilometern. Das Ziel von Cheops ist es, Exoplaneten zu erforschen. Exoplaneten sind Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems. «Mit dem Teleskop macht CHEOPS Bilder von Sternen. Wir messen danach, wie viel Licht wir von einem Stern bekommen. Wenn ein Exoplanet vor einem Stern vorbeizieht, messen wir etwas weniger Licht», erklärt Willy Benz, Professor für Astrophysik an der Universität Bern und Hauptverantwortlicher des CHEOPS Projekts. Mithilfe dieser Transittechnik könne man eruieren, wie gross der Planet ist. Wenn die Grösse des Planeten mit seiner Masse verrechnet wird, kommt man auf die Dichte. So könne je nach Dichte herausgefunden werden, ob es sich bei einem Exoplaneten beispielsweise um einen Gas- oder einen erdähnliche Planeten handelt.
Geht es bei dem Projekt darum, auf erdähnliche Planeten Leben zu finden? Willy Benz lacht. «Das ist das langfristige Ziel. CHEOPS wird kein Leben finden. Cheops wird Planeten finden, die vielleicht Leben haben könnten, die danach mit anderen Missionen angeschaut werden müssen.»
Nach dem ersten Forschungsjahr zieht Willy Benz eine positive Blanz – «wir sind rundum glücklich! », meint der Astrophysiker. «Es hätte vieles schief gehen können, aber das Ganze hat gut funktioniert. Es gab zwar auch heisse Phasen – im Dezember wäre CHEOPS beinahe mit Weltraumschrott kollidiert. Es läuft da oben nicht immer alles reibungslos – es gibt immer wieder Adrenalinkicks, die uns unser gemütliches Forschungsleben ein wenig schwierig machen», sagt Willy Benz lachend.