Im RaBe Info geht es heute im Prozesse gegen die Klimabewegung, die neue Leitung des Berner Kornhausforums und die Zukunft der Demokratie. Um 11 live auf Sendung, den Podcast zum Nachhören gibt es hier ab 12 Uhr.
Bankenprozesse in Basel
Vergangenen Dienstag war Prozessauftakt, auf Freitag dieser Woche wird das Urteil erwartet: In Basel stehen in diesen Tagen fünf Klimaaktivist*innen vor Gericht. Im Sommer 2019 haben sie mit über 100 anderen Personen Eingänge zu Banken in Basel und Zürich blockiert.
Mit ihren Investitionen treiben Schweizer Banken die Klimaerhitzung voran. Das belegt auch eine Studie des Bundesamt für Umwelt Bafu aus dem Jahre 2017. Laut dieser verursacht der Finanzplatz Schweiz mehr als das Zwanzigfache an Emissionen als die Schweiz selbst.
Aktivist*innen und Banken haben sich bereits aussergerichtlich geeinigt. Doch obwohl die Geschädigten ihre Strafanträge zurückgezogen haben, behandelt die Basler Staatsanwaltschaft die Vorwürfe. Über 50 Aktivist*innen müssen sich in den kommenden Tagen und Wochen in Kleingruppen wegen Landfriedensbruch, Nötigung und Sachbeschädigung vor Gericht verantworten. «Dass die Staatsanwaltschaft an den Offizialdelikten festhält, wirft viele Fragezeichen auf», sagt Frida Kohlmann, Sprecherin des Kollektivs Climate Justice. Basel sei eine der ersten Städte der Schweiz gewesen, die den Klimanotstand ausgerufen habe. Dass die Justiz nun trotzdem gegen die Aktivist*innen vorgehen wolle, mute seltsam an. «Die Vorwürfe stehen in keiner Relation zu dem, was die Banken tagtäglich auslösen», so Kohlmann im Interview mit RaBe. Das Kollektiv habe deswegen gedacht, dass womöglich schon am ersten Prozesstag jegliche Vorwürfe fallen gelassen werden. Dem ist nun nicht so: Morgen Dienstag halten Staatsanwaltschaft, Verteidiger*innen und Beschuldigte ihre Plädoyers, am Freitag folgt dann die Urteilsverkündung.
Mitreden im Kornhausforum
Die Corona-Pandemie hat Auswirkungen auf die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche und wird wohl auch unser künftiges Zusammenleben prägen und formen. Eine Frage die sich dabei stellt ist: Wie wird der öffentliche Raum nach Corona sein? Was wird sich verändern? Was vielleicht gleichbleiben?
Dieser Frage will der neue Leiter des Berner Kornhausforums Nicolas Kerksieck mit seiner ersten Ausstellung «shared spaces in change» auf den Grund gehen. Dazu läuft derzeit ein Open Call, also ein Aufruf an die Berner Bevölkerung. Ihm sei es wichtig, die Stimme der Berner*innen zu hören, sagt Kerksieck, denn das Kornhausforum soll ein Ort der öffentlichen Teilhabe und kulturellen Begegnung für alle sein.
Entsprechend können alle einen Beitrag einreichen, der sich in irgendeiner Form mit dem Thema öffentlicher Raum nach Corona beschäftigt. Diese Beiträge können aus den Bereichen Architektur, Design und Fotografie stammen – den Kernbereichen des Kornhausforums – müssen aber nicht. «Das können durchaus auch akustische oder performative Beiträge sein», sagt Nicolas Kerksieck. «Je vielfältiger desto besser!» Einziges Kriterium: Der Beitrag soll verständlich bzw. einem breiten Teil der Bevölkerung erschliessbar sein.
Nicolas Kersieck im Interview mit RaBe:
Berner Forschende untersuchen den Stadt-Land-Graben in Europa
Die Brexit-Entscheidung, die Präsidentschaftswahlen in den USA und die jüngsten Abstimmungen in der Schweiz – sie alle zeigen auf, wie gross die Unterschiede zwischen den politischen Einstellungen der städtischen und der ländlichen Bevölkerung nach wie vor sind und wie der Stadt-Land-Graben die politischen Entwicklungen prägt.
Aus diesem Grund will sich das Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern in den kommenden drei Jahren intensiver mit dem Stadt-Land-Graben in Europa auseinandersetzten. In einem internationalen Forschungsprojekt, an dem sich fünf weitere Universitäten beteiligen, werden die Forschenden die Unterschiede politischer Einstellungen bei der städtischen und der ländlichen Bevölkerung sowie deren Folgen für die politischen Entwicklungen in Demokratien untersuchen.
«Wir werden untersuchen, wie unterschiedliche Siedlungsgebiete in Europa mit Populismus, der sozialen Identität, Wahrnehmungen von Ungerechtigkeit und Bedrohungen sowie allgemeinen politischen Einstellungen und politischem Verhalten der Bürgerinnen und Bürger zusammenhängen», erklärt der Hauptverantwortliche für das Projekt an der Universität Bern, Markus Freitag vom Institut für Politikwissenschaft, im Gespräch mit RaBe.
Die Forschenden wollen sich im dem Projekt damit auseinandersetzen, wie sich die Identitäten der städtischen und ländlichen Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten verändert haben und was dies für die Demokratie bedeutet. Zudem wird in der Schweiz auch die besondere Rolle der Agglomerationen untersucht. «Es wird analysiert, auf welcher Seite des Stadt-Land-Grabens sich die Agglomerationen platzieren», erläutert Freitag.
Das Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern hat eine lange Tradition in der Erforschung des Stadt-Land-Grabens. Das Ziel des dreijährigen Forschungsprojekts wurde daher bewusst hoch angesetzt: «Es soll die Ursachen der aktuellen Demokratiekrise offenlegen und mögliche Lösungswege zu deren Überwindung vorschlagen», so der Politikwissenschaftler Freitag.