im RaBe-Info thematisieren wir heute die Kritik an der bundesrätlichen Klimastrategie. Ausserdem beginnen wir unsere Serie zum 50-Jahre Jubiläum des Frauenstimmrechts in der Schweiz – und zwar in einem kleinen Walliser Bergdorf.
Podcast der ganzen Sendung:
Scharfe Kritik an Klimastrategie des Bundesrates
Die Schweiz soll bis im Jahr 2050 keine Treibhausgase mehr ausstossen. Dieses Netto-Null-Ziel hatte der Bundesrat bereits 2019 beschlossen.
Vergangene Woche hat er nun die entsprechende Klimastrategie präsentiert. Diese knüpft an das revidierte CO2-Gesetz an, welches eine Senkung der Treibhausgase um 50 Prozent bis 2030 vorsieht.
Als innovations- und finanzstarkes Land mit fast CO2-freier inländischer Stromproduktion sei die Schweiz in einer guten Ausgangslage um dieses Ziel zu erreichen, so der Bundesrat.
Die Dringlichkeit der neuen Klimastrategie wurde dann vor allem durch das Bundesamt für Umwelt unterstrichen. Die Temperaturen würden hierzulande doppelt so schnell steigen wie global, betonte die zuständige Direktorin Katrin Schneeberger, an der entsprechenden Medienkonferenz.
Es scheint, als habe der Bundesrat die Klimakrise nun tatsächlich anerkannt. Trotzdem musste er auch für die jüngste Klimastrategie scharfe Kritik einstecken. In den Augen der grünen Parteien und dem Klimastreik ist die Strategie nämlich nach wie vor unzureichend. Doch weshalb? Wir haben nachgefragt beim Klimastreik Schweiz.
Wie ein Walliser Bergdorf zum Vorreiter in Sachen Frauenstimmrecht wurde
An diesem Sonntag jährt sich die Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts in der Schweiz zum 50. Mal. Wir vom RaBe-Info nehmen dieses Jubiläum zum Anlass um über weitere Meilensteine auf dem Weg zur politischen Gleichstellung der Geschlechter zu berichten. Heute starten wir diese Serie in einem kleinen Bergdorf im Wallis. Auf den ersten Blick würde man hier vielleicht keine Vorkämpfer für die Gleichberechtigung vermuten. Doch die Gemeinde Unterbäch vermochte 1957 jegliche Vorurteile umzustossen.
14 Jahre bevor auf nationaler Ebene das Frauenstimmrecht eingeführt wird, sind die Frauen von Unterbäch die ersten Frauen in der Schweiz, die an die Urne gerufen werden. Eingefädelt hat dies der Gemeindepräsident Paul Zenhäusern. Am 3. März 1957 wurde auf nationaler Ebene über die Einführung eines Zivildienstes für Frauen abgestimmt. Zenhäusern überzeugte seine Kollegen im Gemeinderat, dass die Frauen in eine solche Entscheidung miteinbezogen werden müssten. «Der Anstand und der gute Ton verlangen es», schrieb der Rat in der Begründung für seinen Beschluss, «dass wir Männer uns nicht als allmächtige Vormünder benehmen, sondern Rechte und Pflichten unserer Frauen in Einklang bringen.»
33 von 86 stimmberechtigten Unterbächerinnen wagten sich am Abstimmungssonntag dann auch tatsächlich zur Urne zu gehen. Eine, die das miterlebt hat, ist Germaine Zenhäusern, die Tochter des Gemeindepräsidenten. Sie war bei diesem geschichtsträchtigen Anlass gerade mal sechs Jahre alt. Im Gespräch mit RaBe erinnert sie sich: «Es war sehr viel los auf der Strasse, es war laut, Journalisten aus der ganzen Welt waren gekommen. Aber es gab auch Leute die nicht erfreut waren über die Aktion.» Ihre Mutter Katharina war die erste Frau in der Schweiz, die eine Stimme in eine Abstimmungsurne legen durfte, erzählt Zenhäusern nicht ohne Stolz.
Die Stimmen der Unterbächerinnen wurden aber nie ausgezählt, der Gang der Frauen an die Urne hatte letzten Endes nur symbolischen Charakter. «Sie hatten zwei Urnen hingestellt, eine für die Frauen und eine für die Männer». Es sei klar gewesen, dass Bundesbern ansonsten alle Stimmen aus der Gemeinde für ungültig erklären werde.
Vordergründig sind es also Lokalpolitiker, die den ersten Urnengang für Schweizer Frauen ermöglichten. Was aber nicht unerwähnt bleiben darf: Hinter den Männern steht eine Frau. Iris von Roten. Promovierte Juristin und Gattin des Walliser Grossrates Peter von Roten. Die Webseite von Unterbäch verrät es: Iris von Roten war die treibende Kraft und eigentliche Urheberin des ersten Urnenganges von Frauen in der Schweiz. Ein Jahr später wurde sie wegen ihres provokanten Manifests Frauen im Laufgitter schweizweit bekannt. Ohne ihr Engagement hätten sich Gemeindepräsident Zenhäusern und Grossrat Peter von Roten wohl kaum so vehement für das Frauenstimmrecht eingesetzt.