In der heutigen Infosendung sprechen wir über das alte Eherecht, setzten uns dank Live-Hörspiel mit Frankenstein aufs Sofa und hören einen unveröffentlichten Text der Literaturpreisträgerin Maria Ursprung. Den Podcast zur Sendung gibts hier:
Die Realität im alten Eherecht
Am kommenden Sonntag jährt sich die Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz zum 50. Mal. Wir nehmen dieses Jubiläum zum Anlass um im Info über weitere Meilensteine auf dem Weg zur Gleichstellung der Geschlechter zu berichten. Im Fokus der heutigen Ausgabe steht die Abstimmung zum neuen Eherecht vom September 1985.
Vor dem Inkrafttreten des neuen Eherechts war der Mann im Gesetz als «Oberhaupt der Familie» definiert. Er konnte somit gegen den Willen seiner Frau den Wohnort bestimmen und er hatte die Entscheidungsgewalt über die Finanzen – auch über das Geld, dass die Frau in die Ehe gebracht hat. «Der Mann hatte zum Unterhalt von „Weib“ und Kindern „in gebührender Weise“ Sorge zu tragen», erklärt Sandra Hotz, sie forscht zu Gender und Recht an der Uni Basel.
Nur über die laufenden Haushaltsausgaben konnte die Frau alleine entscheiden. «Wollte sie aber zum Beispiel ein Möbelstück oder ein Gefährt kaufen, dann brauchte sie die Einwilligung des Mannes», so Hotz. Eine solche Einwilligung brauchte die Ehefrau ebenfalls wenn sie ein Konto eröffnen oder einer Erwerbsarbeit nachgehen wollte.
Das neue Eherecht kommt 1985 vors Volk, weil das Referendum dagegen ergriffen wurde. Federführend dabei war Christoph Blocher, damals aufstrebender Nationalrat. Er fürchtete sich davor, dass die Verantwortlichkeiten in der Ehe unklar seien, wenn das Gesetz nicht genaue Vorgaben mache.
Am 1. Januar 1988 trat dann das neue Eherecht in Kraft. Zweieinhalb Jahren nach der Abstimmung, da es im Anschluss in den Detailberatungen im Parlament noch zu Kontroversen kam. Das neue Eherecht basiert auf der Grundannahme, dass die Eheleute in einer gleichberechtigten Partnerschaft leben.
Knapp 55% der Abstimmenden sagten Ja zum neuen Eherecht. Entscheidend waren dabei übrigens die Stimmen der Frauen, eine Mehrheit der Männer hat es abgelehnt.
Die Uni Basel führt in den kommenden Wochen eine Ringvorlesung durch mit dem Titel «Aus Gründen der Gerechtigkeit». 50 Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz – und die unfertige Geschichte der Gleichheit. Durchgeführt über Zoom, offen für alle Interessierten.
«Auf dem Sofa mit Viktor Frankenstein»
Wer kennt es nicht, das Monster mit den vielen Narben im Gesicht und den Schrauben am Hals: Frankensteins Monster.
Als die junge Engländerin Mary Shelley 1818 ihren Briefroman rund um den Schweizer Wissenschaftler Viktor Frankenstein veröffentlichte, dürfte sie kaum geahnt haben, dass dessen Name rund 200 Jahre später immer noch ein Begriff sein dürfte. Tatsächlich gilt die Gruselgeschichte heute als einer der bedeutendsten britischen Romane und hatte grossen Einfluss auf die Populärkultur.
In Shelleys Roman entdeckt Viktor Frankenstein während seines Studiums die Formel allen Lebens. Aus Leichenteilen näht er ein künstliches Wesen zusammen, dem er mit einem Stromstoss Leben einhaucht. Aus Schreck über die Hässlichkeit seiner Schöpfung überlässt Frankenstein das Wesen dann sich selber, worauf dieses zu morden beginnt.
«Shelley war die erste, welche die Idee formuliert, tote Materie zum Leben zu erwecken. Damit war sie Vorreiterin der ganzen Science-Fiction- und Zombie-Bewegung», sagt die Berner Theaterschaffende Gisela Nyfeler. Für ihr Stück «Auf dem Sofa mit Viktor Frankenstein» hat sich Nyfeler eingehend mit dem Mythos auseinandergesetzt. Sie lässt den Wissenschaftler Frankenstein in einer Radioshow auftreten, wo er Auskunft gibt über seine Schöpfung.
Ursprünglich hätte es ein Bühnenstück werden sollen – nun wird «Auf dem Stück mit Viktor Frankenstein» als Live-Hörspiel umgesetzt, das Zuhause in den Stuben via Stream mitverfolgt werden kann. An insgesamt sieben Vorführungen sprechen und performen Manuel Kühne und Sibylle Mumenthalter live hinter ihren Mikrofonen, wobei Kevin Schneeberger Geräusche und Musik beisteuert. Die Live-Situation sei zentral, sagt Gisela Nyfeler. «Das ist ähnlich wie bei einem Skirennen, da schaut man auch lieber das eigentliche Rennen und nicht die Wiederholung. Der Live-Nervenkitzel, der für die Schauspielenden entsteht, überträgt sich zudem auch aufs Publikum. Man kann mitfiebern, ob alles klappt oder ob was in die Hosen geht.»
Spieldaten Live-Hörspiel «Auf dem Sofa mit Viktor Frankenstein»: Première 05. Februar 20.00 Uhr, weitere Vorstellungen: 6./7./13. Februar jeweils um 18 und 20 Uhr, Tickets gibts hier
Radioblog: Maria Ursprung
Die erste Ausgabe unserer Radioblog-Spezialserie zu den Literaturpreisen 2020 der Stadt Bern gestaltet die Dramatikerin und Regisseurin Maria Ursprung. Sie schreibt Theaterstücke, Hörspiele und Kurzprosa.
Die vermeintliche Harmlosigkeit ihrer Texte sei ihre Stärke, schreibt die Literaturkommission. Maria Ursprung verstehe es, in einem alltäglichen Plauderton tiefgründige, gesellschaftliche Themen zu verhandeln. Für RaBe liest Maria Ursprung ihren noch unveröffentlichten Text «Vieles und noch mehr».