Heute im Info berichtet ein Demokratieaktivist von der grossen Angst in Myanmar vor einer neuen Militärdiktatur, rund eine Woche nach dem Militärputsch, und wir besuchen die Freilicht-Ausstellung in der Unteren Berner Altstadt, welche mit 52 Porträts Geschichten von starken Frauen erzählt.
Den Podcast zur Sendung gibt es hier:
Eine Stimme aus Myanmar
Vor etwas mehr als einer Woche hat das Militär in Myanmar die alleinige Macht an sich gerissen. In der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar hat es die de-facto Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie andere Regierungs- und Parlamentsmitglieder ihrer Partei, der «Nationalen Liga für Demokratie» NLD, festgenommen. Viele Vertreter*innen kamen in der Zwischenzeit wieder frei, doch die Parteispitze steht noch immer in der myanmarischen Hauptstadt Naypyidaw unter Hausarrest.
Der Militärcoup fühlt sich für viele Menschen im südostasiatischen Land wie ein Rückschlag an. Über 50 Jahre lang war Myanmar eine Militärdiktatur, erst 2015 fanden in Myanmar zum ersten Mal demokratische Wahlen statt. Die Armee hat jedoch auch in der Demokratie nie alle Macht abgegeben: Ein Viertel aller Sitze im Parlament sind noch immer für Militärangehörige reserviert.
Bei den letzten Wahlen im vergangenen November erzielte die NLD nach offiziellen Ergebnissen 80% aller Stimmen. Manche ethnische Minderheiten durften allerdings nicht an die Urne. Trotzdem ist klar: Die international nicht unumstrittene Aung San Suu Kyi und ihre Partei werden von weiten Teilen der Bevölkerung unterstützt.
Die Menschen in Myanmar reagierten zuerst nur zögerlich auf den Militärputsch. «Wir wollten der Armee keinen Grund zur Repression und keine Rechtfertigung für ihren Coup geben», berichtet Demokratie-Aktivist Sai Luu. Seit Samstag wachsen die Proteste im ganzen Land jedoch täglich an, alleine gestern seien in der grössten Stadt Yangon rund 150›000 Menschen auf die Strasse gegangen. «Wir demonstrieren in Frieden. Wir fordern Gerechtigkeit, dass unsere Politiker*innen freikommen und dass die Demokratie wieder hergestellt wird», so Luu im Interview mit RaBe.
Frauenporträts beleben die Altstadt
Frauenbiografien sichtbar machen, das ist das erklärte Ziel der Freilicht-Ausstellung Hommage 2021. Noch bis am 30. Juni finden Flanierende zwischen Casinoplatz und Münsterplatz die Porträts von 52 Schweizer Frauen aus den letzten Jahrhunderten. Diesen Pionierinnen sei eines gemeinsam, erklärt die künstlerische Leiterin des Projekts, Liliana Heimberg: «Sie waren mutig und sie wagten zu ihrer Meinung zu stehen. Nämlich dass Frauen viel mehr können, als man ihnen zutraut. Alle porträtierten Frauen haben sich in den unterschiedlichsten Lebensbereichen für die Chancengleichheit eingesetzt.»
Im Vorfeld zur Ausstellung haben Expert*innen aus jedem Kanton die Lebensgeschichte von fünf bis acht bemerkenswerten Frauen recherchiert. Lokale Schulklassen haben dann die Endauswahl getroffen – im Falle des Kantons Bern haben sie sich für Anna Tumarkin, erste Professorin der Schweiz und Amélie Moser-Moser, die sich Zeit ihres Lebens für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzte, entschieden.
Dabei sei Hommage 2021 keineswegs ein Corona-Projekt. Dass Frauenbilder im öffentlichen Raum hängen sollen, dafür hat sich der Trägerverein bereits vor anderthalb Jahren entschieden. «Es ist uns ein grosses Anliegen, dass man auf diese Frauen stösst, dass man sie sieht. Dass man nicht schon ein Grundinteresse an solchen Biografien haben muss, um den Geschichten dieser Vorkämpferinnen zu begegnen», so Heimberg im Interview mit RaBe.
Neben jedem aufgekleisterten Porträt gibt es einen QR-Code. Über diesen gelangen Interessierte auf die Webseite von Hommage 2021 und können sich dort über die abgebildete Frau informieren. Zudem gibt es zu jedem einzelnen Porträt ein Zitat zu hören. So schrieb zum Beispiel Hanny Wallimann-Bracher aus dem Kanton Obwalden 1965 in einem Brief an den damaligen Nationalrat Kurt Furgler: «Ich sammle wenn ich Zeit habe Männerunterschriften fürs Frauenstimmrecht in der Gemeinde Sarnen. Wenn ein Akademiker sagt «Bin nicht dafür! Das gäbe ein Ruck nach Links!» So glaube ich, dieser Herr ist nicht reif für die Demokratie!»
Alle 179 Frauenporträts, also auch diejenigen, die es nicht in die Ausstellung geschafft haben, gibt es hier nachzulesen und nachzuhören.