Wir blicken nach Luzern, wo das Kulturzentrum Eichwäldli definitiv abgerissen werden soll und hören beim Podcast Supernova rein, der das Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz und Kunst beleuchtet. Die ganze Sendung gibts hier:
Bedrohtes Wohn- und Kulturzentrum Eichwäldli in Luzern
Das Wohn- und Kulturzentrum Eichwäldli in Luzern soll definitiv abgerissen werden. Nach monatelangem Hickhack hat die Stadtregierung letzten Freitag beschlossen, an ihrem Ultimatum festzuhalten: Bis am Montag, 15. Februar 2021 müssen die Bewohner*innen das Eichwäldli definitiv verlassen haben.
In den vergangenen 2 Jahren ist das Wohn- und Kulturprojekt neben der Luzerner Allmend stetig gewachsen. Nach der Besetzung wurde ein Gebrauchsleihvertrag mit der Stadt Luzern ausgehandelt, welcher das Projekt legalisierte. Ende September 2020 lief dieser Gebrauchsleihvertrag aus, und die Bewohnenden erhielten eine Frist bis Mitte Februar. Die Stadtregierung will das Haus abreissen. Laut dem von ihr in Auftrag gegebenen Gutachten würde es rund 200 000 Franken kosten, das Haus wieder einigermassen in Stand zu stellen. Dies sei erstens zuviel, und zweitens sei das Haus aus Sicherheitsgründen nicht mehr bewohnbar. Die «Familie Eichwäldli» kommt nach Rücksprache mit dem Ingenieur, welcher das Gutachten für die Stadtregierung erstellt hatte, jedoch zu einem ganz anderen Schluss: Das Haus ist keineswegs akut einsturzgefährdet, und könnte mit spezifischen baulichen Massnahmen problemlos erhalten bleiben, wie Irina und Oskar vom Hausprojekt im Gespräch mit Radio RaBe betonen.
Unterstützung erhält die «Familie Eichwäldli» nicht nur von Kulturschaffenden und Quartierbewohnenden, sondern auch vom Stadtparlament. Letzten Donnerstag hat es eine Interpellation der Jungen Grünen knapp angenommen, welche die Stadtregierung aufforderte, den Sachverhalt nochmals eingehend zu prüfen, um einen Abriss auf Vorrat zu verhindern. Grund ist, dass auf dem Areal bis 2030 wegen laufenden Abklärungen für einen neuen Autobahnzubringer sowieso nichts Neues gebaut werden kann.
Die Stadtregierung zeigt sich davon wenig beeindruckt. Kaum 24h Stunden nach dem Parlamentsentscheid bekräftigte sie ihr Ultimatum. Während die Jungen Grünen von einer demokratiepolitischen Farce sprechen, macht sich bei den Bewohnenden die Enttäuschung breit. Alle Versuche, Verhandlungen mit der Stadtregierung aufzunehmen, seien ins Leere gelaufen. Bereits im Rahmen der Verhandlungen um den Gebrauchsleihvertrag habe mit der Stadt der Konsens geherrscht, diesen temporären Vertrag zu einem späteren Zeitpunkt allenfalls in einen Baurechtsvertrag umzuwandeln. Die Bewohnenden wollten eine Genossenschaft gründen und das Haus im Baurecht erwerben. Für die Luzerner Stadtregierung ist dies jedoch offensichtlich keine Option.
Bevor das Ultimatum kommenden Montag abläuft, versuchen die Bewohnenden nun noch mit aller Kraft weitere Verbündete zu suchen und im öffentlichen Diskurs klarzustellen, dass der drohende Abriss des Eichwäldlis nicht aufgrund eines Sicherheitsproblems erfolge, sondern aufgrund des fehlenden politischen Willens der Luzerner Stadtregierung.
Kann Künstliche Intelligenz Kunst?
Im Museum für Kommunikation dreht sich in der aktuellen Ausstellung «Super – Die zweite Schöpfung» alles um die Frage der menschlichen Selbstoptimierung. Dabei spielen natürlich auch Technologie, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung eine zentrale Rolle. Ergänzend zur Ausstellung hat die Audiobande in Zusammenarbeit mit Wissenschaftsjournalist Roland Fischer einen Podcast geschaffen, dem ebenfalls die Superheldenmetapher zugrunde liegt. «Wir haben uns gefragt, was ein Super-Podcast wäre, also ein Podcast, der über sich selber hinauswächst», erklärt Fischer.
Herausgekommen ist Supernova, eine achtteilige Audio-Serie, die das Verhältnis von KI und Kunst beleuchtet, also derjenigen Sparte, die auch schon als die letzte Bastion des Menschlichen bezeichnet wurde, weil es für Kunst etwas brauche, was nicht programmierbar sei: Kreativität.
Im ersten Teil von Supernova beschäftigen sich die beiden Hosts Jennifer Khakshouri (Kulturjournalistin und Teil der Audiobande) und Roland Fischer mit dem Aspekt des Kopierens. Dabei lassen sie unter anderem die künstliche Stimme von Angela Merkel einen Scherzanruf bei Patrick Karpiczenko tätigen und sprechen mit einem Vertreter der SBB über diejenige Stimme, die seit Jahren in Bahnhöfen und Zügen zu hören ist.
In Supernova wird aber nicht nur über KI gesprochen, sondern diese wurde auch aktiv bei der Produktion eingesetzt. So hat die Audiobande beim Sounddesign mit KI-Musik-Tools herumexperimentiert, eine non-binäre KI-Stimme führt durch die Folge und demonstriert beispielsweise, welche verblüffende Auswirkung es auf die vermeintliche Vitalität von Moderator*innen hat, wenn deren Stimmen auch nur einen Tick verschnellert werden.
Wo das Kopieren aufhört und die Kunst beginnt, kann der erste Teil von Supernova nicht abschliessend beantworten. Dafür aber liefert er gute Unterhaltung und spannende Denkanstösse, wie weit die KI unseren Alltag bereits durchdrungen hat und besticht dabei mit stimmigem Storytelling und ausgeklügeltem Sounddesign.
Wir haben in die erste Episode von Supernova reingehört:
Insgesamt sind acht Supernova-Folgen geplant, die sich alle in irgendeiner Form um die Frage drehen, wie KI und Kunst interagieren. Die Episoden werden jeweils monatlich hier veröffentlicht. Die Ausstellung «Super – Die zweite Schöpfung» im Museum für Kommunikation kann hier im 360-Grad-Online-Rundgang besucht werden.