Barcelona brennt, Spaniens Jugend kommt nicht zur Ruhe. Seit 2 Wochen gab es kaum einen Tag ohne Proteste, am Wochenende kam es erneut zu Sachbeschädigungen, Plünderungen und heftigen, gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Auslöser der Proteste in vielen grösseren Städten des Landes war die Verhaftung des katalanischen Rappers Pablo Hasél. Hasél ist laut der Organisation Freemuse nur einer von aktuell 15 Musiker*innen, die wegen ihren Texten in Spanien hinter Gitter sitzen.
Verurteilt wurde Hasél wegen Majestätsbeleidigung und aufgrund des umstrittenen Gesetzesartikels bezüglich der so genannten Verherrlichung von Terrorismus. Ausschlaggebend war sein Song «Libertad Camarada Arenas» und rund 60 Twitter-Nachrichten. Dafür kassierte Hasél 6 Monate Gefängnis und hohe Geldbussen.
Laut dem in Spanien lebenden Journalisten Ralph Streck sind Pablo Haséls Texte stark umstritten. Es sind wütende, beleidigende, teils auch gewaltverherrlichende Worte. Im jüngsten Prozess jedoch wurde Hasél verurteilt, weil er Dinge beim Namen nannte, welche zwar tatsächlich passiert, jedoch laut spanischem Gesetz nicht offen aussprechbar sind.
Dabei geht es einerseits um den ehemaligen spanischen König Felipe VI, welcher sich vor Prozessen wegen Steuerhinterziehung und Geldwäscherei nach Saudi-Arabien absetzte, als auch um die Verurteilung von Folterungen durch die Guardia Civil, wofür Spanien durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt wurde. In einem Interview auf der Antirep-Plattform Semando Escontra la Represion sagt Pablo Hasél, er habe gewusst, dass er eines Tages verhaftet werde. Erstaunt habe ihn allerdings, wie hoch die Strafe ausgefallen sei.
Vor allem in Katalonien steht der wütende Rapper symbolisch für eine frustrierte spanische Jugend, frustriert über fehlende Meinungsäusserungsfreiheit, über die staatliche Repression nach dem Unabhängigkeitsreferendum, über Polizeigewalt und Perspektiv- und Arbeitslosigkeit, welche durch die Coronakrise noch zusätzlich verstärkt wurden.