Heute werfen wir einen Blick auf Kuba: Seit über 60 Jahren ächzt das Land unter Wirtschaftssanktionen, nun kommt auch noch die drohende Klimakatastrophe hinzu. Eine Reportage über den Kampf gegen die Folgen der Klima-Erhitzung.
Den Podcast gibt es hier:
Klimaerhitzung bedroht Kuba
Hauptverantwortlich für die weltweite Klimaerhitzung sind die Industrieländer, sie produzieren bei weitem die höchsten Treibhausgasemissionen. Die Folgen der Klimaerhitzung tragen jedoch oft Länder mit kleinerer Wirtschaft, so zum Beispiel auch Kuba. Edgar Göll vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in Berlin erklärt: «Kuba befindet sich in einem Bereich der Karibik, der als «Strasse der Hurricanes» bezeichnet wird. In Zukunft werden hier noch häufiger Wirbelstürme auftreten. Auch andere Extremwetterereignisse werden zunehmen, im Osten Kubas zum Beispiel Dürren. Zudem gibt es Studien, die schätzen, dass durch den Meeresspiegelanstieg etwa 120 küstennahe Siedlungen unbewohnbar sein werden bis ins Jahr 2050.»
Kubas Wirtschaft ächzt seit über 60 Jahren unter internationalen Sanktionen und kämpft unter anderem mit Nahrungsmittelknappheit. Trotzdem hat die kubanische Regierung 2017 «Tarea Vida» beschlossen, ein ambitioniertes Programm im Kampf gegen den Klimawandel. Darin enthalten sind unter anderem fünf konkrete Massnahmen um das Land auf die Veränderungen vorzubereiten: So soll es keine neue Bauvorhaben in Küstengebieten mehr geben und die bestehende Infrastruktur wird an den steigenden Meeresspiegel angepasst. Ebenso werden landwirtschaftlichen Aktivitäten auf die Veränderungen abgestimmt, so wird zum Beispiel Saatgut, welches gegen hohe Temperaturen resistent ist, gefördert. Desweiteren soll es weniger landwirtschaftlichen Anbau in Küstennähe geben und die Behörden erarbeiten Pläne, um Gemeinden ins Landesinnere verlegen zu können.
Ciclo Papel in der kubanischen Hauptstadt Havanna ist ein vorbildliches Projekt in Sachen Nachhaltigkeit. Aus Altpapier stellt Ciclo Papel neue Papierbögen her und verarbeitet diese dann weiter zum Beispiel zur Serviette oder zu einer Postkarte. Für die Produktion verwendet das kleine Unternehmen ausschliesslich Regenwasser, welches es selbst auffängt. «Ich habe mit ganz einfachen Mitteln angefangen», sagt Yuyú Estrada, welche Ciclo Papel vor dreieinhalb Jahren gegründet hat. «Mit einem alten Waschbecken meiner Tochter, die Presse bestand einfach aus zwei Ziegelsteinen und den Rohstoff, das Altpapier, hatte ich von Familien und Freunden». Heute erledige Estrada Aufträge für Oxfam, die Unesco, europäische Botschaften aber auch Privatpersonen. Zudem gibt Ciclo Papel Kurse an Schulen zu Recycling und Umweltschutz.
Die Recherche für diesen Beitrag von Max Böhnel und Andreas Knobloch wurde vom Medienfonds real 21 – Die Welt verstehen finanziert, der von der Schweizer Medienschule MAZ und von Alliance Sud getragen wird.