Die Stadt Bern bietet ihre Informationsunterlagen in 14 verschiedenen Sprachen an, Kurdisch gehört nicht dazu. Das müsse geändert werden, finden die Initiant*innen einer Partizipationsmotion, die heute an den Stadtrat übergeben wird. Ausserdem ist der Verein «Rêves sûrs» daran, eine Jugennotschlafstelle auzugleisen, die ab 2022 in Bern zur Verfügung stehen soll. Den Podcast zur ganzen Sendung gibts hier:
Informationen auch auf Kurdisch
Seit einiger Zeit kommuniziert die Stadt Bern auch in Fremdsprachen. So gibt es zum Beispiel den Abfallkalender in mittlerweile 14 Sprachen, zum Beispiel auf Albanisch, Arabisch, Italienisch oder Türkisch. Kurdisch fehlt auf dieser Liste, obwohl Kurdinnen und Kurden eine der grössten Migrationsgruppen in Bern sind. «Da es kein unabhängiges, international anerkanntes Land Kurdistan gibt, werden die Kurdinnen und Kurden anderen Herkunftsländern zugerechnet: Der Türkei, dem Irak, dem Iran oder Syrien», erklärt Sonderpädagogin Yesim Ekici. Gemeinsam mit anderen reicht sie deswegen heute eine Partizipationsmotion ein, ein politisches Instrument mit welchem in der Stadt Bern auch Menschen ohne Schweizer Pass ein Anliegen an den Stadtrat tragen können. Wegen ihrer Motion muss sich das städtische Parlament nun also mit der Frage beschäftigen, ob wichtige Informationen der Stadtverwaltung auch in kurdischer Sprache angeboten werden.
Ekici betont, dass es nicht darum gehe, sich einer sprachlichen Integration zu verweigern. Es gehe in erster Linie darum, ein Zeichen zu setzen, dass die Verfolgung, vor der Kurdinnen und Kurden fliehen mussten, in Bern zu Ende sei. Dass man sie in unserer Stadt willkommen heisse. «Oftmals haben Kurdinnen und Kurden in der Heimat Traumatisches erlebt. Es ist daher nicht hilfreich, Integrationsleistungen in den Sprachen anzubieten, die man ihnen in der Heimat aufgezwungen hat.»
Rêves Sûres – Neue Jugendnotschlafstelle in Bern
Im Januar 2022 soll in der Stadt Bern eine Jugendnotschlafstelle entstehen für junge Erwachsene zwischen vierzehn und dreiundzwanzig Jahren. So plant es der Verein Rêves Sûrs. Allerdings muss das Projekt Notschlafstelle bis nächstes Jahr noch viele Hürden nehmen: Finanzierung, Liegenschaft und Team sind noch nicht gesichert. Der Verein will als private Trägerschaft die Notschlafstelle bezahlen und ist dabei angewiesen auf Gelder von Stiftungen und auf die Abrechnung von Tagessätzen von den Herkunftsgemeinden der Jugendlichen. Die Liegenschaft soll zentral gelegen sein und gut zugänglich, so dass die Jungen den Ort kennen und ihn sicher auffinden können. Zwischen fünf und zehn Zimmern sollte die Unterkunft haben, die Übernachtenden sollen den Raum nicht teilen müssen, um sich sicher zu fühlen und sich erholen zu können.
Das wichtigste am Projekt sei die Freiwilligkeit, sagt Vorstandsmitglied Mathias Gfeller im Interview mit RaBe Info. Die Jugendlichen sollen selber entscheiden, in der Notschlafstelle zu übernachten, ohne administrative Hürden, Zuweisung oder finanzieller Fragen. Es gehe um offene Türen und nicht um eine Abklärung der Problemlage. Projektkoordinator Robert Sans ergänzt, man arbeite mit bestehenden Institutionen zusammen, diese wären froh um eine Entlastung und Lückenschliessung.
Angelehnt ist das Projekt «Sichere Träume» an die Jugendnotschlafstelle «Nemo» in Zürich, die alleine im Jahr 2020 über 1630 Übernachtungen zählte. Die Erfahrungen im Nemo zeigen, wie stark der Bedarf einer solchen niederschwelligen Übernachtungsmöglichkeit ist und dass ein paar nicht Zuhause verbrachte Nächte die Situation im Herkunftssystem bereits entschärfen können.