In der heutigen Info-Sendung fragen wir nach, wie Berner Schulen von einer grösseren sozialen Durchmischung profitieren könnten und stellen den neuen Kunst-Offspace soso am Bollwerk vor. Den Podcast gibt’s hier:
Grössere Durchmischung in Berner Schulen
In der Stadt Bern gibt es über 40 Schulen, viele davon sind ziemlich homogen: In der Länggasse sind es oft Kinder von Akademiker*innen, die die Schulen besuchen, in Berns Westen sprechen viele der Kinder zu Hause eine andere Sprache als Deutsch. Dabei wäre eine demografische Durchmischung wünschenswert, denn alle können von allen profitieren.
«Genau hier setzt unser datengestütztes Verfahren an: Es hilft die Einzugsgebiete der einzelnen Schulen so zu optimieren, dass eine möglichst grosse Durchmischung entsteht», erklärt Oliver Dlabac vom Zentrum für Demokratie in Aarau.
Mit seiner eben veröffentlichten Studie präsentiert er einen Algorithmus, der die Städte bei der Einteilung der Schulkreise unterstützen soll. Dabei wären die Schulwege der Kinder in Zukunft kaum länger oder gefährlicher. «Es sind kleinräumige Veränderungen in den Grenzgebieten der Einzugsgebiete», so Dlabac. Auch soll es nicht zu einer Entwurzelung von einzelnen Kindern kommen, es würden in der Regel ganze Strassenzüge neu einem anderen Schulhaus zugeordnet werden.
Dlabac liefert ein Beispiel, dass auf Daten auf dem Jahr 2000 basiert. Die Schulen Tscharnergut und Schwabgut in Berns Westen wiesen einen hohen Anteil an Kindern aus bildungsfernen Haushalten vor. Kleine Gebietsaustausche mit den angrenzenden Einzugsgebieten Stöckacker und Bethlehemacker hätten für eine grössere Durchmischung sorgen können.
Die Berner Bildungsdirektorin Franziska Teuscher hat als Reaktion auf die Studie eine Arbeitsgruppe einberufen, diese wird nun überprüfen, ob der Algorithmus in Bern bei der Schulzuteilung eingesetzt werden soll.
Offspace soso – interdisziplinär und niederschwellig
Nach Veloladen, dem Pop-Up «Gränni» und Hair- und Tatto-Werkstatt hält nun die Kunst Einzug am Bollwerk 39. Der schlauchförmige Raum zwischen dem Club Kapitel und der Crêperie La Chouette soll künftig als Experimentierwiese dienen für Berner Kunstschaffende und hat den klingenden Namen soso erhalten, was kurz für sub office of space operations steht.
Ins Leben gerufen hat den Offspace soso ein Kollektiv aus acht Menschen, die selber aus dem Kulturumfeld stammen. Ziel sei es, dass im soso interdisziplinäre Projekte stattfinden könnten und dass dabei Kollaborationen entstünden, die es bis anhin so noch nicht gegeben habe, sagt Dino Dragic-Dubois. Entsprechend hat das Kernteam rund 60 Berner Kulturschaffende aus sämtlichen Kunstsparten mit an Bord geholt –vertreten sind Musik, Literatur, Performance, bildenden Künsten und Theater sowie diversen Mischformen. Nebst der Interdisziplinarität sei für das soso auch Niederschwelligkeit zentral, ergänzt Mahalia Haberthür. So sollen auch Menschen Auftrittmöglichkeiten bekomme, die bis anhin noch keine Bühnenluft geschnuppert hätten.
Aufgrund der aktuellen Schutzvorschriften zeichnet das soso Team in Kollaboration mit der Berner Filmcrew Neon Ray Films die Performances derzeit noch auf und sendet diese als Live-Stream. Obwohl der Offspace ursprünglich explizit als Pandemie-Projekt ins Leben gerufen wurde, soll er auch nach Corona weiter existieren. Dann natürlich nicht mehr vor Kameras, sondern vor richtigem Publikum.
Dino Dragic-Dubois im Interview mit RaBe: