2020 war ein ein schlechtes Jahr für Menschenrechte, das zeigt der heute veröffentlichte Bericht von Amnesty International. Und: Die experimentelle elektronische Musik von Frauen* ist weniger bekannt als diejenige der männlichen Kollegen. Warum das so ist, beleuchten wir in der heutigen Infosendung – Den Podcast gibts hier:
Weltweite Lage der Menschenrechte
Heute veröffentlicht Amnesty International den Jahresbericht 2020. Darin kommt die Menschenrechtsorganisation zum Schluss, dass die Corona-Pandemie weltweit Krisen verstärkt habe. «Das vergangene Jahr hat zu Tage gefördert, was zuvor schon latent vorhanden war», erklärt Alexandra Karle, Geschäftsleiterin von Amnesty Schweiz, im Interview mit RaBe. Ungleichheiten in der Gesellschaft hätten sich in vielen Ländern verschärft. So hätten Regierungen und Parlamente in 83 der 149 untersuchten Ländern Corona-Massnahmen ergriffen, die marginalisierte Gruppen diskriminierten. «Wir müssen globalen Herausforderungen anders, solidarischer begegnen und die Rechte aller schützen», so Karle.
im Vorwort des Jahresberichtes schlägt die internationale Generalsekretärin von Amnesty, Agnès Callamard, ganz konkrete Handlungsoptionen vor. Die Regierungen der Welt sollten ihre «Sicherheits-Agenda» beenden, sprich: die ausserordentlichen Befugnisse zum Beispiel der Polizei wieder entziehen. Zudem fordert sie ein Ende der Steuervermeidung von Big Playern wie transnationalen Unternehmen und eine neue Vision von Governance, die das Wohlergehen der Menschen im Auge behält.
Nach einer ausführlichen globalen Analyse folgen im Bericht 149 Länderporträts. In Europa bereite die Menschenrechtslage vor allem in Ungarn und Polen Sorge, führt Karle aus. Hier sei die Meinungsfreiheit respektive die Unabhängigkeit der Justiz teilweise nicht mehr gewährleistet. Und auch für die Schweiz gibt es nicht nur Lob: Die neuen Antiterrorgesetze gehen laut Amnesty International viel zu weit. Ausserdem sollte die Schweiz mehr Geflüchtete direkt aus den griechischen Camps aufnehmen und ihr Strafrecht im Hinblick auf Sexualdelikte dringend überarbeiten.
Frauen* in elektronischer Musik
Sie sind Künstler*innen, Performer*innen, Komponist*nnen, sind Festivalmachende, oder Vernetzende, Poet*innen und sie sind viele. Das Feld der elektronischen Musik ist weit, das Feld derjenigen, die sich darin engagieren und organisieren ist es auch. Dazu gehörten auch früh schon Frauen.
Was diese Pionierinnen der elektronischen Musik nebst ihrer Kunst verbindet, ist eine auffällig geringe Sicht- und Hörbarkeit in öffentlichen Auseinandersetzungen rund um Musik. Warum die Frauen in dieser Kunstdisziplin weniger sichtbar sind als ihre männlichen Kollegen, ergründet Radio Corax in Halle unter anderem im Interview mit Bettina Wackernagel von Heroines of Sound und der Musikerin Antye Greie-Ripatti die unter ihrem Künstlerinnennamen AGF seit rund 20 Jahren elektronische Musik produziert.
Das jährlich in Berlin ausgerichtete Festival Heroines of Sound hat eine feministische Agenda und will den Akteur*innen der elektronischen Musik den Rücken stärken, ebenso wie das internationale Netzwerk Female Pressure.
Seit Anbeginn der avantgardistischen Musik in den 1920er-Jahren seien immer auch Frauen beteiligt gewesen, die Klang und Schaffen in der elektronischen Musik mitgeprägt hätten, sagt Wackernagel. Warum Menschen wie die Transfrau Wendy Carlos, die unter anderem die Musik für Filme wie The Shining oder Clockwork Orange komponierte, nicht bekannt sind, sei unter anderem der Tatsache geschuldet, dass auch die Musikgeschichte nicht objektiv sei, sondern an gesellschaftliche und kulturelle Machtverhältnisse anknüpfe, sagt Wackernagel, im Beitrag von Radio Corax (gekürzte Fassung):
Der Dokumentarfilm «Sisters with Transistors» wirft ein Schlaglicht auf die Pionierinnen und aktuellen Akteur*innen der elektronischen Musik.