Eine Traktandenliste, die kaum abzuarbeiten ist: Im Berner Stadtrat stapeln sich die Pendenzen. Und: Ein tragisch-komisches Theater des Geschichtenerzählers Timmermahn in der Heiteren Fahne. Das und mehr heute im RaBe-Info.
Über 500 Pendenzen und kein Ende in Sicht
Im Stadtberner Parlament stapeln sich die Geschäfte. «Letztes Jahr konnten wir keinen einzigen Vorstoss behandeln, der nicht zuvor als dringlich erklärt wurde», beanstandet Stadträtin Lea Bill vom Grünen Bündnis. Eingereichte Vorstösse würden oft erst Jahre später im Stadtrat behandelt, was immer wieder zu absurden Situationen führe. So konnte der Gemeinderat einen geforderten Zwischenbericht zur Biodiversität in Bern nicht abliefern, da er bereits den Endbericht verfasste. In einem anderen Vorstoss wurde der Schutz von Bäumen gefordert, diese waren zum Zeitpunkt der Parlamentsdebatte, drei Jahre später, jedoch bereits gefällt worden.
Um die hohe Pendenzenlast abzubauen, hat Lea Bill im vergangenen Dezember eine Teilrevision des Geschäftsreglementes vorgeschlagen. So sollen Vorstösse neu abgeschrieben werden, falls die einreichende Person nicht mehr im Stadtrat sitzt und sich niemand anderes dem Geschäft annimmt. Zusätzlich soll das Ratssekretariat den Fraktionen regelmässig eine Liste mit Geschäften vorlegen, die der Gemeinderat zur Abschreibung empfiehlt, ebenso sollen die Fraktionen selbst regelmässig prüfen, ob sie bestimmte Vorstösse wieder zurückziehen wollen.
Eine Erhöhung des Sitzungsrhythmus könnte sich Lea Bill vorübergehend auch vorstellen, also dass der Stadtrat nicht mehr alle zwei Wochen sondern wöchentlich tagt. Sie gibt aber zu bedenken, dass ein solch intensiver Ratsbetrieb viele Menschen, zum Beispiel mit Betreuungsaufgaben, ausschliesse.
Vor Ort und Timmermahns Jubiläum
Wo Timmermahn draufsteht, ist kerniges Berndeutsch drin …
… das ist auch bei dem Stück nicht anders, das heute Abend in der Heiteren Fahne Première feiert: Das Jubiläum. Auf der Bühne steht die Theatergruppe Vor Ort, wobei diese nicht zum ersten Mal mit dem charismatischen Musiker Maler und Geschichtenerzähler Timmermahn zusammenspannt hat, sondern nach Blöffer und Blöffers Hochzyt bereits zum dritten Mal dessen Text umsetzt. Das Jubiläum sei aber nicht einfach eine Weiterführung der absonderlichen Abenteuer von Grossmaul Blöffer, sagt Schauspieler Jonathan Loosli, sondern die Vor Ort-Mitglieder hätten Timmermahn gebeten, ihnen neue Rollen auf den Leib zu schreiben.
Als neues Setting dient die Seniorenresidenz Himmelsteig, in der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Geburtstag anstehen. Die Bewohner*innen – allesamt ehemalige Filmdiven und Bühnenstars – sollen zum runden Wiegenfest noch einmal so richtig aus dem Vollen schöpfen, wobei bei der Ideensammlung allerlei wahnwitzige Ideen zutage kommen.
Waren die beiden Blöffer-Stücke mit absurdem, groteskem und manchmal auch politisch unkorrektem Humor gespickt, habe Das Jubiläum eine andere Tonalität, sagt Jonathan Loosli. «Weniger Schenkelklopfer-Humor dafür mehr Tragikomisches». Was aber offenbar gleich geblieben ist, ist Timmermahns ureigene Art, mit der berndeutschen Sprache zu verfahren. Seine Schreibe zeichnet sich durch grosse Präzision, Fülle und überbordende wortschöpferische Phantasie aus, was sich beim Auswendiglernen der Texte als besondere Herausforderung erweise, erzählt Loosli im Interview mit RaBe:
Vorstellungen «Das Jubiläum»: Do 8. – So 11.4. / Do 22. – So 25.4. / / Mi 28.4 – Sa 1.5.
Vorstellung jeweils um 20 Uhr (am Sonntag 15 Uhr), hier gibst Tickets für den Stream