RaBe-Info
Über die Sendung

Das Nachrichten- und Hintergrundmagazin berichtet seit 1996 werktäglich über Themen aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur aus aller Welt.

Links
Sendungsmachende
Nächste Sendungen
  • Fr, 19.4., 18:00 - 18:30
  • Mo, 22.4., 11:00 - 11:30
  • Mo, 22.4., 18:00 - 18:30
  • Di, 23.4., 11:00 - 11:30
  • Di, 23.4., 18:00 - 18:30
  • Mi, 24.4., 11:00 - 11:30
  • Mi, 24.4., 18:00 - 18:30
  • Do, 25.4., 11:00 - 11:30
  • Do, 25.4., 18:00 - 18:30
  • Fr, 26.4., 11:00 - 11:30

Verbot von LSD: Rück- und Ausblick

Magaly Tornay, Historikerin am Institut für Medizingeschichte an der Universität Bern

Nachdem der Basler Chemiker Albert Hofmann aus Versehen eine winzige Menge LSD eingenommen hatte, führte er heute vor genau 78 Jahren einen ersten kontrollierten Versuch mit dem Stoff durch. Eigentlich hatte er damit gearbeitet um ein Herzmedikament herzustellen – seine Entdeckung prägte dann jedoch ganze Generationen und Kunstrichtungen.
«Alles in meinem Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie in einem gekrümmten Spiegel», erinnerte er sich später an diesen 19. April 1943. Er war damals mit dem Fahrrad von seiner Forschungsstätte bei der Pharmafirma Sandoz nach Hause an den Stadtrand von Basel gefahren, weswegen der heutige Tag auch als «Bicycle Day» gefeiert wird.

Rund 25 Jahre später wurde das Lysergsäurediethylamid verboten. Dass dieses Verbot vor allem mit den Hippies zu tun hatte, sei eine verkürzte Erklärung, sagt Magaly Tornay, Historikerin an der Uni Bern, im Interview mit RaBe. Der Contergan-Skandal Anfang der 60er-Jahre habe die Zulassungsverfahren in der Pharmazie stark erschwert. «Mit diesem Skandal rückten nicht nur die Risiken von diesem Stoff, sondern von Medikament ganz allgemein ins Rampenlicht.» Neuerdings habe man einerseits Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln dokumentieren müssen. Andererseits mussten die zugehörigen Experimente statistisch auswertbar und wiederholbar werden. «Das war bei LSD ein Problem, weil es nicht nur von Mensch zu Mensch verschieden wirkt, sondern weil es auch bei derselben Person je nach Tagesverfassung auch wieder unterschiedliche Erfahrungen hervorruft.» LSD passte also kaum ins neu standardisierte Verfahren der Medikamentenzulassung.

Heute wird der Stoff in der Schweiz vereinzelt wieder zur Behandlung von psychischen Krankheiten wie zum Beispiel Depressionen oder Posttraumatischen Belastungsstörungen verwendet. Es sei jedoch nicht einfach, dafür eine Lizenz zu erhalten. Zudem verwende man LSD in der Grundlagenforschung zum Beispiel bei der Frage, wie das menschliche Bewusstsein funktioniere.
Ob das LSD jemals wieder freigegeben werde, sei nicht klar, so Tornay. «Wenn etwas einmal illegal ist, braucht es grosse politische Überzeugungsarbeit und handfeste Interessen um die Legalisierung voranzutreiben.» Dies sehe sie im Moment kaum gegeben, die Patente für das LSD seien schon lange abgelaufen, mit dem Lysergsäurediethylamid lasse sich also kaum das grosse Geld verdienen.