Mediziner*innen setzen sich für ein nachhaltigeres Gesundheitssystem ein und in Schweizer Lehrmitteln werden nach wie vor rassistische Stereotypen bedient: Das sind die heutigen Themen im RaBe-Info-Podcast.
Gesundheitspersonal für den Umweltschutz
Der Gesundheitssektor müsse mehr tun im Kampf gegen den Klimawandel, fordert der Verein «Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz AefU». Seit über 30 Jahren bringt der Verein neben Humanmediziner*innen auch Veterinär*innen und Interessierte zusammen um sich für eine gesunde Welt einzusetzen.
Letzte Woche veröffentlichte er nun ein Positionspapier, welches aufzeigt, dass Klimaschutz eben auch Gesundheitsschutz sei.
«Zunehmende Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Umweltkatastrophen oder zum Beispiel auch die stärkere Verbreitung der Tigermücke haben Einfluss auf die menschliche Gesundheit», erklärt Martin Forter, Geschäftsleiter des Vereins, im Interview mit RaBe.
Im Kampf gegen den Klimawandel solle der Gesundheitssektor mit gutem Beispiel vorangehen. Die «Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz AefU» fordern deswegen unter anderem auch, dass das Gesundheitswesen bis ins Jahre 2030 CO2-frei sein müsse – bis jetzt verursacht es mehr als 5% des Schweizer Ausstosses von Treibhausgasen. «Viele Gebäude sind schlecht isoliert, zudem braucht die Technik in den Arztpraxen und Krankenhäusern viel Energie», so Forter. Darum forderten die AefU vom Gesundheitssektor eine nationale Strategie um Klimaneutralität möglichst bald zu erreichen.

Änderung der Jahresmitteltemperatur in der Schweiz seit Beginn der Messungen 1864. Dargestellt sind die Abweichungen von einer Referenz-Periode (1961-1990). Quelle: MeteoSchweiz
Rassismus in Lehrmitteln
Eigentlich gibt es ein Recht auf diskriminierungsfreie Bildung, doch noch immer reproduzieren viele Schweizer Lehrmittel rassistisches Gedankengut. Manche würden eine rassistische Bild- und Wortsprache – wie zum Beispiel das N-Wort – verwenden, einige bildeten Menschen in stereotypen Kontexten ab. Und in fast allen Büchern fehle die Darstellung von Kindern, deren Familie eine Migrationsgeschichte hat. Zu diesem Schluss kommt die Broschüre Einblick: Rassismus in Lehrmitteln, verfasst von Rahel El-Maawi und Mandy Abou Shoak.
«Viele Kinder of Colour verinnerlichen, dass sie weniger Wert seien. Die Konfrontation mit solchen Bildern schwächt sie in ihrer schulischen Leistung und ihrem Selbstwertgefühl», erklärt El-Maawi im Interview mit RaBe.
Die Broschüre sei aus einer zivilgesellschaftlichen Initiative heraus entstanden. Die Verfasserinnen wollten den betroffenen Kinder of Colour und ihren Eltern ein Argumentarium zur Verfügung stellen, so dass diese stetig wiederholte Rassismen an der Schule thematisieren können.
Lehrmittelverlage, welche die analysierten Bücher publizierten, zeigten sich grundsätzlich offen für die Kritik. «Sie sagen, dass sie in einem Prozess seien und sich Lehrmitteln ändern werden». Trotzdem würden die selben Bücher immer wieder aufgelegt, auch zum Unmut von vielen Lehrpersonen, so El-Maawi. Diesen gibt sie die Möglichkeit zum zivilen Ungehorsam mit auf den Weg: «Man könnte ja die betroffenen Seiten einfach zusammenleimen.»
Rahel El-Maawi und Mandy Abou Shoak sind an der Tour de Lorraine zu Gast. Am kommenden Mittwoch, 5. Mai, um 19.30 Uhr sprechen sie online über Rassismus in Lehrmitteln. Eine Anmeldung ist erforderlich.