Heute im RaBe-Info gehen wir der Frage nach, warum Schutz und Erhaltung der Biodiversität vor allem im Mittelland zunehmend auf die Mitwirkung der Städte angewiesen ist. Zudem argumentiert ein Winzer gegen die Trinkwasser-Initiative, über welche die Schweizer Stimmberechtigten am 13. Juni 2021 entscheiden.
Den Podcast gibt es hier:
Natur braucht Stadt
Die Stadt habe viel Potential um die Biodiversität zu fördern, aus diesem Grund lancierte Stadtgrün Bern gemeinsam mit dem Botanischen Garten das Themenjahr «Natur braucht Stadt».
Die Städte seien wichtig für die Biodiversität, sie würden wichtige Ersatzlebensräume bieten für Tiere und Pflanzen, die der intensiven Landwirtschaft weichen mussten.
«Heute sind wir so weit, dass die Biodiversität vor allem im Schweizer Mittelland auf die Unterstützung der Städte angewiesen ist», erklärt Sabine Tschäppeler, Leiterin der Fachstelle Natur und Ökologie der Stadt Bern. Zudem hätten Studien gezeigt, dass die Möglichkeit im eigenen Wohnumfeld Naturerlebnisse zu haben ganz direkt mit einer hohen Lebensqualität korreliere.
Eine der Aktionen, die die Stadt in diesem Sommer durchführt, ist der KlimaBalkon. Bewohner*innen sollen ihre Balkone und Terrassen mit einheimischen Pflanzen begrünen und so eine «kühlende ökologische Nische einrichten».
Tipps und Tricks hat die Stadt Bern in einem Praxishandbuch festgehalten.
Ausserdem hat sie verschiedene Spazierrouten ausgearbeitet, in der ganzen Stadt gibt es rund 80 verschiedene Posten. «Das Ziel dieser Stadtspaziergänge ist, dass Interessierte im eigenen Quartier sehen, was an Natur vorhanden ist», so Tschäppeler. Eine ganze Palette an verschiedenen wichtigen Lebensraumtypen könne man so in der eigenen Umgebung erleben.
Die Routen inklusive einiger Erläuterungen gibt es hier.
Ein Winzer sagt Nein zur Trinkwasser-Initiative
Am 13. Juni darf das Schweizer Stimmvolk über die Trinkwasser-Initiative befinden. Laut Initiant*innen würden alle ihre Forderungen darauf abzielen, die Qualität des Schweizer Trinkwassers zu verbessern. Dabei gehe es aber nicht darum, Landwirt*innen etwas zu verbieten, sondern man wolle mit Anreizen arbeiten: Nur wer die Forderungen erfülle, erhalte noch Direktzahlungen vom Bund.
Einerseits sollen Bäuer*innen und Bauern auf den Einsatz von Pestiziden verzichten – sowohl auf synthetische als auch auf biologische. Andererseits sollen Nutztiere keine prophylaktischen Antibiotika mehr verabreicht bekommen, ebenso sollen sie nur noch mit Futter vom eigenen Hof ernährt werden.
Robin Haug ist Winzer auf dem familieneigenen Betrieb in Weinigen, Kanton Zürich. Das Weingut ist rund fünf Hektar gross, was in etwa sieben Fussballfeldern entspricht. Gerade in schwierigen Jahren mit hohem Pilzdruck, viel Niederschlag und hoher Luftfeuchtigkeit sei der Einsatz von Pestiziden unumgänglich, argumentiert er: «Die Rebe hat zwei grosse Feinde: Die zwei Pilzkrankheiten Falscher und Echter Mehltau. In einem regnerischen Jahr würde ich bis zu Hundert Prozent meiner Ernte verlieren, wenn ich auf Pestizide verzichten müsste». Den Anbau von sogenannten Piwi-Sorten, Neuzüchtungen die durch Kreuzungen pilzwiderstandsfähig gemacht wurden, schliesse er zwar nicht aus. «Aber der Weinbau ist sehr träge. Wir pflanzen nur etwa 1% der Fläche pro Jahr neu», erklärt er. Reben seien theoretisch unsterblich, es gäbe viele Parzellen deren Rebstöcke älter seien als 50 Jahre. Die Übergangsfrist von acht Jahren, die in der Initiative vorgesehen ist, reicht somit nicht aus.
Bei einem Ja zur Trinkwasser-Initiative müsste er in Zukunft auf Direktzahlungen verzichten, «das sind auf unserem Betrieb etwa 15’000 Franken jährlich. Wir würden überleben, aber müssten einen Teil davon auch auf die Weinpreise abwälzen». Er selbst habe selbstverständlich auch grosses Interesse an sauberem Wasser und gesunden Böden, «allerdings setzt diese Initiative mit der Brechstange an». Er würde es eher begrüssen, wenn Fachstellen und Bund Landwirtinnen und Landwirte bei der Reduktion des Pestizideinsatzes stärker unterstützen würden.
Am Dienstag sprechen wir mit einem Winzer, der sich für die Trinkwasser-Initiative ausspricht. Den Beitrag gibt es hier.