Heute im RaBe-Info: Ein Projekt, das gut ausgebildeten Geflüchtete den Weg an Schweizer Hochschulen ermöglicht – die Abstimmung über das Covid19-Gesetz – und ein Buch, dass Indierock-Fans begeistern wird.
Bessere Bildungschancen für Geflüchtete
Für hochqualifizierte Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchthintergrund ist es aktuell sehr schwierig, sich an Schweizer Fachhochschulen aus- und weiterzubilden. Die Hürden sind hoch und die institutionelle und finanzielle Unterstützung gering. Dabei würden von einem verbesserten Zugang zu Aus- und Weiterbildungen nicht nur die jungen Geflüchteten, sondern auch die Gesellschaft und die Volkswirtschaft profitieren.
Zu diesem Schluss kam eine Studie der Universität Neuenburg. Gefördert haben die Studie mehrere Stiftungen, die in der Folge geeignete Projekte suchten, um den Zugang zu Fachhochschulen für Geflüchtete zu verbessern.
Neben anderen Projekten ist daraus in Zusammenarbeit zwischen dem Verband der Schweizer Studierendenschaften VSS, der Fachhochschule Westschweiz und der Hochschule für Technik Nordwestschweiz das Projekt INVOST entstanden. Es bietet jungen Geflüchteten, unabhängig vom jeweiligen Aufenthaltsstatus die Möglichkeit, ein Integrationsvorstudium zu absolvieren.
Laut Anne-Seline Fankhauser, Projektleiterin beim Verband der Schweizer Studierendenschaften VSS für das Projekt INVOST, gäbe es aktuell einige Projekte für einen verbesserten Zugang zu Universitäten, nicht aber zu Fachhochschulen, obwohl diese auf die Qualifikationen und Bedürfnisse von Geflüchteten eigentlich besser geeignet wären.
Das Integrationsvorstudium dauert ein Jahr und bietet neben Sprachkursen und Vorlesungsbesuchen auch eine enge Begleitung im administrativen Bereich an. Mitbringen müssen Interessierte gute Deutsch-, bzw. Französischkenntnisse sowie einen Abschluss, der einer Schweizer Maturität entspricht.
Bezahlen müssen Geflüchtete für das Vorstudium nichts. Wie die meisten Integrationsprojekte an Hochschulen funktioniere auch INVOST über Stiftungsgelder und viel freiwilliges Engagement von Studierenden, so Anne-Seline Fankhauser. Ziel sei es aber, dass die Integrationsverantwortlichen künftig auch den Weg über die tertiäre Bildung anerkennen und somit auch finanziell unterstützen.
Die ersten Vorstudiengänge für Geflüchtete an der Fachhochschule Westschweiz und der Hochschule für Technik Nordwestschweiz starten im Herbst 2021. Längerfristiges Ziel ist, weitere Fachhochschulen für das Projekt zu gewinnen.
Abstimmung: Covid-19-Gesetz
Am 13. Juni 2021 stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über das Covid-19-Gesetz ab, weil die «Freunde der Verfassung» das Referendum ergriffen haben und nun quasi im Alleingang gegen die Vorlage kämpfen.
Das Covid-Gesetz ist breit gefächert. Es regelt Härtefallhilfen für wegen der Pandemie angeschlagene Unternehmen, aber auch Kurzarbeits- und Erwerbsausfallentschädigungen. Neben den finanziellen Aspekten enthält es auch gesundheitspolitische Regelungen. Es ermöglicht eine erleichterte Medikamentenzulassung und umreisst die gesetzlichen Grundlagen für ein Impfzertifikat.
Diese thematische Breite des Gesetzes kritisieren die «Freunde der Verfassung» als Verstoss gegen die Vorgabe der Einheit der Materie. Demnach sollten die zentralen Aspekte eines Gesetzes thematisch nicht zu weit auseinanderliegen. Somit verstosse das Gesetz gegen die Verfassung und sei eine Gefahr für den Rechtsstaat, so Michael Bubendorf, Mediensprecher der «Freunde der Verfassung». Dementsprechend fordern die «Freunde der Verfassung», dass die Wirtschaftshilfen in ein separates Gesetz gegossen würden, getrennt von gesundheitspolitischen Regelungen. Dies sei durchaus möglich und von der SVP im Nationalrat bereits so angestossen worden.
SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen verweist auf die spezielle Pandemie-Situation. Sie glaubt nicht, dass die Alternative via Einzelgesetze zielführend ist, weil die Pandemie schnelle Massnahmen erfordert. Jetzt noch Spezialgesetze zu verabschieden, würde zu lange dauern und somit die Wirtschaft gefährden. Tausende Arbeitnehmer*innen und Unternehmen wären von einer Verzögerung der Hilfszahlungen betroffen, Massenkonkurse könnten die Folge sein.
Ein weiterer Kritikpunkt der «Freunde der Verfassung» ist die im Covid-19-Gesetz verankerte Aufhebung der Quarantänepflicht für geimpfte Personen. In dieser Regelung sehen die «Freunde der Verfassung» eine Ungleichbehandlung und befürchten, dass Ungeimpften die Grundrechte entzogen würden. Flavia Wasserfallen hat für solche Behauptungen kein Verständnis. Im Covid-19-Gesetz sei überhaupt nichts festgehalten, was Ungeimpfte diskriminiere. In der Schweiz gelte nach wie vor der Grundsatz der freiwilligen Impfung. Wenn aber beispielsweise ein Restaurant nur noch geimpfte Personen bedienen wolle, sei das in dessen Ermessensspielraum. Diese Frage hat laut Wasserfallen nichts mit dem Covid-19-Gesetz zu tun. Öffentliche Dienstleistungen würden auch für ungeimpfte Personen jederzeit zugänglich bleiben.
Indierock-Roman: The Wolfgang
Dass in The Wolfgang Musik eine zentrale Rolle spielt, wird schnell klar, beginnt der erste Roman aus der gemeinsamen Feder der beiden Thuner Autoren Mick Gurtner und Silvan Gertsch doch mit einem Song-Zitat:
«The road in front of us is long and it is wide / We’ve got beginners luck, we’ve got it on our side»
Die Zeilen aus dem Eels-Song «Beginner’s Luck» liefern denn auch gleich die Kurzzusammenfassung für die folgenden Ereignisse. The Wolfgang erzählt die Geschichte der beiden musikverrückten Freunde Liam und Gonzales, die quasi auf letzten Wunsch ihres verstorbenen Freundes Lukas eine Band gründen. So wird in einer Berner Bar unter dem Einfluss von Magic Mushrooms und hochprozentigem Whiskey The Wolfgang ins Leben gerufen. Es folgen Bandraumproben mit viel Bier, ein Hit-Song, der viral geht und dann spielen die beiden Helden tatsächlich auch schon ihr erstes Konzert im altehrwürdigen Mokka in Thun.
Das bunte Treiben der beiden Protagonisten wird in The Wolfgang abwechselnd aus Liams und aus Gonzales Perspektiven geschildert. Jeweils ein Kapitel lang ist eine Figur am Drücker, wobei Gertsch und Gurtner je für einen Charakter verantwortlich waren. Sobald ein Kapitel fertig war, wurde es an den anderen Autoren weitergeleitet, der die Geschichte dann aus der Perspektive seines Charakters fortsetzte. Das Ping-Pong-Verfahren habe immer wieder für Überraschungen gesorgt, erzählen Gurtner und Gertsch, etwa wenn der anderen eine unerwartete Wendung einbaut habe, auf die es dann zu reagieren galt. «Das war nicht immer einfach, aber immer lustig.»
Nach dem ersten Auftritt von The Wolfgang im Mokka, folgen Irrungen und Wirrungen, gebrochene Herzen, Streit, Wiederversöhnung und eine abenteuerliche Reise in den hohen Norden Schottlands, bevor sich die Band zum Grande Finale tatsächlich auf der Bühne eines ausverkauften Bierhübelis wiederfindet.
Mit ihrem ersten gemeinsamen Buch legt das Autoren-Duo Gertsch und Gurtner einen unterhaltsamen und fantasievollen Indierock-Roman mit zahlreichen absurd-skurrilen Episoden, viel Situationskomik und Lokalkolorit vor. Wer mit der Region Thun und Bern vertraut ist, wird viel Bekanntes wiederfinden: Etwa der Plattenladen ZigZag, die Bar Volver, das Mundwerk, der Schadaupark und natürlich das Konzertlokal Mokka. Die Lektüre macht deutlich: Da schlagen Musiknerd-Herzen in der jeweiligen Autoren-Brust, kommen doch Bands wie Pulp, Placebo, Coldplay, Biffy Clyro, Arab Strap und Mogwai zur Sprache.
Nein, selber auf der Bühne eines Bierhübelis spielen würde man nicht wollen. Also wollen vielleicht schon, aber schliesslich kenne man ja seine eigenen musikalischen Grenzen, sagen Gertsch und Gurtner – ersterer spielt Saxophon in einer Bigband, letzterer erlernt derzeit das Gitarrenspiel. Nichtdestotrotz gibt es zwei Songs der fiktiven Band The Wolfgang nun auch in Realität zu hören, dank der tatkräftigen Unterstützung von Adrian Weyermann (The Weyers) und dem Thuner Musiker Marco Colomba (Pleroma).
So klingen The Wolfgang bzw Gurtner und Gertsch im Interview: