Das Massaker von Tulsa im Bundesstaat Oklahoma vom 1. Juni 1921 zählt zu den verheerendsten rassistischen Gewaltausbrüchen gegen People of Colour in den USA.
In einer einzigen Nacht hat ein weisser Mob bis zu 300 Menschen getötet und das ganze, von POC bewohnte Quartier Greenwood dem Erdboden gleichgemacht.
Greenwood war damals ein wirtschaftlich blühendes Geschäfts- und Wohnviertel, die Bürger*innen lebten eigenständig in relativer Freiheit, mitten im Südstaat Oklahoma, wo die Jim-Crow-Gesetze die Rassentrennung nach dem Grundsatz «separate but equal» aufrecht erhielten.
Auslöser des Massakers war ein Zeitungsbericht eines angeblichen Vergewaltigungsversuchs eines schwarzen Jungen an einem weissen Mädchen. Was damals geschah, ist bis heute ungeklärt. Der Junge wurde verhaftet, worauf sich vor dem Amtshaus ein weisser Lynchmob versammelte. Bewaffnete POC kamen hinzu, um den Jungen zu schützen. Es kam zu einem Schusswechsel, die Lage eskalierte und der weisse Mob zog mordend und plündernd durch Greenwood. Es wurden Feuer gelegt, bis das ganze Viertel in Flammen stand. Unterstützt wurde der Mob von durch den Sherrif kurzerhand ernannten und bewaffneten Hilfsherrifs, teils Mitglieder des berüchtigten Ku-Klux-Klans.
Wie viele Menschen dem Massaker vom 1. Juni 1921 zum Opfer fielen, ist bis heute unklar. Das amerikanische Rote Kreuz geht von bis zu 300 Todesopfern aus, und von 8000 Menschen, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben. Lange wurde den Bewohnenden von Greenwood die Schuld am Massaker zugeschrieben, sie hätten das Massaker mit ihren Emanzipationsbestrebungen provoziert.
Erst im Jahre 1997 richtete der Kongress von Oklahoma die «Tulsa Race Riot Commission» ein, welche die Ereignisse vom 1. Juni 1921 untersuchen sollte. Später sie in «Tulsa Race Massacre Commission» umbenannt, denn in Zusammenhang mit Tulsa von Rassenunruhen zu sprechen, ist blanker Hohn. Bis heute wurde niemand zur Verantwortung gezogen und erst in jüngster Zeit wurde die Suche nach Massengräbern eingeleitet.
Mitte Mai sprach die älteste lebende Zeugin, die 107-jährige Jessica Flechter vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses, im Zuge der zögerlichen Bemühungen auf nationaler Ebene, die Opfer und ihre Nachkommen endlich angemessen zu entschädigen – 100 Jahre nach dem Massaker von Tulsa.