Am heutigen Frauenstreiktag 2021 sprechen wir darüber, warum die Renten von Frauen ein Drittel tiefer sind als diejenigen der Männer. Ausserdem beleuchten wir die neuste Studie von Lost in Europe, die zeigt, dass in Europa mindestens 18’000 geflüchtete Kinder einfach so verschwunden sind. Den Podcast zur Sendung gibts hier:
Frauenstreik: Gender Gap in der Altersvorsorge
Rund ein Drittel tiefer ist die Rente von Frauen in der Schweiz, verglichen mit derjenigen der Männer. Das sei ein Echo aus der Vergangenheit, schreibt dazu etwa die Versicherungsanstalt SwissLife in einer Studie aus dem Jahre 2019.
«Die Rentenhöhe der Frauen heute ist das Resultat ihrer Erwerbsbiografien: Kleinere Löhne, Teilzeitanstellungen, Babypausen, Familienpausen», erklärt Gabriela Medici vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund SGB den sogenannten Gender Pension Gap. In der AHV gäbe es zwar Mechanismen, um einen Ausgleich zwischen den Geschlechtern zu schaffen, da sie beispielsweise die unbezahlte Sorgearbeit als rentenbildend anerkenne. In der zweiten Säule der Altersvorsorge, bei den Pensionskassen, sei dies nicht der Fall.
«Es braucht nun eine Stärkung der AHV und Verbesserungen in der zweiten Säule», plädiert Medici. Individuelle Lösungen alleine würden nicht reichen, damit der Gender Pension Gap endlich geschlossen werden könne. Neue Berechnungen des SGB zeigen: Geht alles so weiter wie bisher, schliesst sich diese Lücke erst in 80 Jahren.
Heute finden in der ganzen Schweiz Dutzende Frauenstreik-Aktionen statt – eine Übersicht gibt es auf 14juni.ch. Radio RaBe ist auch in diesem Jahr wieder mit einem Frauenstreik-Radio mit dabei, wir senden heute Abend live zwischen 20 und 22 Uhr.
18’000 vermisste geflüchtete Kinder in Europa
Wer als Kind in der Schweiz einen Asylantrag stellt, wird von den Behörden registriert. Doch nicht selten kommt es vor, dass mancheKinder plötzlich nicht mehr gefunden werden können. Nicht nur in der Schweiz verschwinden unbegleitete Kinder auf der Flucht, eine neue Studie zeigt, dass in Europa über 18’000 geflüchtete Kinder vermisst werden. Gründe gibt es verschiedene, entweder sie sind weitergerest, ohne dass eine Ausreise registriert wurde, sie sind untergetaucht und leben illegal in der Schweiz oder sie sind verschleppt worden.
Die Organisation Lost in Europe versucht durch Inverstigativjournalismus die Kinder zu finden und herauszufinden, wie viele sich in akuter Gefahr befinden. Die Datenjournalistin Adriana Homolovà hat für dieses Projekt mit Migrationsbehörden in ganz Europa telefoniert und Ein- und Ausreisedaten der Kinder analysiert. Im Gespräch mit RaBe Info erklärt die Journalistin, dass die Daten nicht einheitlich erhoben werden. Jedes Land hat ein anderes System, wie und wann sie Personen registrieren. Es gebe auch Länder wie Dänemark, die gar keine Daten erheben, einfach weil sie es nicht für nötig empfinden. Die von den Asylzentren als vermisst gemeldeten Kinder würden häufig auch gar nicht erst gesucht, sagt Adriana Homolovà im Interview. Dass keine Panik wegen den vermissten Kindern herrscht, das sei letztlich Ausdruck der Europäischen Abschottungspolitik. Denn wären es Europäische Kinder, wäre das Thema „Front Page News“, so die Datenjournalistin.
Hier geht’s zur interaktiven Karte, in welchem Land wie viele Kinder vermisst werden.