Eine Hausbesetzung in Muri, die Wiedereinführung des Botschaftsasyls und Fragen rund ums genossenschaftliche Wohnen – all das beschäftigt uns in unserer heutigen Infosendung.
Podcast der ganzen Sendung:
Neue Hausbesetzung in Muri
In der Nacht auf Montag hat das Kollektiv «L@s Vecin@s Amables» zwei leerstehende Häuser in Muri besetzt. Die beiden denkmalgeschützten Häuser liegen an der Worbstrasse 104 und 108 am Rande der Schürmatt, auf der einen Seite Landwirtschaftsbrache und ein Bauernhof, auf der anderen Seite Industrie und Autobahn. Strom und Wasser wurden abgehängt, ansonsten sind die Häuser in relativ gutem Zustand. Laut Kollektiv wäre es durchaus möglich, die Häuser mit einigen Sanierungsarbeiten wieder in Stand zu setzen.
Ziel des Kollektivs ist es, einerseits billigen Wohnraum und andererseits einen offenen Ort für kulturelle und soziale Veranstaltungen zu schaffen. Damit gedenken sie bereits heute Abend mit einer Vokü mit Salatbuffet zu beginnen. Zudem haben sie heute am frühen Morgen bereits mit der Gemeinde Muri Kontakt aufgenommen, um Verhandlungen für einen allfälligen Zwischennutzungsvertrag aufzunehmen. Das Kollektiv betont, ihre Absichten seien nicht militant, sondern friedlich. Partizipation werde grossgeschrieben.
Aktuell gehören die zwei Häuser an der Worbstrasse noch der Gemeinde Muri. Nächsten Dienstag, 21. September berät das Parlament von Muri jedoch über ein Kaufangebot der Burgergemeinde, welchem die Regierung von Muri bereits zugestimmt hat. Dass sich die Möglichkeit eines baldigen Besitzer*innenwechsels unvorteilhaft auf die Verhandlungen mit der Gemeinde auswirken könnte, ist dem Kollektiv durchaus bewusst. Dennoch hätten sie sich für eine Besetzung zum jetzigen Zeitpunkt entschieden, weil sie dem Verkauf an die Burgergemeinde skeptisch gegenüberstehen, da zu befürchten sei, dass die Häuser renoviert und anschliessend teuer vermietet würden.
Wilma Rall war kurz nach der Besetzung für einen Augenschein vor Ort und sprach mit einem Vertreter des Besetzer*innenkollektivs:
Menschenrechte im Parlament: Herbstsession 2021
Die diesjährige Herbstsession im Bundeshaus ist für Menschenrechtsorganisationen von ganz besonderem Interesse. Insgesamt stehen im National- und Ständerat 10 Vorlagen zur Diskussion, die diesem spezifischen Bereich zuzuordnen sind. So wird sich der Nationalrat etwa als Zweitrat mit der Vorlage zur Schaffung einer Nationalen Menschenrechtsinstitution auseinandersetzten – ein langfristiges Anliegen der Schweizer Menschenrechtsbewegung.
Im aussenpolitischen Bereich wird auch die Beziehung zu China im Zentrum stehen. Das Parlament hat die Gelegenheit, eine klarere Verankerung der Menschenrechte in der Umsetzung der China-Strategie zu fordern. Neben institutionellen Entwicklungen sind in der kommenden Session auch ganz konkrete Fortschritte möglich: Durch ein 24-Stunden Beratungsangebot sollen von Gewalt Betroffene besser unterstützt werden. Zudem kann sich der Ständerat für die Wiedereinführung des sogenannten Botschaftsasyls aussprechen. «Das Botschaftsasyl ist zentrale Forderung von uns für diese Legislatur, die angesichts der aktuellen Lage in Afghanistan dringender denn je ist», betont Michael Ineichen, Leiter der Interessensvermittlung bei Amnesty Schweiz.
Wie wollen wir wohnen – heute und in Zukunft?
Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit eine kleine Ausstellung im Berner Generationenhaus, über die wir vergangene Woche bereits berichtet haben. Porträtiert wird in dieser Ausstellung unter anderem die Wohnbaugenossenschaft Quartierhof in der Berner Lorraine. Der sogenannte Q-Hof konnte in den 80er-Jahren dank dem Widerstand seiner Bewohner*innen vor dem geplanten Abbruch bewahrt werden.
Offiziell gegründet wurde die Wohnbaugenoss*innenschaft (WBG) «Q-Hof» im Jahr 1989 gegründet wobei sie in ihren Statuten die sanfte Renovation der Liegenschaft sowie die Erhaltung kollektiven und preisgünstigen Wohnraums festlegte. 1996 kam letztendlich ein Baurechtsvertrag zwischen der Stadt Bern und der WBG Q-Hof zustande. 10 Jahre später übernahm die WBG Q-Hof das Nachbarhaus am Dammweg 41 ebenfalls im Baurecht. 2019/20 wurde die Liegenschaft am Dammweg 41 ausgebaut.
Die Genossenschaft ist selbstverwaltet, die Bewohner*innen kümmern sich selber um anfallende Arbeiten und entscheiden gemeinsam über Grundsätzliches. Heute leben in den insgesamt 10 Häusern 41 Erwachsene und 9 Kinder in meist kleinen Wohnungen.
Im Rahmen unserer Serie „Wie wollen wir wohnen“ haben wir der selbstverwalteten Genossenschaft in der Lorraine einen Besuch abgestattet. Dort sprach Salim Staubli mit den beiden Genossenschaftlern „Nicce“ und „Pole“ über das Leben in der Gemeinschaft und über ihre Beweggründe in einer Genossenschaft leben zu wollen.