Heute im Info: Wahlen in Russland – Mit Repression gegen die Meinungsvielfalt. Neues aus dem Stadttheater – Innovative Konzepte der «Bühnen Bern».
Kein Raum für Proteste in Russland
Vom 17. – 19. September 2021 finden in Russland Parlamentswahlen statt. Überraschungen sind nicht zu erwarten, der Sieg der Kreml-Partei «Einiges Russland» steht fest. Proteste gegen die Wahl, die keine ist, sind ebenso unwahrscheinlich, denn die Kreml-Partei unter Präsident Wladimir Putin hat vorgesorgt. Seit Jahren zieht sie die Schrauben immer stärker an, um jeglichen Protest und jegliche Regierungskritik von Opposition und Zivilgesellschaft zu unterdrücken.
Diese Entwicklungen hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International im Bericht Russia – No Place for Protest nachgezeichnet.
Der Grundstein für die wachsende Repression gegen Protestierende aller Art wurde bereits im Jahre 2004 mit dem föderalen Versammlungs- und Demonstrationsgesetz gelegt, welches seither nicht weniger als 13 Mal verschärft wurde.
Laut Lisa Salza, Länderkoordinatorin für Zentralasien von Amnesty Schweiz verbietet das Gesetz Kundgebungen nicht grundsätzlich. Dies wäre gemäss der russischen Verfassung auch nicht möglich. Das Gesetz schränkt die Demonstrationsfreiheit jedoch mit dutzenden von Vorschriften mittlerweile so stark ein, dass es Proteste praktisch verunmöglicht.
Wer heute in Russland eine Protestveranstaltung organisiere, betrete ein «rechtliches Minenfeld», so der Bericht. Gleichzeitig habe auch die Polizeirepression deutlich zugenommen, ebenso wie die Zahl der Verurteilungen wegen Verstössen gegen das Versammlungsgesetz, mit teilweisen drastischen Strafen. Bei wiederholten Verstössen gegen das Gesetz drohen Aktivist*innen bis zu 5 Jahre Haft.
Als besonders bizarr und rechtlich illegitim qualifiziert der Amnesty-Bericht die Möglichkeit, Protest-Organisator*innen die Kosten für so genannte Folgeschäden von Kundgebungen aufzubrummen. Einige mögen hier an die Praxis im Kanton Bern denken, wo die Kosten für Polizeieinsätze ebenfalls den Organisator*innen aufgebürdet werden können. Hierzulande allerdings nur, wenn die Demonstration nicht bewilligt ist und es zu Sachbeschädigungen kommt. In Russland geht diese Praxis viel weiter. 2019 beispielsweise wurden Aktivist*innen zu einer Busse von umgerechnet 110 000 US-Dollar verurteilt, weil im Rahmen der von ihnen organisierten Kundgebung in St. Petersburg der Rasen zertrampelt wurde.
Die aktuellste Lage kurz vor den russischen Parlamentswahlen behandelt der Amnesty-Bericht nicht. Laut Lisa Salza deutet jedoch alles darauf hin, dass die Einschüchterung und Einschränkung von regierungskritischen Protesten weitergeht wie gehabt. (wr)
Frischer Wind im Stadttheater
Pünktlich zum Saisonstart präsentieren sich die Bühnen Bern in neuem Antlitz.
Die neue Leitung im Schauspiel mit Schauspieldirektor Roger Vontobel und Chefdramaturgin Felicitas Zürcher setzt auf ein Programm, das in seiner Vielfalt und Qualität ein möglichst breites Publikum ansprechen soll. Das neue Leitungsduo überrascht dabei auch mit eher unkonventionellen Ideen wie beispielsweise einer mobilen Theaterplattform, dem sogenannten Schauspielmobil, oder auch mit Schauspielclubs für jüngere und ältere Generationen, die sich in ihrer Freizeit künftig dem Schauspiel widmen möchten. «Unser Ziel ist es unsere Inszenierungen zu denjenigen Menschen zu bringen, die womöglich noch gar keinen Bezug zum Theater haben», betont Roger Vontobel.
Getragen werden die innovativen Ansätze von einem beinahe komplett neuen Ensemble. Darunter sind auch durchaus bekanntere Namen zu finden: So spielt etwa die Österreicherin Yohanna Schwertfeger, die in ihrer Karriere bereits am Wiener Burgtheater und in Hamburg tätig war, die Hauptrolle in Rose Bernd. Eine Neuinszenierung durch Roger Vontobel des gleichnamigen Klassikers von Gerhard Hauptmann. In «Rose Bernd» gibt es denn auch eine weitere Innovation zu entdecken und zwar in Form von mehreren musikalischen Intermezzi der beliebten Berner Bigband «Traktorkestar».
Zu den neueren Innovationen der Bühnen Bern zählt auch das Jugendtheater, welches sich explizit an Jugendliche die älter als 13 Jahre sind richtet und künftig in den Berner Vidmarhallen über die Bühne gehen soll.