In der argentinischen Provinz Chaco wird die Pandemie genützt, um die Abholzung des Regenwaldes weiter voranzutreiben. Derweilen rufen Velofahrer*innen in Zürich zur Demo, um den Bau sicherer Fahrradwege zu beschleunigen. Den Podcast zur Sendung gibts hier:
Fahrradpolitik in Zürich
Das Velo ist für viele Stadtbewohner*innen unverzichtbar: Es führt einem schneller von A nach B als manch anderes Verkehrsmittel, es ist umweltfreundlich und kostet kaum etwas.
Die Stadt Bern hat 2014 eine Velo-Offensive eingeläutet. Bern soll zur «Velo Hauptstadt» werden, von damals rund 11 Prozent sollen Velofahrende bis ins Jahr 2030 gut 20 Prozent des Gesamtverkehrsanteils ausmachen, so das Ziel. In den vergangenen Jahren ist deswegen einiges passiert: Immer mehr Menschen fahren Fahrrad, auch weil die Infrastruktur sich verbessert hat. Es gibt breitere Velospuren, zum Beispiel von der Stadt in den Breitsch, mehr Veloparkplätze und ein Velo-Verleih-System.
In Zürich scheint die Politik weniger offensiv auf das Thema zuzugehen, obwohl sich dort das Stimmvolk eindeutig für eine aktive Velopolitik ausgesprochen hätte. Über 70 Prozent der Abstimmenden sagten letzten September Ja zu Volksinitiative «Sichere Velorouten in Zürich». «Jetzt ist ein Jahr vergangen und wir sehen, dass eine erste Veloroute geplant ist. Diese wird aber immer noch offen sein für den Durchgangsverkehr», kritisiert Danyal Odabası im Interview mit RaBe. Die Velorouten-Initiative solle so umgesetzt werden, dass sich unterschiedliche Verkehrsteilnehmende nicht mehr den Platz teilen müssen, sagt er.
Um den Wunsch nach einer zukunftsweisenden Fahrradpolitik auf die Strasse zu tragen, findet morgen Mittwochabend in Zürich eine Velo-Ausfahrt statt. Unter dem Motto «Ride for your rights» fordern Teilnehmende sichere Velowege für alle. «Die Verkehrspolitik soll konsequent auf Null Verkehrstote ausgelegt werden», so Odabası. «Es muss für Velofahrende zwischen 8 und 80 Jahren möglich sein, angstfrei in Zürich unterwegs zu sein».
Morgen Mittwochabend findet das «Ride for your Rights» statt. Treffpunkt ist um 18 Uhr auf dem Ni-Una-Menos-Platz (ehem. Helvetiaplatz). Gefahren wird im Schritttempo, der Umzug ist bewilligt. Soundsystems und bunt dekorierte Gefährte explizit erwünscht.
Argentinischen Provinz Chaco: Raubbau und Diskriminierung in der Corona-Pandemie
Bis zum Januar 2021 gab es in Argentinien 1,7 Millionen Fälle von Covid-19 und rund 45.000 Pandemie-Todesfälle zu verzeichnet. Fast die Hälfte der Todesfälle wurde in der nördlichen Provinz Chaco gezählt, obwohl dort nur 2,2 Prozent der argentinischen Bevölkerung leben und die Bevölkerungsdichte extrem niedrig ist.
Kurz nach der Ankunft des Virus im Mai 2020 waren nach offiziellen Angaben ein Viertel der mit dem Coronavirus Infizierten im Chaco Indigene der Qom. Nichtregierungsorganisationen wie die Junta Unida de Misiones, welche die indigene Bevölkerung des Chaco seit Jahrzehnten unterstützen, mussten ihre Arbeit binnen kurzer Zeit der neuen Situation anpassen. Seit Beginn der Corona-Pandemie würden die Organisation eine 24/7-Telefon-Hotline mit Rechtsberatung für Indigene anbieten, berichtet Raul Romero, Leiter der Organisation. Ausserdem werde durch Anträge auf staatliche Fördergelder versucht, Möglichkeiten zur landwirtschaftlichen Selbstversorgung der indigenen Gemeinschaften im Chaco zu organisieren.
Die Unterstützung ist wichtig, denn seit Ausbruch der Pandemie hat die Diskriminierung und Stigmatisierung der indigenen Bevölkerung Argentinies stark zugenommen und einen alten Rassismus zutage gefördert. Während die indigene Bevölkerung in der Covid-19-Pandemie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, zeigen Satellitenbilder laut Greenpeace deutlich, dass in den nördlichen Regionen Argentiniens Reihen von Bulldozern die erzwungene Quarantäne ignorieren. Es scheint, sie nutzten die Abwesenheit von Menschen um breite Schneisen in die Wälder zu schlagen.