Nicht erst seit der rechtsextreme Jair Bolsonaro in Brasilien an der Macht ist, wird der Amazonas-Regenwald abgeholzt. Mittlerweile geschieht dies jedoch in einem gewaltigen Tempo: Im vergangenen Jahr sei es eine Fläche von 140 Fussballfeldern gewesen, die pro Stunde den Kettensägen und riesigen Maschinen zum Opfer fallen – das entspricht einer Fläche der Stadt Bern in zwei Tagen.
Das so erschlossene Land ist interessant für verschiedene Akteure auf dem Weltmarkt. Soja wird beispielsweise angebaut um an die Nutztiere (auch hier in der Schweiz) verfüttert zu werden. Palmöl landet in Hunderten Produkten, die in den Supermärkten zu finden sind: Von Margarine über Babynahrung bis zum Waschmittel.
Um das Gebiet überhaupt erschliessen zu können, muss eine entsprechende Infrastruktur gebaut werden, und bei dieser haben auch die Schweizer Banken ihre Finger im Spiel, wie der neuste Bericht der Gesellschaft für bedrohte Völker aufzeigt. Im Fokus sei dabei die Eisenbahnlinie Ferrogrão und die Wasserstrasse Tapajós, erklärt Kampagnenleiterin Julia Büsser: «Unser Bericht zeigt erstmals auf, dass auch Schweizer Finanzinstitute jene Firmen finanzieren, die sich für den Bau respektive den Betrieb dieser zerstörerischen und menschenrechtsverletzenden Projekte interessieren. Das erstaunt umso mehr, weil der Bundesrat in seiner Finanzmarktstrategie betont hat, dass die Schweiz eine Pionierrolle einnehmen soll als Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen.»
Gemäss dem brasilianischen Gesetz, den UN-Leitprinzipen für Wirtschaft und Menschenrechte und dem Übereinkommen über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern müssten indigene Gemeinschaften grünes Licht geben für diejenigen Projekte, die sie direkt betreffen. Das hätten sie aber nie getan, betont Juarez Munduruku, Anführer des Dorfes Sawre Muybu. «Mit diesen Projekten werden wir alles verlieren: Unsere Kultur, unsere Sprache, unsere Bräuche. Ich weiss nicht, wie die zukünftige Generation in einigen Jahren überleben wird. Denn alle leben und atmen durch den Wald. Wenn wir keinen Wald haben, dann sterben wir alle.»