Am Freitag ist im schottischen Glasgow die Klimakonferenz COP26 zu Ende gegangen. Während der 12-tägigen Konferenz haben rund 200 Staaten und über 25.000 Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über neue gemeinsame Klimaziele verhandelt. Im Vordergrund der Verhandlungen stand die Frage, in welchen Punkten die bisherigen Ziele des Paris Klimaabkommens aus dem Jahr 2015 nochmals grundlegend verschärft und angepasst werden müssen. Geht es nach einem Zwischenbericht der am vergangenen Mittwoch veröffentlicht wurde, sind die meisten Staaten tatsächlich bereit ihre Ziele anzupassen. Zumindest auf dem Papier. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt dem grossen Druck der britischen Gastgeber, die mit zahlreichen Initiativen etwa zum Schutz der Wälder versuchten mehr Tempo und Gewissenhaftigkeit in die Verhandlungen zu bringen.
Dass die teilnehmenden Staaten den Ernst der Lage offenbar endlich begriffen haben, bestätigt auch Maurus Pfalzgraf, der die Verhandlungen als Vertreter des Schweizer Klimastreiks vor Ort mitverfolgte. «Die Signale die von der COP26 ausgehen sind tatsächlich erstaunlich positiv. Es geht aber nicht nur darum den Ernst der Lage anzuerkennen, sondern auch konkrete und kurzfristige Handlungsoptionen daraus abzuleiten», so Pfalzgraf.
Sorgen bereitet Pfalzgraf hingegen die Tatsache, dass an der Klimakonferenz gut ersichtliches «Greenwashing» betrieben wird. Ein Umstand, den auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg vergangene Woche an der Klimastreik-Demonstration in Glasgow scharf kritisiert hat. Die COP26 sei nichts anderes, als ein riesengrosser PR-Event, wo die Weltelite eine Möglichkeit erhält ihre schönsten Reden zu halten und möglichst «ausgefallene Ziele» zu formulieren. Hinter den Vorhängen würden die Länder des globalen Nordens aber nach wie vor kein wirkliches Interesse an den effektiven Klimaschutzmassnahmen zeigen, so das Urteil der 18-jährigen. «Die Klimakonferenz hier in Glasgow gilt als die exklusivste Klimakonferenz, die es je gegeben hat. Doch das was hier geboten bekommen hat mit einer Klimakonferenz nichts mehr zu tun… Es ist nämlich nichts anderes als ein Greenwash-Festival des globalen Nordens», meint Thunberg.
Dass die Klimakonferenz in Glasgow punktuell zu einem «Greenwash-Festival» verkommen ist, belegt auch der Auftritt des indischen Premierministers Nanendra Modi. Dieser präsentierte sich an der COP26 plötzlich als Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel und versprach sein Land bis 2070 klimaneutral zu machen. Gleichzeitig setzt Modi für die zukünftige Energiepolitik Indiens anstatt auf erneuerbare Energien derzeit lediglich auf neue Kohlekraftwerke, wie Survival International kritisiert. Darunter leiden wird vor allem die indigene Bevölkerung Indiens. Innerhalb eines Jahrzehnts sollen in Indien über 50 neue Kohleminen entstehen. 80% davon sind auf dem Land der indigenen Bevölkerung geplant.
In Glasgow wird nun der Abschlussbericht der Klimakonferenz verfasst. Die darin formulierten Klimaziele müssten deutlich konkreter und kurzfristiger sein, denn ansonsten steuert die Erde auf eine satte Erwärmung von rund 2.7 Grad zu, gibt Maurus Pfalzgraf zu bedenken. Pfalzgraf begibt sich derweil mit gemischten Gefühlen auf den Heimweg. In einigen Punkten wie etwa beim Verbrauch von Öl und Gas gäbe es zwar Hoffnung, – andere wichtige Themen hingegen, wie die Klimagerechtigkeit und die damit verbundenen Ausgleichszahlungen von Staaten des globalen Nordens an Staaten des globalen Südens, seinen an der COP26 einmal mehr zu kurz gekommen.
ACHTUNG: Im Beitrag ist uns ein Fehler unterlaufen! Die jährlichen CO2-Emissionen Indiens belaufen sich auf 2.5 Milliarden Tonnen CO2 und nicht wie im Beitrag erwähnt auf 2.500 Tonnen.