Es war ein Monsterprozess, der über fünf Jahre dauerte: Die neofaschistische Partei «Die Goldene Morgenröte», auf Griechisch «Chrysi Avgi», wurde vor über einem Jahr verboten. Trotzdem ist der Rechtsextremismus in Griechenland auf dem Vormarsch, seit einigen Monaten häufen sich Angriffe rechtsextremer Gruppen in Athen und Thessaloniki. Dabei richtet sich die rechte Gewalt meist gegen sehr junge Antifaschist*innen, gegen linke Schülerinnen und Schüler, gegen solche mit Migrationsgeschichte. «Das hängt damit zusammen, dass im Moment ganz offensichtlich eine neue Genration von Nazis auf der Strasse ist», berichtet Ralf Dreis. Er ist freier Journalist für verschiedene deutsche Medien und Aktivist bei der Basisgewerkschaft FAU. Jedes Jahr besucht er Griechenland für mehrere Monate.
Am 7. Oktober 2020, also vor wenig mehr als einem Jahr, wurde die Führungsspitze der rechtextremen Partei «Die goldene Morgenröte» (griechisch: «Chrysi Avgi») schuldig gesprochen, eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben. Viele Kadermitglieder und ehemalige Parlamentarier sind deswegen noch immer inhaftiert – «ein schwerer Schlag gegen den organisierten Faschismus in Griechenland», so Dreis. Doch habe dies nicht dazu geführt, dass das faschistische Gedankengut aus der Bevölkerung verschwunden sei.
Zudem sei die Polizei durchsetzt von überzeugten Rechtsradikalen und auch die regierende Partei Nea Demokratia habe nach dem Verbot der Goldenen Morgenröte dankbar Faschist*innen in ihren eigenen Reihen aufgenommen.